Im Blickfeld

Heirat mit Hindernissen

Ein Anruf bei der LBS Bremen kann dieses Jahr durchaus zu Verwirrungen führen, wenn beispielsweise Fragen zum Geschäftsbericht 2013 anstehen. Sind bei dieser Anfrage die Bilanzen aus Münster oder Bremen gefragt? Ohne expliziten Hinweis auf den gewünschten Standort geht es durcheinander. Denn wer in Bremen durchklingelt, hat mitunter Münsteraner am Apparat, die zunächst davon ausgehen, dass sich die Anfrage auf die LBS West bezieht. Denn Bereiche wie Rechnungswesen, Controlling und Marketing sind seit der Verschmelzung in Münster angesiedelt, somit wurden auch einige Telefonleitungen zusammengelegt. Technische Tücken beim Zusammenschluss zweier Landesbausparkassen machen sich allerdings erst im Alltag bemerkbar.

Die LBS West ist gemessen am Bestandsvolumen Deutschlands größte Landesbausparkasse. Seit der Gründung der LBS Bremen 2001 war die LBS West mehrheitlich an der LBS Bremen beteiligt und unterstützte sie in ihrer Selbstständigkeit. Doch die steigenden regulatorischen Anforderungen und wachsende Investitionsvolumina machten eine komplette Konsolidierung der Kräfte erforderlich, auch wenn die LBS Bremen laut Unternehmensangaben gut aufgestellt war. Bisher waren die Nordrhein-Westfalen mit 75 Prozent an der LBS Bremen beteiligt. Im August haben sie rückwirkend zum 1. Januar 2014 die restlichen 25 Prozent von der Sparkasse Bremen erworben. So sollen letztendlich vor allem Kosten eingespart werden, insbesondere im IT-Bereich. Der Name "Bremen" fiel damit allerdings weg, was manchmal zu Verwechslungen führt.

Neben solchen Stolpersteinchen wurde diese Eheschließung an sich aber auch nicht von jedem gutgeheißen. Denn für den Fusionsprozess war wegen der Rechtsform der LBS Bremen als Aktiengesellschaft eine Änderung des LBS-Gesetzes in Nordrhein-Westfalen notwendig. Bisher konnte die LBS West nur andere öffentlichrechtliche Bausparkassen übernehmen. Laut neuem Gesetz, das am 12. Juli 2014 in Kraft trat, darf sie nun auch mit anderen Unternehmen, also auch genossenschaftlichen und privaten Instituten verschmelzen. Andersherum darf die LBS West selbst nicht durch private Bausparkassen geschluckt werden. Das empfindet beispielsweise der Verband der privaten Bausparkassen als einseitige Begünstigung. Zudem widerspricht es der Trennung zwischen öffentlichrechtlichen und privaten Instituten. Künftig bahnt sich zwar keine Fusion zwischen Unternehmen aus den verschiedenen Säulen an. Der typisch starke Regionalbezug der Landesbausparkassen wird durch die Verschmelzung allerdings bereits aufgeweicht.

Ob dieses Verfahren, das speziell auf die LBS West zugeschnitten wurde für weitere LBS-Fusionen als Blaupause dienen kann, ist fraglich. Denn Deutschlands Landesbausparkassen haben unterschiedliche Eigentümerstrukturen. Die einen haben mehrere Träger. Andere gehören ausschließlich zum Sparkassenverband des jeweiligen Landes. So wehrte sich Bayerns Sparkassen-Präsident Theo Zellner beispielsweise vor zwei Jahren noch vehement gegen eine Verschmelzung mit anderen Instituten des Verbunds. Andererseits wird ein engeres Zusammenwachsen durchaus begrüßt, zumindest von LBS-West-Vorstandschef Gerhard Schlangen und Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon. Fusionen sollen helfen, Kosten zu sparen. Deshalb gibt es bereits ein bundesweites Projekt: die Vereinheitlichung der Bauspar-IT für alle Landesbausparkassen bis 2016. Auf so einer Basis ist der Schritt zur nächsten Hochzeit sicherlich nicht mehr weit. So ist beispielsweise die Bayern-LB immer noch zu 49,9 Prozent Anteilseigner der LBS Saar. Möglicherweise entwickelt sich daraus eine weitere Liaison auf Lebenszeit. Red.

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