Persönliches

Zum Tod von Gert Haller

Wo Gert Haller wohl am glücklichsten gewesen sein mag? Als begeisterter Volkswirt noch an den Universitäten von Berlin und vor allem Heidelberg?

Als Karrierebeamter dann im Bundesfinanzministerium, wo Hans Tietmeyer herrschte und Horst Köhler zu treffen war? Dort als beamteter Staatssekretär gar, wo die Hallers die Erbfolge auf höchstem Niveau erdienten, weil ja auch der Vater Heinz Haller, der Professor für Finanzwirtschaft, schon unter den Finanzministern Alex Möller und Karl Schiller um ein besseres Steuersystem gerungen hatte? Und - war es für Gert Haller die faszinierendste Zeit, als er in der Rolle von Helmut Kohls Sherpa der neuen deutschen Einheit wenigstens einen Rest von ökonomischer Vernunft einzupflanzen hatte und dann auch noch der politische Drang zum Euro in eine durchaus gewagte europäische Währungsverfassung mit einzukleiden war?

Gegen Ende der Ära Kohl, als der politische Wechsel in Bonn gewiss auch den Staatssekretär sein Amt gekostet hätte, ist Gert Haller zu Wüstenrot nach Ludwigsburg gegangen, wo sein südwestdeutscher Zungenschlag sich alsbald schön verstärkte. Was er dort zu tun hatte, passt: die Übernahme der Württembergischen Versicherungsgruppe als zweites Standbein der ehrwürdigen Ludwigsburger Bausparleute. Die gesellschaftsrechtlichen Eigenheiten der Stuttgarter Assekuranz waren ausgeprägt, die politischen Verästelungen vielfältig, die Interessen unterschiedlich. So etwas konnte, so etwas verstand Gert Haller. Ob ihm dann in der Folge die mühsame Integration der neuen Unternehmensteile so richtig Freude gemacht hat, die Zähigkeit der alten Betriebswirtschaften mit ihrem Widerstand gegenüber zentralen Kommandostrukturen? Vielleicht nicht immer.

2006 ist Gert Haller zu seinem Freund Horst Köhler in das Bundespräsidialamt eingezogen. Und das war - ohne Gehalt, wie sogar die Bild-Zeitung lobte - ganz gewiss ein neuer Höhepunkt. Wie gut der Chef des Bundespräsidialamtes, nun mit unternehmerischer und ministerieller Lebenserfahrung gesegnet, Köhlers Haus geführt hat, mag man vielleicht auch daran ermessen, dass nach Hallers krankheitsbedingtem Ausscheiden Ende 2009 gewisse Unruhen im feinen Haus ausbrachen.

Gert Haller, der in seiner Wüstenrot-Zeit auch den Verband der Privaten Bausparkassen durch die Wirren deutscher Sozialpolitik führte, starb am 11. April 2010 im Alter von knapp 66 Jahren. Die Redaktion wird ihn sehr vermissen. Er war ihr ein feiner, kluger Freund. K. O.

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