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Yomo startet mit "240 Sparkassen zu wenig"

Yomo

Wenn es um die Sympathiewerte von Kreditinstituten geht, haben die Sparkassen meist die Nase vorn. Als innovativ wahrgenommen werden sie aber nicht immer. Das liegt, so DSGV-Präsident Hartmut Schleweis, zuletzt auf dem FI-Forum in Frankfurt, zum einen daran, dass die Sparkassen eine sehr breit gefächterte Kundschaft bedienen und die Bedürfnisse aller gleichermaßen im Blick behalten müssen, anders als Direktbanken oder Fintechs.

Es liegt aber auch daran, dass der Verbund in Sachen Innovation sein Licht manchmal etwas unter den Scheffel stellt. Denn es gebe durchaus Themen, bei denen die Sparkassen ganz vorne seien, so Schleweis. Ausdrücklich nennt er hier Instant Payments, die Zusammenarbeit mit Fintechs beziehungsweise das Übernehmen der agilen Arbeitsweise und das Voice Banking.

Das Voice Banking ist freilich einstweilen lediglich ein sprachgesteuerter Infodienst und soll aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres wohl auch nicht weiter in Richtung Transaktion ausgebaut werden. Kleinbetragstransaktionen, die lediglich mit einer vom Kunden selbst festgelegten sogenannten Voice-PIN zwischen 4 und 16 Zeichen freigegeben werden müssen, sind bislang das Äußerste. Dennoch scheint sich die im Februar dieses Jahres eingeführte Funktion vor allem bei jungen Kunden der bislang 44 Institute, die das Voice Banking freigeschaltet haben, zunehmender Beliebtheit zu erfreuen.

An eine ähnliche Zielgruppe richtet sich Yomo. Im Februar dieses Jahres bereits teilweise totgesagt, ist das Smartphonebasierte Girokonto seit Dezember für alle Sparkassen freigeschaltet. 130 Institute sind zum Start dabei. Im Umkehrschluss heißt das: 240 zu wenig, wie Hartmut Schleweis auf dem FI-Forum auch sagte. Denn: "Unsere volle Marktkraft entfalten wir nur dann, wenn alle etwas tun". Speziell zu Yomo sagt Schleweis: "Jede Sparkasse, die Yomo einführt, verschenkt Kunden."

Yomo wird - ähnlich wie Congstar bei der Telekom - als Zweitmarke der Sparkassen verstanden und soll als Alternative zu N26 oder Revolut positioniert werden. Das Angebot richtet sich an junge Erwachsene, die noch nicht Kunde einer Sparkasse sind, sowie Bestandskunden, die ein Girokonto beim Wettbewerber besitzen. Eine Altersobergrenze ist jedoch nicht vorgesehen.

Da es gezielt darum geht, neue Kundenpotenziale zu erschließen, die die Sparkassen bisher nicht erreichen, wird eine Kannibalisierung des bisherigen Geschäfts nicht befürchtet. Das setzt allerdings voraus, dass die Institute in ihrer Kommunikation zur Marke Sparkasse konsequent auf eine eigene Kommunikation zu Yomo verzichten.

Das Leistungsspektrum und die Ausprägung kann jede einzelne Sparkasse eigenverantwortlich im Rahmen der bestehenden Funktionalitäten und technischen Möglichkeiten bestimmen. Allerdings ist die Sortimentsbreite bewusst schlanker angelegt als bei den Sparkassen. Nur bedingte Flexibilität gibt es bei den Konditionen. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen wird das Smartphone-basierte Girokonto in einer kostenlosen Basisvariante angebunden, die das einzelne Institut jedoch an Bedingungen wie einen Mindestgeldeingang knüpfen kann. Außerdem können Obergrenzen für kostenlose Buchungen oder Bargeldabhebungen sowie die Jahresgebühr der optional angebotenen Kreditkarte festgelegt werden. Ab Ende Januar 2019 soll es darüber hinaus auch eine Premiumvariante mit weiteren, bepreisten Services geben. Dazu gehört zum Beispiel eine walletfähige Kreditkarte, während es in der Basisversion nur eine physische Plastikkarte gibt.

Damit könnten sich die Sparkassen dann jedoch gegenseitig Konkurrenz machen. Denn bei der Anmeldung wird zwar in einem ersten Schritt die nächstgelegene Sparkasse nach Postleitzahl vorgeschlagen. Der Kunde kann jedoch eine manuelle Nutzung vornehmen - etwa wenn die Sparkasse vor Ort Yomo gar nicht einführt oder unattraktive Konditionen bietet. An dieser Stelle könnte sich ein immanenter Druck für die Institute aufbauen, Yomo anzubieten und auch in der Premiumvariante ein in etwa vergleichbares Konditionenniveau einzuhalten. Red.

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