Im Blickfeld

Überschätzter Wunsch nach Nähe

Vor allem Filialbanken unterstreichen in ihrer Werbung gerne ihre räumliche Nähe zum Kunden. Allerdings legen die Umworbenen immer weniger Wert auf diesen Service. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des IMWF Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung aus Hamburg. Demnach ist die Filialdichte das Leistungskriterium mit der geringsten Bedeutung für die Kundenbindung. Viel wichtiger sei den Kunden, dass die Banken und Sparkassen ihre Dienste zuverlässig erbringen und zumindest das Gefühl vermitteln, das anvertraute Geld optimal anzulegen. Konditionen und Sicherheit sind damit wichtiger als die Filiale in der Nähe.

Den Grund für den Bedeutungsverlust der Geschäftsstelle sehen die Marktforscher in der Verbreitung des Onlinebanking. Speziell die alltäglichen Bankgeschäfte wickeln viele inzwischen über das Internet ab. Werden demnächst also auch Sparkassen und genossenschaftliche Platzbanken dem Beispiel der Deut-sche-Bank-Tochter Norisbank folgen, die bis Ende Juli dieses Jahres sämtliche Filialen schließen wird? Wohl kaum. Denn überflüssig ist die Filiale mitnichten.

Sobald es um komplexere Produkte geht, so bestätigt die IMWF-Studie, ist der Berater vor Ort gefragt. Speziell bei Baufinanzierungen wünschen die Kunden persönliche Gespräche und suchen dafür auch gerne die Bankfiliale auf. Weil jedoch der Kauf einer Wohnung für die meisten eine einmalige Anschaffung und zudem oft die größte ihres Lebens ist, sind viele auch bereit, dafür einen längeren Weg zum Berater auf sich zunehmen. Es muss also nicht unbedingt die Filiale um die Ecke sein, in der letztlich der Baukredit gezeichnet wird. Wichtiger sind Zuverlässigkeit, Seriosität und anscheinend optimale Beratung. L. H.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X