Im Blickfeld

Gute Beratung, noch Mängel im Angebot

Die Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen brummt - obwohl die Baugenehmigungen ihrem historischen Tief entgegenstreben und die Zahl der Fertigstellungen sinkt. Stimuliert wird die Kreditnachfrage durch die äußerst niedrigen Zinsen, die Aussicht auf eine beginnende konjunkturelle Erholung und die Furcht vor steigender Inflation. Doch der Kauf einer Wohnung oder eines Hauses ist für die meisten Menschen die größte finanzielle Entscheidung ihres Lebens. Daher kommt es ihnen in erster Linie weniger auf den besten Zinssatz an, sondern vielmehr auf eine passgenaue Ausgestaltung der Finanzierung. Hier hoffen die Filialbanken mit guter Beratung den Hauserwerber zu unterstützen und gegenüber den kostenfixierten Finanzierungsdiscountern zu punkten.

Doch welche Filialbanken bieten umfassende Beratung? Werden die Kosten offen und verständlich erklärt? Wie gut sind die Finanzierungsvorschläge? Um diese Fragen zu beantworten nahm das Deutsche Institut für Service-Qualität im Auftrag des Nachrichtensenders N-TV insgesamt 14 überregionale und regionale Filialbanken in Berlin, Hamburg und München unter die Lupe und überprüfte die Beratungsqualität zum Thema Baufinanzierung. Dabei wurden 140 Testberatungen durchgeführt und 140 Finanzierungsvorschläge gesichtet und bewertet.

Insgesamt erhielten die Banken gute Noten. Denn die Qualität der persönlichen Beratung war im Durchschnitt gut. Offenbarte sich in vielen vorangegangenen Studien die Bedarfsanalyse als größte Schwachstelle, so fiel die Bewertung diesmal im Schnitt ebenfalls gut aus. Allerdings machten bei jedem fünften Gespräch die Kundenberater keinen sonderlich motivierten Eindruck. Zudem wurden Fachbegriffe wie Bereitstellungszins und Prolongation nicht erklärt. Auch die Gebührenstruktur und die Nebenkosten erläuterten die Berater nur bei knapp der Hälfte der Gespräche auf Anhieb verständlich.

Problematisch: Viele Finanzierungsvorschläge waren nicht optimal. Besonders gravierend aus Sicht der Tester war, dass bei einem Drittel der Gespräche das Eigenkapital der Testkunden vollständig in die Baufinanzierung einkalkuliert wurde. Liquiditätsengpässe seien damit vorprogrammiert. Im Gesamtergebnis konnte sich Deutsche Bank vor der Hypovereinsbank und der Berliner Volksbank an die Spitze des Testfelds setzen. Dabei habe die Deutsche Bank die höchste Beratungsqualität sowie die besten Finanzierungsvorschläge vorweisen können. Unter den regional tätigen Instituten schnitt die Berliner Volksbank am besten ab.

Ob die Beratungsqualität der Filialbanken insgesamt besser ist als die von Maklern und Direktvertrieben, klärt die Studie nicht. Somit können die Filialbanken vorerst weiterhin unwidersprochen für sich reklamieren, vor allem den Kunden, der erstmals eine Immobilienfinanzierung nachfragt, besser und individueller zu betreuen. Ob das am Ende auch immer reicht, das Geschäft abzuschließen ist fraglich. Denn solange Beratung nichts kostet, zählt am Ende häufig doch nur der Kreditzins. Wobei längst nicht mehr gesagt ist, dass Online-Anbieter günstiger als die nächste Bankfiliale ist. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X