Branchenzahlen 2016: Factoring wächst um vier Prozent

Die Umsätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes e.V. (DFV) stiegen erneut 2016 um aktuell 3,77 Prozent auf 216,8 Mrd. Euro. Mehr als 27.250 Kunden nutzen nun die Vorteile der Finanzierungsalternative Factoring, ein stolzes Plus von 33,8 Prozent und ein Beleg dafür, dass Factoring gerade im Mittelstand immer häufiger eingesetzt wird. Die Factoring-Quote stabilisierte sich bei 6,9 Prozent (gemessen am Umsatz der DFV-Mitgliedsunternehmen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt).

„Factoring entwickelte sich 2016 mit einem moderaten Zuwachs erfreulich weiter, vor allem angesichts der Marktsituation und der Überliquidität ist dies ein sehr ordentliches Ergebnis“, fasst Joachim Secker, Sprecher des Vorstandes des Deutschen Factoring-Verbandes e.V., die Entwicklung zusammen. Die Mitglieder des Verbandes repräsentieren rund 98 Prozent des verbandlich organisierten Factoring-Marktes in Deutschland, gemessen am Factoring-Umsatz. Diese Zahlen sind daher maßgebliche Benchmark des gesamten deutschen Factoring-Marktes.

Die aktuellen Umsatzgrößen verdeutlichen ganz besonders die zunehmende Nutzung von Factoring-Lösungen im Mittelstand: Von der Anzahl der Factoring-Kunden werden zwischenzeitlich fast 91 Prozent im typischen KMU-Segment von 0 bis 10 Mio. Euro Factoring-Umsatz bedient. Diese knapp 91 Prozent der Kunden repräsentierten in 2016 fast 60 Prozent des gesamten Factoring-Volumens (plus ca. 15 Prozent). Hingegen bedienen weniger als 3 Prozent der Factoring-Kunden in den Big-Ticket-Umsatzsegmenten ab 50 Mio. Euro, fast 25 Prozent des Factoring-Volumens.

Treiber des Wachstums war das internationale Factoring-Geschäft. „Made in Germany“ war weltweit gefragt, Deutschland exportierte Waren und Dienstleistungen für über 1,2 Billionen Euro in die Welt. Diese neue Bestmarke schlug sich auch im Export-Factoring nieder: Export-Factoring nahm um 15,6 Prozent auf nunmehr 64,5 Mrd. Euro zu, ebenfalls eine neue Rekordmarke. Das Import-Factoring schwächelte hingegen 2016 mit einem Minus von 8,9 Prozent. Da gesamtwirtschaftlich im vergangenen Jahr die Importe stärker als die Exporte zulegen konnten, wird dies in den Folgejahren statistisch zu beobachten sein.

Interessante Veränderungen gab es im Ranking der wichtigsten Partnerländer und -regionen im Factoring, wobei Osteuropa und Benelux sich unverändert an der Spitze  zeigten. Erneut stieg Österreich gleich um zwei Plätze nach oben und ist nun drittwichtigstes Partnerland im internationalen Factoring. Etwas Sorgen macht die Abstufung Italiens gleich um zwei Plätze, ein möglicher Hinweis, dass die wirtschaftlichen Probleme dort doch tiefgreifender sind. Asien büßte ebenfalls zwei Plätze ein. Der Brexit Großbritanniens hat jedenfalls im Factoring noch nicht stattgefunden, UK legte vielmehr um einen Platz zu, ebenso wie die Schweiz.

In den Factoring-Schwerpunktbranchen gab es wenig Bewegung: Es dominieren weiterhin Handels- und Handelsvermittlung, Herstellung von Metallerzeugnissen/Maschinenbau, Dienstleistungen, Fahrzeugbau und das Ernährungsgewerbe. Mobil zeigte sich das Speditionsgewerbe mit einem Plus von vier Rankingplätzen.

Inhouse-Factoring dominierte auch 2016 mit 77,8 Prozent deutlich vor dem klassischen Full-Service-Factoring mit 15,3 Prozent (gegenüber 13,5 Prozent im Vorjahr). Der Zuwachs im Full-Service-Factoring ist ein möglicher Indikator für die zunehmend nachgefragten Factoring-Lösungen im Mittelstand und auch im kleinen Segment. Fälligkeits-Factoring blieb mit nun knapp unter sieben Prozent quasi unverändert.

Der Factoring-Markt ist stark in Bewegung: Die Zulassungszahlen der BaFin sind im Jahr 2016 erstmals seit 2008 angestiegen, wenn auch nur leicht. Weitere Marktteilnehmer scheinen Factoring in Deutschland im Fokus zu haben. Der Deutsche Factoring-Verband konnte allein 2016 acht neue Mitglieder aufnehmen, ein Plus von über 30 Prozent gegenüber 2015. Auch Fintech-Unternehmen sind vermehrt im Factoring unterwegs und werden die Branche weiter bewegen.

Aufgrund der positiven Bewegung innerhalb der Branche fallen die Aussichten der Verbandsmitglieder für die mittelfristige Zukunft deutlich optimistisch aus: Sechs Prozent der Mitglieder sehen eine sehr gute Prognose, 48 Prozent der Mitglieder eine gute und 45 Prozent eine immerhin befriedigende Geschäftsentwicklung voraus, schlechtere Vorhersagen gab es keine. Factoring bleibt trotz aller Risikofaktoren global, besonders aber auch innereuropäisch ein stabiler und verlässlicher Partner in der Finanzplanung großer wie kleiner Unternehmen in Deutschland.

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