(K)Ein guter Jahrgang?

PHILIPP OTTO, CHEFREDAKTEUR FLF, FRANKFURT AM MAIN, Foto: Fritz Knapp Verlag

2018 war ein gutes Jahr. Zumindest für die Leasing- und Factoring-Branche: Das Leasing-Neugeschäft stieg um 4,5 Prozent auf knapp 70 Milliarden Euro, und der Factoring-Umsatz liegt nahe bei 250 Milliarden Euro. Ebenso legte das Konsumentenkreditgeschäft im vergangenen Jahr zu: Die spezialisierten Kreditbanken vergaben mit 58,6 Milliarden Euro 7,5 Prozent mehr neue Kredite an die Verbraucher. Das zeigt: Die Konsum- und die Investitionsfinanzierer trotzen hartnäckig den keineswegs einfachen Rahmenbedingungen und halten den Konjunkturmotor am Laufen.

Das gelingt ihnen aber immer weniger - nicht wenn man die eigenen Prognosen der Verbände für das laufende Jahr betrachtet, die aufgrund der bekannten Nachlaufeffekte immer noch gut sind, aber gemessen am Wirtschaftswachstum. Laut dem Münchener ifo-Institut ist die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal geschrumpft, das Bruttoinlandsprodukt dürfte laut ifo von April bis Juni um 0,1 Prozent zum Vorquartal sinken. Zu Jahresbeginn war noch ein Wachstum von 0,4 Prozent zu verzeichnen. Gründe sind zum einen ein Rückgang des privaten Konsums, zum anderen aber auch eine anhaltende Exportflaute.

Und auch der Ausblick ist alles andere als beruhigend. Zwar droht keine Rezession, da schon im kommenden Quartal wieder mit einem leichten Wachstum gerechnet wird. Erst 2021 rechnet die Deutsche Bundesbank wieder mit einem Wachstumstempo des realen BIP, "mit dem die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten ausgeweitet werden". Da werden natürlich Forderungen laut, nach einer Abkehr von der expansiven Geldpolitik, aber vor allem auch nach staatlichen Maßnahmen zur Förderung der Wirtschaft. Aber macht zumindest letzteres Sinn? Die Faktoren, die zur konjunkturellen Abschwächung führen, liegen in allererster Linie in globalen oder zumindest internationalen Unsicherheiten begründet: Brexit, Iran-Krise, Handelskonflikte. Da kann ein deutsches staatliches Ausgabenprogramm nicht helfen. Aber Deutschland ist unter den Industrienationen ganz oben, was die steuerliche Belastung der Unternehmen angeht, auch durch eine bislang völlig verfehlte Klimapolitik. Doch für die Bundesrepublik und ihren Finanzminister zählt wohl nur die "schwarze Null". Ebenso wie für die EZB das zähe Ringen um eine höhere Inflation. Doch schon längst ist das Zusammenspiel von Zins und Investition aus den Angeln gehoben, sind nahezu alle volkswirtschaftlichen Theorien widerlegt worden. Trotzdem wird unter den Notenbankern über eine weitere Lockerung der Zinsen und auch eine Wiederbelebung der unkonventionellen Maßnahmen diskutiert.

Das zeigt: Die Finanzwirtschaft wird es wohl (wieder mal) alleine richten müssen. Immerhin: Eine Staffelung der Negativzinsen für Einlagen bei der EZB ist noch nicht völlig vom Tisch.

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