Verbundstrategie

PSD Banken dampfen das Back-Office ein

Die Anzahl der heute noch 1 600 aktiven Banken in Deutschland wird sich in 10 bis 15 Jahren auf 150 bis 300 Banken reduzieren. So prognostiziert es die Unternehmensberatung Oliver Wyman im "Bankenreport 2030". Dass es ganz so dramatisch kommen wird, daran glaubt Dr. Dieter Jurgeit, Vorstandsvorsitzender des Verbands der PSD Banken, nicht. Doch selbst wenn die Prognose sich bewahrheiten sollte, dann sieht er die 14 PSD Banken allesamt unter jenen Kreditinstituten, die am Ende des Bereinigungsprozesses übrig bleiben werden.

Für diese Einschätzung nennt er gleich mehrere Gründe: Zum einen sind die ehemaligen Post-Spar- und Darlehenskassen als "beratende Direktbanken" schlank und kosteneffizient aufgestellt. In der Beratung konzentrieren sie sich auf jene Geschäftsfelder, mit denen sich Geld verdienen lässt - Baufinanzierung und Ratenkredit sowie "Vermögensberatung", worunter vor allem das Fondsgeschäft verstanden wird. Altersvorsorge hingegen sieht man nicht als Kerngeschäftsfeld.

Gut aufgestellt sehen sich die PSD-Banken auch in der Refinanzierung: Sie erfolgt in hohem Maße über die Kundeneinlagen, die 2017 um rund 200 Millionen Euro auf insgesamt 18,0 Milliarden Euro anstiegen. Zwei Institute (die PSD Banken Nürnberg und Rhein-Ruhr) emittieren bereits Pfandbriefe, vier weitere stehen nach Angaben des Verbands kurz vor der Zulassung als Pfandbriefbank - womit man sich bei der DZ Bank nicht nur Freunde macht. Das Volumen der emittierten Pfandbriefe belief sich Ende 2017 auf rund 415 Millionen Euro.

Erfolgsfaktor Nummer drei ist gerade die Kleinheit und Agilität der Banken wie der gesamten Gruppe. Agiles Arbeiten fällt den 14 PSD Banken natürlich leichter als den Genossenschaftsbanken in ihrer großen Organisation. Als Beispiel nennt Jurgeit die hohe Abwicklungsqualität und -geschwindigkeit bei der digitalen Baufinanzierung beim Vertrieb über Portale, die die PSD Banken zu "Gewinnern des Portalvertriebs" machen. Von dem gesamten Baufinanzierungsneugeschäft in Höhe von 2,36 Milliarden Euro 2017 kamen 61 Prozent (1,44 Milliarden Euro) über Portale. Das wiederum hat nicht nur den Vorteil, in dem wachsenden Plattformgeschäft gut etabliert zu sein. Hinzu kommt die überdurchschnittlich gute Qualität des über die Portale vermittelten Geschäfts, in dem gut qualifizierte und gut verdienende Kunden mit überdurchschnittlicher Kapitaldienstfähigkeit im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überrepräsentiert sind. Auch dies trägt dazu bei, dass das Bewertungsergebnis im Kreditgeschäft der PSD Banken bei einem Gesamtkreditvolumen von 16,7 Milliarden Euro nur - 0,01 Prozent beträgt.

Nach Abschluss eines eineinhalbjährigen Strategieprozesses hat der Verband der PSD Banken sechs neue "Masterprojekte" definiert. Leuchtturmprojekt ist dabei die "Digitale Auftragsbearbeitung", mit der man strategisch das Back-Office abschaffen will und damit einmal mehr Agilität beweist. Alle eingehenden Aufträge sollen in Zukunft maschinengelesen und vollautomatisiert bearbeitet werden. Bisher können die PSD Banken bereits rund 85 Prozent aller eingehenden Dokumente maschinell lesen, jetzt wird daran gearbeitet, daraus einen automatisierten Workflow zu erstellen. Bei den Pilotbanken in Münster und Berlin soll das noch in diesem Jahr geschehen, die übrigen 12 Banken sollen 2019 in zwei Sechser-Tranchen folgen.

Da das genossenschaftliche Rechenzentrum Fiducia GAD mit der Migration der norddeutschen Genossenschaftsbanken noch mehr als ausgelastet ist, entwickeln die PSD Banken die entsprechenden Anwendungen "mit Bordmitteln" selbst. Das Rechenzentrum stellt lediglich API-Schnittstellen zur Verfügung, mit denen an den Rechenkern angedockt werden kann. Diese Eigenentwicklung lässt die Investitionssumme mit 635 000 Euro "erstaunlich gering" ausfallen, wie es Jurgeit formuliert.

Nach der digitalen Baufinanzierung ist dies das zweite "Eindampfen" im Back-Office-Bereich. Und schon richtet sich der Blick auf das Callcenter mit seinen derzeit rund 180 Mitarbeitern. Das Stichwort lautet hier "Alexa". Wenn nämlich digitale Sprachassistenten so weit sind, dass sie auch im Bankgeschäft die wesentlichen Kundenwünsche verstehen können, dann könnte die Zahl der benötigten Mitarbeiter im Callcenter um rund die Hälfte sinken. Das ist zwar einstweilen noch Zukunftsmusik. Das Beispiel der digitalen Auftragsverarbeitung zeigt aber, wie Banken von der Digitalisierung profitieren können. Hier könnten der Branche noch größere Umbrüche mit einem Arbeitsplatzabbau in erheblichem Umfang bevorstehen.

Auch die digitale Auftragsbearbeitung werden die PSD Banken, wie sie es bei anderen Projekten bereits getan haben, wohl der gesamten Genossenschaftsorganisation zur Verfügung stellen. Bei der "Digitalisierungsumlage", die die Fiducia GAD bei den Genossenschaftsbanken einsammeln will, schließen sie sich gleichwohl nicht aus. Red.

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