Unternehmen und Märkte

Münchener Hyp

Die als Genossenschaftsbank organisierte Münchener Hypothekenbank gehört 81 281 Mitgliedern, das sind 2 501 weniger als zu Jahresbeginn 2011. Dennoch stieg die Zahl der ausgegebenen Geschäftsanteile im zurückliegenden Jahr um 104 606 auf 2 269 421 Stück, wodurch sich die Haftsumme um 26,7 Mill. Euro auf 580,2 Mill. Euro erhöhte.

Im ersten Halbjahr 2012 wirkte sich die hohe Nachfrage nach deutschen Wohnimmobilien einerseits und das niedrige Zinsniveau andererseits in Kombination mit der stabilen Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung positiv auf das Baukreditneugeschäft der Bank aus. Gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres nahmen die privaten Immobilienfinanzierungen um 30% auf rund 1,4 Mrd. Euro zu. Dazu trug das Verbundgeschäft mit den Volks- und Raiffeisenbanken etwa eine Mrd. Euro bei - ein Plus von annähernd 75%. Darüber hinaus kooperiert die Bank mit freien Finanzdienstleistern und der Schweizer Post Finance.

Gewerbliche Hypothekendarlehen wurden im Volumen von 640 Mill. Euro zugesagt. Das ist ein Zuwachs um 19% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit überstieg das gesamte Immobilien-Neugeschäft den Vorjahreswert um 2,0 Mrd. Euro beziehungsweise rund 25%. Da sich die Bank im Kreditgeschäft mit Staaten und Banken nur noch auf bonitätsstarke Titel außerhalb der Euro-Peripheriestaaten konzentrierte, hat sich das Zusagevolumen mit 424 Mill. Euro im Vorjahresvergleich mehr als halbiert.

Im passiven Neugeschäft emittierte die Bank 2012 zwei großvolumige Hypothekenpfandbriefe. Ende Mai wurde ein zehnjähriger Hypotheken-Jumbopfandbrief in Höhe von 1 Mrd. Euro mit einem Spread von zehn Basispunkten über Swap-Mitte und Anfang Juli ein dreijähriger Hypothekenpfandbrief über 500 Mill. US-Dollar platziert. Wichtigste Quelle für die ungedeckte Refinanzierung war die genossenschaftliche Finanzgruppe. Aber auch Versicherungen erwarben unbesicherte Namenspapiere im langfristigen Segment. Insgesamt emittierte die Bank in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Refinanzierungsmittel in Höhe von 4,4 Mrd. Euro. Davon waren 1,3 Mrd. Euro Hypothekenpfandbriefe, 2,0 Mrd. Euro Öffentliche Pfandbriefe und 1,1 Mrd. Euro ungedeckte Emissionen.

Zum 30. Juni 2012 stieg die Bilanzsumme von 37,3 Mrd. Euro um 5,4% auf 39,3 Mrd. Euro. Dabei erhöhte sich das Portfolio an Hypotheken- und sonstigen Baufinanzierungsdarlehen um 0,8 Mrd. Euro auf 20,3 Mrd. Euro. Im Gegensatz dazu verringerte sich der Bestand im Staatskredit- und Wertpapiergeschäft um 0,3 Mrd. Euro auf 13,0 Mrd. Euro. In der ersten Jahreshälfte 2012 wurden die noch auf der Bilanz gehaltenen Anleihen Griechenlands und eines griechischen Unternehmens mit Garantie des Staates Griechenland mit einem Verlust von 7,2 Mill. Euro verkauft. Mit 788,7 Mill. Euro lag das Eigenkapital um 0,4% unter dem Wert zum Jahresende 2011 von 791,9 Mill. Euro, weil sich einerseits das gezeichnete Kapital von 502,9 auf 500,8 Mill. Euro reduzierte und der Bilanzgewinn mit 4,1 (5,2) Mill. um 20,8% unter dem Vergleichswert lag. Die auf Basis des im vergangenen Jahr eingeführten IRBA (Internal Ratings-Based Approach) ermittelte Kernkapitalquote belief sich nach Angaben des Instituts zur Jahresmitte auf 8,7% und die Gesamtkapitalquote auf 12,9%.

In der Ertragsrechnung weist die Bank zur Jahresmitte mit 61,0 Mill. Euro einen Zinsüberschuss auf Vorjahresniveau aus. Aufgrund des höheren Hypotheken-Neugeschäfts erhöhten sich die Aufwendungen für Vermittlerprovisionen, sodass das Provisionsergebnis minus 21,7 Mill. Euro betrug. In der Folge sank der Rohertrag im Halbjahresvergleich von 45,3 auf 39,3 Mill. Euro. Auf der Kostenseite wurden für die Verwaltung mit 32,4 Mill. Euro 0,4 Mill. Euro mehr ausgegeben. Dabei sind die Personalaufwendungen um 0,3 Mill. Euro auf 16,0 Mill. Euro gesunken, während sich der Sachaufwand um 0,8 Mill. Euro auf 13,9 Mill. Euro erhöhte und die Sachabschreibungen mit 2,5 (erstes Halbjahr 2011: 2,6) Mill. Euro weitgehend konstant blieben.

Die Wertberichtigungen und Zuschreibungen im Kreditgeschäft saldierten sich auf 6,3 Mill. Euro, nachdem es im Vorjahr aufgrund von aufgelösten Wertberichtigungen bei US-amerikanischen Immo bilien 4,8 Mill. Euro gewesen waren. Den Verlusten aus dem Schuldenschnitt bei griechischen Staatsanleihen und dem anschließenden Verkauf der eingetauschten Papiere in Höhe von 7,2 Mill. Euro standen Gewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren des Anlagevermögens in Höhe von 12,1 Mill. Euro gegenüber. Somit ergibt sich per saldo ein positiver Wert von 4,9 Mill. Euro. Nach Einrechnung des Steueraufwands von 0,4 Mill. Euro bleibt ein zeitanteiliger Jahresüberschuss von 4,0 Mill. Euro übrig.

Im Geschäftsjahr 2011 sagte die Bank insgesamt Finanzierungen in Höhe von 4,8 Mrd. Euro zu, nachdem es im Vorjahr noch 5,4 Mrd. Euro gewesen waren. Dieser Rückgang erklärt sich zum einen aus dem reduzierten Kreditgeschäft mit Staaten und Banken und zum anderen aus dem geringeren Hypothekenneugeschäft in der Schweiz. Obwohl das Zusagevolumen in der Immobilienfinanzierung von 3,6 auf 3,4 Mrd. Euro gesunken ist, sieht das Institut seine Neugeschäftsziele dennoch erfüllt.

Insbesondere bei den privaten Baukrediten seien die Erwartungen mit 2,592 Mrd. Euro sogar deutlich übertroffen worden. Im Vorjahr betrug das Zusagevolumen in diesem Geschäftssegment noch 2,894 Mrd. Euro, also 10,4% mehr als im Folgejahr 2011. Angesichts der historisch niedrigen Zinsen stieg die Nachfrage nach sehr langfristigen Bindungsfristen, sodass ein Großteil der Neuabschlüsse Zinsbindungen von über 20 Jahren aufwies. Um mehr als ein Drittel auf 530 Mill. Euro stieg das über freie Finanzdienstleister vermittelte Neugeschäftsvolumen.

In der gewerblichen Immobilienfinanzierung - einschließlich der Finanzierung von Wohnungsbaugesellschaften - nahmen die Neuzusagen um mehr als 20% von 660 auf 799 Mill. Euro zu. Hiervon entfiel über ein Drittel auf Finanzierungen im Ausland, vorwiegend in Großbritannien. Gleichzeitig finanzierte die Bank im Inland verstärkt große Wohnungsportfolios.

Zurückhaltung übte das Institut bei der Finanzierung von Staaten und Banken, so nahm das Zusagevolumen von 1,9 Mrd. Euro im Vorjahr auf 1,4 Mrd. Euro ab. Als Reaktion auf die Ausweitung und Verschärfung der Staatsschuldenkrise wurde nur in bonitätsstarke Adressen investiert. Inzwischen stellt die Bank das Geschäftsfeld jedoch grundsätzlich infrage.

Zur Refinanzierung nahm die Bank am Kapitalmarkt 6,6 Mrd. Euro auf. Davon entfielen 2,8 (2010: 5,5) Mrd. Euro auf Hypothekenpfandbriefe und 1,0 (1,1) Mrd. Euro auf Öffentliche Pfandbriefe. Dass die ungedeckte Refinanzierung von 1,7 auf 2,8 Mrd. Euro gestiegen war, wird mit der regulatorisch geforderten höheren Liquiditätsausstattung begründet. Erneut machten Privatplatzierungen den bedeutendsten Teil der Refinanzierung aus. Da sich die Fälligkeiten auf 6,3 Mrd. Euro summierten, ergibt sich ein Nettoabsatz im Passivgeschäft von 0,3 Mrd. Euro. Weil Moody's die Bonitätsanforderungen im Zuge der Staatsschuldenkrise erhöhte, senkte die Ratingagentur im September 2011 das Rating der unbesicherten Verbindlichkeiten der Münchener Hyp von "A1" mit "negativem Ausblick" auf "A2" mit "stabilem Ausblick".

Aufgrund des hohen Hypothekenneugeschäfts stieg der Bestand an Hypotheken- und sonstigen Baufinanzierungsdarlehen zum 31. Dezember 2011 um 1,0 Mrd. Euro auf 19,2 Mrd. Euro. Daran hatten Auslandsbeleihungen ein Volumen von 6,0 (5,9) Mrd. Euro, von denen wiederum die Hälfte - aufgrund der Kooperation mit der Post Finance - auf die Schweiz entfiel. 34 Prozent der Auslandsfinanzierungen beziehen sich auf Objekte in den USA und 16% auf Liegenschaften in der Europäischen Union. Zur Deckung der umlaufenden Pfandbriefe dienen 15,6 Mrd. Euro des Hypothekenbestands. Das Staatskreditportfolio verringerte sich von 13,6 auf 13,3 Mrd. Euro. Mortgage Backed Securities (MBS) wurden von der Bank zum Jahresultimo 2011 in Höhe von 69 (125) Mill. Euro gehalten.

Aufgrund des gewachsenen Bestandsvolumens an Hypothekendarlehen und wegen der temporären Liquiditätsvorhaltung für einen Mitte Januar 2012 fälligen Jumbo-Pfandbrief über 1,8 Mrd. Euro erhöhte sich die Bilanzsumme um 6,0% auf 37,3 Mrd. Euro.

Im Wertpapierbestand betrugen die stillen Lasten 406 (331) Mill. Euro. Auf Anleihen, die von Griechenland selbst ausgegeben oder garantiert waren, wurden Abschreibungen in Höhe von 65,3 Mill. Euro vorgenommen. Um etwa 2,0 Mrd. Euro auf 35,6 Mrd. Euro stieg der Bestand an Refinanzierungsmitteln. Daran hatten langfristige Papiere einen Anteil von 31,5 Mrd. Euro beziehungsweise 88%.

In der Gewinn- und Verlustrechnung lag der Zinsüberschuss mit 117,9 Mill. Euro um 5,3% unter dem Vorjahresergebnis, weil sich im Zuge der Finanzmarktkrise die Aufwendungen für die kapitalmarktorientierte Refinanzierung erhöht hatten. Diese Mehrkosten konnten auch durch gestiegene Zinseinnahmen aus dem höheren Neugeschäft in der Immobilienfinanzierung nicht kompensiert werden. Der Zuwachs bei den Hypothekenzusagen ging jedoch mit um 26% auf 47,4 Mill. Euro gestiegenen Provisionsaufwendungen einher. Da gleichzeitig die Provisionserträge zurückgingen, veränderte sich der Provisionssaldo von minus 27,6 auf minus 38,3 Mill. Euro. Folglich fiel der Zins- und Provisionsüberschuss mit 79,6 Mill. Euro um 17,8% geringer aus.

Mit 63,5 Mill. Euro musste die Bank 4,6 Mill. Euro mehr für die Verwaltung aufwenden. Dafür waren vor allem die erstmals fällige Bankenabgabe in Höhe von 2,2 Mill. Euro sowie die Aufwendungen für die Einführung und Zulassung des IRBA und ein Release-Wechsel des SAP-Systems verantwortlich. Dadurch erhöhten sich die Sachkosten inklusive der entsprechenden Abschreibungen um 23% auf 33,9 Mill. Euro. Teilweise aufgefangen wurden diese Kostensteigerungen durch einen um 1,7 Mill. Euro auf 29,6 Mill. Euro gesunkenen Personalaufwand für die 375 (366) Mitarbeiter. Die Cost Income Ratio (ohne Berücksichtigung der Zinsaufwendungen aus den stillen Beteiligungen) wird mit 62 Prozent angegeben.

Nachdem für US-Kredite im Jahr 2010 noch ein Risikovorsorgesaldo von minus 35,2 Mill. Euro ausgewiesen wurde, hat die Restrukturierung des Nordamerika-Geschäfts per saldo zu Zuschreibungen von 11,8 Mill. Euro geführt. Außerdem wurden 10,3 Mill. Euro aus dem Verkauf von Wertpapieren des Umlaufvermögens sowie Schuldscheindarlehen erzielt. Zudem wurden zur Kompensation der Abschreibungen auf griechische Anleihen Reserven nach § 340f HGB aufgelöst. Unter der Position "Erträge aus Zuschreibungen zu Forderungen und bestimmten Wertpapieren sowie aus der Auflösung von Rückstellungen im Kreditgeschäft" wurden insgesamt 57,6 Mill. Euro ausgewiesen. Diesen standen "Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Beteiligungen, Anteile an verbundenen Unternehmen und wie Anlagevermögen behandelten Wertpapieren" von minus 61,9 Mill. Euro gegenüber.

Am Bilanzstichtag waren 245 (260) Zwangsversteigerungen und 114 (129) Zwangsverwaltungsverfahren anhängig. 226 (238) Zwangsversteigerungen betrafen wohnwirtschaftliche Hypotheken, 19 (22) bezogen sich auf gewerbliche Finanzierungen. Von Zwangsverwaltungen waren 103 (122) Wohnungsbaukredite und 11 (7) Gewerbedarlehen betroffen. Im Berichtsjahr durchgeführt wurden 98 (72) Zwangsversteigerungsverfahren. Zur Rettung von Forderungen wurde kein Objekt übernommen. Die rückständigen Zinsen summierten sich auf 0,8 (0,9) Mill. Euro.

Der Jahresüberschuss verminderte sich 2011 um 6,1 Mill. Euro auf 4,9 Mill. Euro. Nach Einrechnung eines Gewinnvortrags in Höhe von 302 (633) Mill. Euro belief sich der Bilanzgewinn auf 5,2 Mill. Euro - ein Rückgang um 40,2%

Personalien: Aufsichtsrat: Konrad Irtel (Vorsitzender), S.K.H. Herzog Max in Bayern (stellvertretender Vorsitzender bis 16. April 2011), Michael Glos (stellvertretender Vorsitzender ab 16. April 2011); Vorstand: Dr. Louis Hagen (Sprecher), Bernhard Heinlein, Michael Jung

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