Neues vom Pfandbrief

Aufwind für Pfandbriefe, Gegenwind für Emittenten

Widerstrebend ergreift Spanien den Rettungsring. In den vergangenen Wochen hatte sich abgezeichnet, dass das Land seine fiskalischen Probleme wohl nicht aus eigener Kraft wird lösen können. Mit wachsender Unruhe hatten die Kapitalmärkte nach Madrid geblickt. Zum einen muss der Zentralstaat den Regionen wie zum Beispiel dem ehemals wirtschaftlich prosperierenden Katalonien beispringen, zum anderen sind nach dem Anstieg von notleidenden Immobilienfinanzierungen die in Schieflage geratenen Banken zuletzt Bankia (siehe Ausgabe 11, Seite 6/356) - nur noch mit Staatsgeldern zu stabilisieren und das Vertrauen der Sparer zu wahren.

Dass Spanien die dargereichten Hände seiner Partner in der Eurozone annehmen will, ließ die Märkte zunächst aufatmen, doch lässt die spanische Regierung die Investoren weiterhin im Unklaren. Irritieren muss vor allem, dass sich das Land gegen eine Beteiligung des Internationalen Währungsfonds sträubt. Unbehagen dürften der Regierung die deutlich umfangreichen Berichtspflichten bereiten. Zudem begrenzt es Spaniens Verhandlungsmacht innerhalb der Europäischen Union, weil das Land für sein Wohlverhalten bei anstehenden politischen Entscheidungen weniger auf ein Entgegenkommen der übrigen Mitgliedstaaten in der Verschuldungsfrage drängen kann.

Angesichts dieses Umfeldes bleiben "sichere Häfen" gefragt. Deutsche Pfandbriefe gehören derzeit zweifelsfrei dazu. Nachdem die Berlin Hyp den Anfang gemacht hatte, zogen andere deutsche Emittenten nach und nutzten das weit aufgestoßene Emissionsfenster. So platzierte die Landesbank Baden-Württembergeinen sechsjährigen Hypothekenpfandbrief im Benchmark-Format von 500 Millionen Euro und mit einem Kupon von 1,375 Prozent. Nachdem dafür ein Ordervolumen von rund zwei Milliarden Euro eingegangen war, wurde die mit "AAA" geratete Emission mit plus sieben Basispunkten über Swap-Mitte gepreist. Damit übertrafen die Stuttgarter sogar noch den Emissionserfolg der Berliner, wobei Letztere eine Milliarde Euro für fünf Jahre am Markt eingesammelt hatten.

Ebenfalls eine Benchmark-Emission in Höhe von 500 Millionen Euro brachte die Deutsche Pfandbriefbank bei Investoren unter. Da das Rating eine Stufe unterhalb der Top-Note lag, musste das Institut für seinen siebenjährigen Hypothekenpfandbrief einen Kupon von 2,125 Prozent bieten und zu 60 Basispunkten über Swap-Mitte platzieren. Dennoch war das Orderbuch mit 1,3 Milliarden Euro deutlich überzeichnet.

Mit der Münchener Hypothekenbank stieß erneut ein deutscher Emittent in das Jumbo-Segment vor. Für den zehnjährigen Hypothekenpfandbrief im Volumen von einer Milliarde Euro gingen 77 Orders aus 17 Ländern in Höhe von insgesamt 1,4 Milliarden Euro ein, wobei weniger als die Hälfte des Ordervolumens aus Deutschland kam. Geboten wurde ein Kupon von 1,75 Prozent. Zum Preis von zehn Basispunkten über Swap-Mitte zeichneten die Investoren.

500 Millionen Euro für vier Jahre sammelte die HSH Nordbank mit ihrer zweiten Benchmarkemission in diesem Jahr ein. Der Hypothekenpfandbrief wurde mit einem Kupon von 1,125 Prozent ausgestattet und zu einem Spread von 18 Basispunkten über Swap-Mitte platziert. Nach weniger als einer Stunde war das Orderbuch nahezu zweifach überzeichnet.

Ihren jüngsten Hypothekenpfandbrief in Höhe von 500 Millionen Euro gab die Deutsche Bank mit einem Spread von 14 Basispunkten in die Vermarktung. Allerdings übertraf das Interesse an dem von Standard & Poor's und Moody's jeweils mit Bestrating versehenen Papier die Erwartungen, sodass die Zuteilung schließlich bei zwölf Basispunkten über Swap-Mitte erfolgte.

Mit der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO) erhielt ein weiteres öffentlichrechtliches Kreditinstitut von der BaFin die Lizenz zur Pfandbriefemission. Debütiert wurde mit zwei kleinvolumigen Pfandbriefen. Als Zielgruppe stehen ausschließlich institutionelle Anleger wie zum Beispiel Versicherungen und Pensionskassen im Fokus.

Während die Emission von Pfandbriefen vergleichen mit vielen anderen Covered Bonds problemlos ist, gleicht die deutsche Emittentenlandschaft "einer Großbaustelle", wie es die Analysten der Commerzbank jüngst formulierten. Nachdem die Großbank sich selbst um eine Genehmigung zum Betreiben des Pfandbriefgeschäfts bemühte, soll die unverkäufliche Eurohypo aufgelöst und direkt in die Commerzbank integriert werden. Auch die zweite Tochtergesellschaft mit Pfandbrieflizenz, die Deutsche Schiffsbank, wird auf die Commerzbank verschmolzen werden. Zum 1. Juli 2012 wird die Frankfurter Großbank dann die Lizenz zur Emission von Öffentlichen und Schiffspfandbriefen erhalten.

Unklar ist weiterhin die Zukunft der Westdeutschen Immobilienbank. Nach Medienberichten ist im Gespräch, sie vollständig in die Erste Abwicklungsanstalt (EAA), der Bad Bank der WestLB, zu übernehmen. Inwieweit sie bei diesem Modell noch aktives und passives Neugeschäft betreiben wird, ist offen.

Wie erst jetzt bekannt wurde, musste der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) bereits Ende des vergangenen Jahres die Valovis Bank übernehmen. Aufgrund von hohen Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen war das Eigenkapital des Instituts aufgezehrt worden. Bis dahin gehörte die Bank zu 100 Prozent dem Pensionsfonds Karstadt-Quelle Mitarbeitertrust e. V.

Außer deutschen Pfandbriefbanken waren erneut Emittenten mit öffentlichem Hintergrund am Primärmarkt sehr aktiv. So begab der EFSF (European Financial Stability Facility) eine Benchmark-Anleihe in Höhe von drei Milliarden Euro mit einer Laufzeit von drei Jahren und einem Kupon von 1,125 Prozent. Platziert wurde das Papier zu 18 Basispunkten über Swap-Mitte. Ebenfalls mit einer Verzinsung von 1,125 Prozent emittierte die Erste Abwicklungsanstalt eine dreijährige unbesicherte Anleihe mit einem Volumen von 1,75 Milliarden Euro. Investoren zahlten dafür bei Ausgabe 14 Basispunkte über Swap-Mitte.

Von der BNG, die den öffentlichen Sektor und die niederländischen Kommunen finanziert, sind über die Ausgabe einer unbesicherten Schuldverschreibung zwei Milliarden Euro für sieben Jahre eingesammelt worden. Geboten wurde dafür ein Zins von 1,875 Prozent. Die Platzierung erfolgte zu 50 Basispunkten über Swap-Mitte. L. H.

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