Im Blickfeld

Günstige Zeiten für REITs

Wenn es um REITs geht, dann verweisen Immobilienkenner hierzulande gerne auf das Musterbeispiel USA. Denn dass die steuerbegünstigten Immobilienaktiengesellschaften in den Vereinigten Staaten von Amerika begehrt und geschätzt werden, während sie hierzulande vor sich hindümpeln, das wissen die meisten. Dass sie aber auch in den USA seit ihrer Zulassung in den sechziger Jahren bis zu ihrem Durchbruch rund 30 Jahre benötigten, das wissen schon weit weniger.

Der große Schub erfolgte erst, als viele Eigentümer ein Eigenkapitalproblem hatten und sich über Kapitalmaßnahmen an der Börse aushalfen. Eine Erkenntnis, die deutsche Immobilieninvestoren und REITs aufhorchen lässt.

In den USA gab es Ende 2011, so die offiziellen Zahlen des Branchenverbandes Nareit, 160 REITs mit einer Marktkapitalisierung von über 450 Milliarden US-Dollar. Eine ähnliche Erfolgsstory schwebte Marktteilnehmern 2007 auch in Deutschland vor, als das REIT-Gesetz diese indirekte Immobilienanlage hierzulande einführte. Doch dann kam die Finanzkrise und mit der Finanzkrise kam alles anders. Fünf REITs in fünf Jahren, so lautet die beschauliche Bilanz hierzulande. Alle fünf kommen zusammen auf eine Marktkapitalisierung von knapp 1,2 Milliarden Euro.

Glücklicherweise zahlt sich Geduld am Ende meistens aus. In Europa erleben wir nun ein Marktumfeld, das auffällige Parallelen zu den USA aufweist, bevor die REITs dort ihren Durchbruch hatten: Der klassische Fremdkapitalmarkt ist auf dem Rückzug. Eigenkapital ist daher die Lösung für die anstehende Anschlussfinanzierungswelle von Immobilieninvestitionen früherer Jahre. Das eröffnet neue Chancen für börsennotierte Grundstücksunternehmen. Die Kurse vieler Immobilien-Aktiengesellschaften zogen in den vergangenen Monaten deutlich an.

Diese Entwicklung ist ein nachhaltiger Trend, keine vorübergehende Modeerscheinung. Denn im Gegensatz zu manch anderer Anlageklasse erfüllen REITs die Anforderungen von Gesetzgeber und Anleger vor allem in Sachen Transparenz, täglicher Handelbarkeit und Risikostreuung. Die deutschen Bestandshalter müssen wohl nicht mehr so lange auf den Erfolg warten wie einst die US-REIT-Industrie.

Frank Schaich, Vorstand, Fair Value REIT AG, München

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