Im Blickfeld

Commerzbank bald ohne Eurohypo?

Es ist gängige Praxis, dass die EU-Kommission für ihre Zustimmung zu staatlichen Stützungsmaßnahmen von den Kreditinstituten die Aufgabe bestimmter Geschäftsbereiche verlangt - als Kompensation für mögliche Marktverzerrungen. Wenn der Bund mit insgesamt 18,2 Milliarden Euro der Commerzbank unter die Arme greift, unter anderem damit diese die Dresdner Bank übernehmen kann, dann wird das nicht ohne entsprechendes Opfer möglich sein. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters sind dafür der Verkauf des Osteuropageschäfts oder der Eurohypo im Gespräch.

Letzteres würden vor allem die Analysten begrüßen, die in dem gewerblichen Immobilien- und Staatsfinanzierer in erster Linie einen Bremsklotz für den Konzern sehen. Mit 1,4 Milliarden Euro vor Steuern hatte das Spezialkreditinstitut die Commerzbank im Geschäftsjahr 2008 belastet. Zu den Ursachen gehört jedoch nicht nur ein (zu) stark forciertes Syndizierungsgeschäft, das jetzt teilweise nicht wirtschaftlich refinanziert werden kann, sondern auch das Staats- und Kapitalmarktgeschäft der ehemaligen Essen Hyp, die von der Commerzbank in die Eurohypo entsorgt wurde.

Dass die Commerzbank die Eurohypo, für die sie im Jahr 2005 noch 4,55 Milliarden Euro bezahlte, am liebsten wieder los wäre, ist spätestens seit der Übernahme der Dresdner Bank kein Geheimnis mehr. Mit der Neuausrichtung des Konzerns auf Privat- und mittelständische Firmenkunden ist für internationale Immobilienfinanzierungen und margenarmes Kapitalmarktgeschäft kaum noch Platz. Zudem hätte der Eurohypo-Verkauf für die Commerzbank den Charme, dass sie eine erhebliche Eigenkapitalentlastung erfahren würde.

Einen Abnehmer für die ungeliebte Tochter wird sich derzeit jedoch nur finden lassen, wenn die Mitgift in Form eines Risikoschirms großzügig genug ist. Aber wer dürfte derzeit eine systemrelevante Bank übernehmen? Angesichts des Erpressungspotenzials, das ein Investor gegenüber dem Staat aufbauen kann, wird der Bund möglicherweise keinen zweiten "Fall Flowers" akzeptieren. Doch auch die hier und da überlegte Verschmelzung der angezählten Hypo Real Estate mit der Eurohypo gilt als technisch zu komplex.

Bleibt als Alternative der Börsengang. Vielleicht gibt es ja in der Eurohypo noch genug Know-how und Enthusiasmus, um den vor knapp vier Jahren bereits schon einmal eingeschlagenen Weg diesmal zu Ende zu gehen. Kurz vor dem Zieleinlauf hatte die Commerzbank seinerzeit von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und die übrigen Anteile von Deutscher Bank (37,7 Prozent) und Dresdner Bank (28,5 Prozent) erworben - katalysiert durch eine feindliche Offerte der Hypo Real Estate. Doch angesichts des denkbar ungünstigen Marktumfeldes dürfte eine konzernfreie, börsennotierte Eurohypo vorerst ein Wunschtraum bleiben. Red.

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