Rating kurz notiert

Moody's holt zum Rundumschlag aus

Gleich 16 spanische Banken und eine britische Tochtergesellschaft der Santander sind von Moody's herabgestuft worden. Für fünf der Banken wurde das Debt and Deposit Rating um ein Notch gesenkt. Für drei Institute ging es um zwei Notches nach unten und in neun Fällen wurde die Bonitätseinschätzung sogar um drei Stufen heruntergesetzt. Für zehn der 17 Institute ist der Ausblick zudem "negativ". Für die Entscheidungen gibt die Ratingagentur mehrere Gründe an.

Erstens ist die spanische Volkswirtschaft im ersten Quartal 2012 in die Rezession zurückgefallen, was sich auch in der Kreditqualität der Banken niederschlagen wird. Zweitens lässt die schrumpfende Wirtschaftsleistung auch niedrigere öffentliche Einnahmen erwarten, sodass der Abbau des Staatsdefizits schwieriger wird. Dies wiederum schmälert die Fähigkeit des Staates, Banken in Not zu unterstützen oder aufzufangen.

Drittens rechnet Moody's im Gefolge des konjunkturellen Einbruchs mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit, die sich wiederum negativ auf die Bonität der Privathaushalte auswirkt. Vor allem bei Wohnungsbaufinanzierungen ist von einer Zunahme von notleidenden Forderungen auszugehen. Spaniens Wohnungsmarkt ist von einer hohen Eigentumsquote geprägt. Doch nach dem Platzen der Immobilienblase haben viele der Wohnungen, die in der Regel fremdfinanziert sind, an Wert verloren und decken damit als Sicherheiten die Hypotheken nur noch bedingt. Wohnungsbaukredite machen bei den spanischen Banken rund 23 Prozent aller Forderungen an Privatkunden aus. Gleichzeitig stieg nach Angaben der Bank of Spain zwischen Jahresende 2007 und Februar 2012 der Anteil der notleidenden Darlehen an allen privaten Baufinanzierungen von weniger als einem Prozent auf 8,2 Prozent.

Viertens fällt es spanischen Banken nach wie vor schwer, sich effizient und günstig über den Kapitalmarkt zu refinanzieren. So sind sie gezwungen, die Kreditvergabe zurückzufahren und Risikoaktiva abzubauen. Ihre wichtigsten Kapitalquellen sind derzeit zum einen die Europäische Zentralbank und zum anderen Kundeneinlagen. So erhöhten die spanischen Kreditinstitute ihre Ausleihungen bei der Notenbank zwischen Juni 2011 und April 2012 um mehr als das Sechsfache. Zudem refinanzieren sie 46 Prozent ihrer Kreditforderungen durch Spargelder von Kunden - eine im westeuropäischen Vergleich sehr hohe Quote.

Doch nicht allein über Spaniens Banken schwang Moody's die Ratingkeule, am gleichen Tag bekamen auch 26 italienische Kreditinstitute schlechtere Bonitätsnoten. Zehn Banken kamen mit einer Herabsetzung des Debt and Deposit Ratings um nur eine Stufe noch vergleichsweise glimpflich davon. Für acht Institute ging es um zwei Notches und für sechs Banken um drei Notches nach unten. Bei zwei Finanzinstituten wurden sogar Korrekturen um vier Stufen vorgenommen.

Begründet wird die Herabsetzung wie schon im Falle Spaniens mit dem ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld. So erlebt Italien derzeit eine Rezession, der der Staat jedoch nicht miteiner Steigerung der öffentlichen Nachfrage entgegenwirken kann, sondern selbst zum Sparen gezwungen ist. Als Folge der rückläufigen Wirtschaftsleistung erodiert auch die Kreditqualität und leistungsgestörte Darlehen nehmen zu. Während jedoch die Risiken im Kreditgeschäft zunehmen, gehen gleichzeitig die Erträge der Banken zurück. Weil sich auch italienische Kreditinstitute am Kapitalmarkt schwieriger refinanzieren können, müssen sie einerseits das Kreditneugeschäft zurückfahren und andererseits versuchen, Risikoaktiva abzubauen.

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