AUSKUNFTEIEN

Was wird aus der Schufa?

Das Bundeskartellamt hat im Februar zwei Vorhaben im Zusammenhang mit der Schufa die Freigabe erteilt: einer Übernahme durch den schwedischen Investor EQT AB sowie dem Vorhaben der Teambank, ihre Minderheitsbeteiligung an Deutschlands bekanntester Wirtschaftsauskunftei aufzustocken. Derzeit hält die Teambank 17,94 Prozent an der Schufa.

Beide Vorhaben passen natürlich nicht zusammen. Das war für die Wettbewerbsbehörde indessen nicht maßgeblich. Sie prüft in der Fusionskontrolle nur die wettbewerblichen Auswirkungen angemeldeter Zusammenschlüsse. Aus dieser Sicht waren beide Vorhaben freizugeben, heißt es von den Wettbewerbshütern. Durch die Freigaben haben beide Bieter jetzt die Möglichkeit, die Übernahme fusionskontrollrechtlich zu vollziehen. Dem Fortgang des Bieterwettbewerbs liegen allein unternehmerische Entscheidungen zugrunde.

Die deutsche Öffentlichkeit hat das Thema jedoch aufgeschreckt, seitdem im Oktober die Übernahmepläne von EQT bekannt wurden. Es wird quasi ein Ausverkauf deutscher Verbraucherdaten befürchtet. So kommt es, dass die Bürgerbewegung Campact e.V., die sich mit Online-Appellen direkt an Politiker und Unternehmen wendet, Anfang Februar unter dem Titel "Stoppt den Ausverkauf der Schufa-Daten" eine Kampagne gestartet hat, um den Verkauf der Schufa an EQT zu verhindern. Ihr Appell an die bestehenden Eigentümer, dazu ihr Vorkaufsrecht zu nutzen, wurde innerhalb der ersten 24 Stunden von 158 000 Menschen unterschrieben. Am 7. März lag die Zahl der Unterstützer bei 232 655 von angestrebten 275 000.

Ein Stück weit musste die Initiative dabei zurückrudern und klarstellen, dass auch ein neuer Eigentümer mit dem Erwerb der Schufa natürlich nicht zum Eigner der Daten wird. Dass sogar Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, sich bereits zum Thema geäußert hat und sich offenbar genötigt sah, darauf hinzuweisen, dass jeglicher Eigentümer datenschutzrechtliche Vorgaben einzuhalten habe, zeigt jedoch, wie heikel das Thema für die in Sachen Datenschutz besonders sensiblen Deutschen ist.

EQT hatte angekündigt, in einem ersten Schritt die Anteile der französischen Société Générale für 200 Millionen Euro zu erwerben und diese Beteiligung dann auf bis zu 100 Prozent auszubauen. Nun stellt sich die Frage, welche Eigner zum Verkauf ihrer Anteile bereit sind - und wer diese dann übernehmen wird.

Das beim Bundeskartellamt angemeldete Vorhaben der Teambank, ihre Beteiligung aufzustocken, darf wohl als Zeichen dafür gewertet werden, dass zumindest die Genossenschaftsorganisation willens ist, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Viel wäre für eine Mehrheit der beiden kreditwirtschaftlichen Verbünde zusammen gar nicht erforderlich. Schließlich halten auch die Sparkassen laut Schufa zusammen 26,4 Prozent der Anteile.

Für die Schufa dürfte es in jedem Fall eine neue Erfahrung sein, dass sich einmal eine Initiative für ihren Erhalt in der gegenwärtigen Form einsetzt, um das Schreckgespenst einer börsennotierten Schufa zu verhindern. Das heißt natürlich nicht, dass die Forderung nach mehr Transparenz bezüglich des Scoringverfahrens nicht weiter mit Nachdruck erhoben werden wird. Das wird wohl bis auf Weiteres ein Dauerthema bleiben. Red.

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