DIGITALE ÖKOSYSTEME

Überschätzte Potenziale für Banken?

Auf der Suche nach neuen Ertragsquellen, mit denen sich wegbrechende Zinserträge kompensieren lassen, fokussieren sich Banken immer stärker auf Zusatzdienste, die mit den eigentlichen Finanzdienstleistungen nichts zu tun haben. Nicht alles davon ist neu. Namentlich Extras aus den Bereichen Shopping und Freizeit/Reisen sind in vielen Mehrwertkontopaketen, wie sie vor allem Sparkassen anbieten, schon integriert. Auf dem Weg zum digitalen Ökosystem geht es jedoch darum, diesen Ansatz noch stärker auszubauen.

In welchem Ausmaß sich die Mühe tatsächlich lohnt, ist bisher noch nicht wirklich geklärt. Denn hierzulande ist die Ausgangsbasis noch eine ganz andere als zum Beispiel in China oder auch - etwas näher - der Türkei. Bei einer Online-Umfrage hat Civey am 7. und 8. Juni dieses Jahres 2 575 Personen repräsentativ befragt, zu welchen Themen sie sich vorstellen könnten, von ihrer Bank Hilfe und Unterstützung zu erhalten. Zur Wahl standen Mobilität und Verkehr, Reisen und Urlaub, Sicherheit, Beruf und Bildung, Nachhaltigkeit, Wohnen, Shopping und Freizeit sowie Gesundheit und Medizin. Ernüchterndes Ergebnis: Mehr als zwei Drittel der Befragten (67,9 Prozent) hatten bei keinem dieser Themenfelder Interesse an Leistungen von ihrer Bank. Bei Menschen über 50 war das Interesse geringfügig höher. Von ihnen hatten "nur" 66,8 Prozent kein Interesse. Da gegen lag bei Frauen - anders, als man es vielleicht vermuten könnte - das Desinteresse mit 70,4 Prozent um 2,5 Prozentpunkte höher als in der Gesamtstichprobe.

Potenzial scheinen vor allem Mehrwertleistungen im Bereich Wohnen zu bieten. Hier ist das Interesse am höchsten: 22,4 Prozent aller Befragten können sich hier Unterstützung seitens ihrer Bank vorstellen, unter den Frauen 19,0 Prozent, unter den über 50-Jährigen 21,4 Prozent. Das mag daran liegen, dass hier eine gewisse Nähe zur Kerndienstleistung der Bank, der Baufinanzierung, noch am ehesten wahrgenommen wird. Es kann jedoch auch damit zusammenhängen, dass Banken bei diesem Themenfeld schon am weitesten sind, wenn es um die Abrundung des eigenen Angebots um Leistungen von Partnern geht.

Auch im Bereich Sicherheit - ebenfalls ein Bereich, der als Kernkompetenz von Banken wahrgenommen wird - stoßen Zusatzangebote auf vergleichsweise offene Ohren mit Zustimmungsraten von 8,2 bis 8,7 Prozent. Die Bank als Shoppingplattform können sich dagegen nur 1,2 Prozent der Befragten vorstellen. Einstweilen denkt also offenbar ein großer Teil der Kunden noch: "Schuster, bleib bei Deinen Leisten." Damit scheint der Weg der Banken bei der Transformation zur Plattform noch sehr lang zu sein. Red.

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