Volksbanken

Vereint mit dezentraler Lenkung

Philipp Otto

Foto: Fritz Knapp Verlag

Die Bündelung der Kräfte im Rhein-Main-Gebiet geht weiter: Mit der Vereinigte Volksbank Maingau und der Volksbank Griesheim übernimmt die Frankfurter Volksbank die Institute Nummer 19 und 20 seit 1997. Die Vereinigte Volksbank Maingau bringt es sogar auf 25 Fusionen seit ihrer Gründung im Jahr 1865. Während die Volksbank Griesheim als ein kleines Institut angesichts der immer nur zunehmenden Herausforderungen die eigenen Zukunft infrage gestellt sieht, überrascht der Zusammenschluss mit den Maingauern auf den ersten Blick ein wenig, ist das Haus doch sowohl wirtschaftlich gesund als auch in einer Größenordnung, die durchaus eigenen Überlebenschancen zuließe. Allein Maingau lässt Frankfurt um rund ein Viertel wachsen.

Aber auch hier gilt, dass man angesichts der Regulierung, Digitalisierung und niedrigen Zinsen gemeinsam mehr Chancen im Wettbewerb sieht, als jeder für sich alleine ausschöpfen könnte. Dabei geht es nicht in erster Linie um schiere Größe, wie von den Beteiligten betont wurde, sondern um Synergien, um Solidität und um Zukunft.

Mit rund 260 000 Mitgliedern entsteht die mit gliederstärkste Volksbank ganz Deutschlands. Die Kunden können auf 110 Geschäftsstellen und 60 SB-Center zugreifen.

Die Bilanzsumme der Bank beläuft sich nach vollzogenen Zusammenschluss, der rückwirkend zum 1. Januar erfolgen soll, auf rund 11,6 Milliarden Euro, die Kundeneinlagen liegen bei 9,4 Milliarden Euro und das Kundenkreditvolumen bei 6,3 Milliarden Euro. Mit einer harten Kernkapitalquote von 19,7 Prozent stellt die Erfüllung der aufsichtlichen Anforderungen zumindest an dieser Stelle kein Problem dar.

Und dabei ist Eva Wunsch-Weber, die Vorstandsvorsitzende der vereinigten Bank bleiben wird, eines ganz wichtig: "Maingau bleibt Maingau und Griesheim bleibt Griesheim." Soll heißen, die Institute behalten in ihren Regionen ihren Markenauftritt, gemäß dem bei den Fusionen der Vergangenheit so erfolgreich praktizierten Prinzip der dezentralen Lenkung spielen die Initiative und der Gestaltungswille der Mannschaften vor Ort weiterhin eine wichtige Rolle für den Erfolg.

Rund 1 000 Mitarbeiter kümmern sich künftig um die Kunden, unterstützt von einem zentralen und effizienten Backoffice. Insgesamt rechnet Wunsch-Weber mit Synergieeffekten im mittleren zweistelligen Millionenbereich, obwohl die Mitarbeiter der Vereinigten Volksbank Maingau eine Arbeitsplatzgarantie für fünf Jahre erhielten.

So sehr der Zusammenschluss auch Sinn machen mag, es ist schon ein bisschen befremdlich, wenn gesunde und in ihrer Region erfolgreiche Banken den Zusammenschluss suchen müssen, da sie mit den von der Geldpolitik und der Bankenaufsicht gestellten Rahmenbedingungen nicht mehr zurecht kommen können. An die immer wieder versprochenen Entlastungen durch die Aufsicht glaubt von den drei beteiligten Banken übrigens keiner mehr. Also hilft nur wachsen. P.O.

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