Corona sorgt für weniger Factoring-Umsatz und gestiegene Forderungslaufzeiten

Michael Ritter, Foto: BFM Bundesverband Factoring für den Mittelstand

Wie entwickelt sich das mittelständische Factoring in Zeiten von Corona? Der Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM) hat dazu zwei Umfragen unter seinen Mitgliedern durchgeführt.

Die erste Befragung gab es zwischen dem 7. und 18. Mai 2020. „Erste Trends lassen sich aus unserer Sonderumfrage ablesen. So bestätigen 57,1 Prozent der Factoring-Gesellschaften eine Ausweitung der gewährten Zahlungsziele und 52,4 Prozent einen Anstieg der Forderungslaufzeiten“, berichtet Michael Ritter, BFM-Vorstandsvorsitzender. Viele Factoring-Nutzer wünschen sich in der schwierigen Lage eine längere Ausnutzung von Linien. Sie müssen bei immer mehr Kunden mit Verzug rechnen oder möchten ihnen längere Zahlungsziele einräumen. „Die Umfrage zeigt, dass Factoring-Gesellschaften diesem Wunsch zum Teil folgen und damit die Handlungsfähigkeit ihrer Kunden stärken konnten. Voraussetzung ist allerdings eine entsprechende Limitpolitik der Warenkreditversicherungen“, so Ritter.

Schwierigkeiten bei der Refinanzierung von Forderungen treten auch in der Pandemiekrise sehr selten auf. 95,2 Prozent der im BFM organisierten Factoring-Gesellschaften können sich weiterhin ohne Probleme Kapital beschaffen. Allerdings ist das Volumen der eingereichten Forderungen krisenbedingt zurückgegangen. Die stärkste Veränderung lässt sich im Monat April mit einem Minus von 13,2 Prozent feststellen. Befragt nach Branchen, die zukünftig besonders unter den Kriseneffekten leiden werden, nennen die BFM-Mitglieder übereinstimmend Gastronomie, Hotel- und Reisebranche (100 Prozent). Schwere Zeiten sehen sie auch für Zulieferer (85,7) und Produzenten (81) in der Automobilindustrie.

Eine zweite Umfrage vom 1. und 16. Juni 2020 zeigt, wo das mittelständische Factoring drei Monate nach Beginn des Lockdowns in Deutschland steht. „Die zweite Erhebung unserer Corona-Umfrage hat die bisherige Entwicklung bestätigt: weniger Factoring-Umsatz, längere Laufzeiten und Zahlungsziele bei den Forderungen“, erklärt Ritter. Das Volumen der eingereichten Forderungen hat um 15,5 Prozent abgenommen, davon minus 13,2 Prozent im April und minus 2,3 Prozent im Mai. Die Talsohle scheint erreicht, so die Einschätzung des Verbands. Gestiegene Forderungslaufzeiten bestätigten noch 38,9 Prozent der befragten Factoring-Gesellschaften und eine Ausweitung der gewährten Zahlungsziele 55,6 Prozent. Die Refinanzierung für ihr eigenes Unternehmen verlaufe weiterhin problemlos, berichten die Mitglieder des BFM.

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