GELDAUTOMATEN

Sprengungen - Sparkasse zieht Konsequenzen

Quelle: pixabay.com

Seit 2021 sind im Geschäftsgebiet der Sparkasse Heidelberg sieben Geldautomaten gesprengt worden. Dabei beobachtet das Institut, dass die Täter immer mehr auch die Gefährdung von Leib und Leben in Kauf nehmen. Bisher waren Geldausgabeautomaten an freistehenden Standorten, etwa in Gewerbegebieten betroffen. Zuletzt jedoch wurde ein Gerät im SB-Bereich einer Filiale gesprengt - mitten in einem Wohngebiet und sogar einem Wohngebäude, in dem junge Familien mit Kindern leben.

Daraus zieht die Sparkasse nun die Konsequenzen mit einem ganzen Maßnahmenpaket, das sich unter anderem an den Präventionsempfehlungen der Polizei orientiert. Dazu gehören Investitionen in modernste Geldausgabeautomaten sowie in deren höchstmöglichen Sicherheitsstandards sowie Abschreckungsmaßnahmen wie etwa Panzerung oder die Installation von Systemen zur Einfärbung von Geldscheinen nach einem Angriff.

Vor dem Hintergrund der steigenden Bedrohungslage und einer umfassenden Gefährdungsanalyse reicht das jedoch nicht mehr aus. Zum Schutz der Bevölkerung und auf Empfehlung der Kriminalpolizei nehmen die Heidelberger deshalb neun SB-Einrichtungen mit höchster Gefährdungsstufe vom Netz, die aufgrund ihrer Lage und guten Zugänglichkeit besonders gefährdet für Sprengangriffe sind. Dem will die Sparkasse durch den Abbau zuvorkommen. An den entsprechenden Standorten wer den Schilder mit dem Verweis auf die nächstgelegene geöffnete Filiale angebracht. Denn alle übrigen SB-Stellen werden in den Nachtstunden von Mitternacht bis 5 Uhr morgens geschlossen. Standorte mit bereits gesprengten Geldausgabeautomaten werden nicht mehr aufgebaut, da insbesondere Pavillons nicht zu schützen seien.

Die SB-Bereiche der Filialen bleiben zwar erst einmal geöffnet. Allerdings sollen hier die Sicherheitssituation in den SB-Bereichen optimiert und Geldbestände angepasst beziehungsweise reduziert werden, um den Anreiz für Angreifer zu verringern. Zudem soll während der Nacht ein Wachdienst die Filialen schützen. Leicht gefallen sind die Schließungen der SB-Standorte der Sparkasse nicht. Zum einen sind sie selbst mit hohen Kosten verbunden. Zum anderen verschlechtert sich dadurch natürlich der Service für die Kunden, namentlich an den neun Standorten, die komplett geschlossen werden. Dass sich im Umkreis von wenigen Kilometern rund um diese SB-Stellen jeweils Filialen mit Geldautomaten befinden, wird die betroffenen Kunden vermutlich nur wenig trösten. Die Schließungen in den Nachtstunden werden die meisten dagegen wohl leichter verschmerzen können.

Doch wenngleich Banken und Sparkassen immer Gefahr laufen, mit Serviceeinschränkungen auch Kunden zu verlieren, werden diese von der Sparkasse Heidelberg als letzter Ausweg bewertet. Nachdem alle bisherigen Maßnahmen und Investitionen in die Sicherheit der Geldautomaten nicht von Erfolg gekrönt waren, lautet ihr Fazit. "Wir mussten erkennen, dass Geldautomaten in freistehenden Einrichtungen so gut wie nicht zu schützen sind."

Mit dieser Erfahrung steht die Sparkasse Heidelberg keineswegs alleine da. Schließlich ist die Sprengung von Geldautomaten in der kriminellen Szene geradezu zum neuen Trend geworden. Immer mehr Institute müssen sich deshalb Gedanken machen, wie sie SB-Standorte oder auch Filialen vor solchen Angriffen schützen können. Vor dem gleichen Problem standen im vergangenen Jahr beispielsweise auch die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse nach einer Reihe von Angriffen auf ihre unter der Marke Finanzpunkt betriebenen Gemeinschaftsfilialen. Diese Standorte zu schließen, stand natürlich nicht zur Debatte, nachdem erst im März 2021 alle 26 Finanzpunkte eröffnet worden waren. Frankfurter Volksbank und Taunus Sparkasse haben sich deshalb für eine Bewachung rund um die Uhr entschieden.

Ein flächendeckender Wachdienst für das gesamte Geldautomatennetz der deutschen Kreditwirtschaft indessen wäre finanziell wohl nicht zu stemmen. Auch würde sich hier die Sinnfrage stellen. Deshalb ist es nur vernünftig, während der Nacht nur einige Filialen zu öffnen und zu bewachen, andere Standorte hingegen nachts zu schließen und manche sogar ganz abzubauen. In Zeiten rückläufiger Bargeldnutzung und eines mittlerweile dichten Händlernetzes, das Bargeld auch an der Ladenkasse auszahlt, ist das für die meisten Kunden sicher zumutbar. Red.

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