Branchenweiter Schulterschluss für Digitalisierungsschub

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Angesichts der Corona-Pandemie haben sich führende Verbände und Unternehmen der Immobilienbranche zusammengeschlossen, um die digitale Transformation des Immobilienmarkts voranzutreiben. Im Kern geht es der Initiative darum, die Funktionsfähigkeit der Immobilienwirtschaft zu gewährleisten. Dem Schulterschluss gehören der Bundesverband für die Immobilienwirtschaft (BVFI), eBay Kleinanzeigen, Flowfact, der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), ImmoScout24, Immowelt, der Immobilienverband Deutschland (IVD), Sprengnetter, der Verband der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV Deutschland) und der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) an. Nach einem Anstoß von ImmoScout24 hat die Branchen-Allianz ein 10-Punkte-Programm für einen Modernisierung- und Digitalisierungsschub der Immobilienbranche entwickelt, das zusammen von Politik und Wirtschaft zeitnah umgesetzt werden müsse:

  1. Um der akuten Wohnungsnot entgegenzuwirken, müssen Länder und Kommunen Baugenehmigungsverfahren digitalisieren und beschleunigen. Nur so kann die Bautätigkeit fortgesetzt und neuer Wohnraum für die Menschen geschaffen werden.
  2. Um das Antrags- und Bewilligungsverfahren zu beschleunigen, müssen Bürgerinnen und Bürger das Wohngeld online beantragen können. Nur wenn das Wohngeld schnell fließt, können Vermieter auch ihren Verpflichtungen gegenüber Mitarbeitern oder Vertragspartnern nachkommen.
  3. Die Immobilienwirtschaft verpflichtet sich dazu, persönliche Wohnungsbesichtigungen auf ein Minimum zu reduzieren und virtuelle Besichtigungen massiv auszubauen. Trotzdem müssen Wohnungsbesichtigungen weiter möglich sein. Der Gesetzgeber sollte das Widerrufsrecht bei Mietverträgen im Fernabsatz dahingehend anpassen, dass Vertragsparteien nicht von einem Mietvertrag zurücktreten können, weil sie das Objekt nur virtuell besichtigt haben.
  4. Der Markt benötigt weiterhin den Zugang zu verantwortungsvollen Finanzierungen. Auch hier gilt, dass alle notwendigen Schritte zu einer Kredit- oder Hypotheken-Zusage idealerweise in digitaler Form und ohne persönlichen Kontakt möglich sein müssen. Ähnliches gilt für die Besichtigungen im Zuge von Immobilienbewertungen.
  5. Institutionen, Behörden und Ämter sollten Zugang zu allen Transaktionsunterlagen wie Grundbucheinträgen in digitaler Form gewährleisten.
  6. Die Immobilienbranche verpflichtet sich, Rechtsgeschäfte in digitaler Form zu ermöglichen und zu vereinfachen. Dafür stellt sie weiter auf papierlose Bewerbungs- und Vertragsunterlagen um.
  7. Die Beurkundung von Kaufverträgen ist essenziell für einen funktionierenden Immobilienmarkt. Gesetzgeber und Notarkammern müssen daher notarielle Beurkundungen absichern und auch hier digitale Lösungen zum Einsatz kommen lassen.
  8. Zur Ermöglichung der rechtssicheren, digitalen Übergabe von Miet- und Kaufgegenständen setzt sich die Immobilienbranche zum Ziel, gemeinsame Mechanismen zu entwickeln. Diese Verfahren sollten sowohl die Wohnungs- beziehungsweise Schlüsselübergabe, die Endabnahme einer Wohnung wie das Ablesen von Zählerständen und Umzüge abdecken. 
  9. Was für Vereins- und Aktienrecht gilt, sollte auch im Wohnungseigentumsrecht angewendet werden: Der Gesetzgeber sollte daher Eigentümerversammlungen auch online ermöglichen
  10. Die Immobilienbranche setzt sich für die Förderung und den Ausbau digitaler Online-Schulungen als Weiterbildungsnachweis für Immobilienvermittler, Makler und Immobilienverwalter ein.

Darüber hinaus werden in einem Positionspapier unter dem Hashtag #GemeinsamDurchDieKrise Wege aufgezeigt, wie eine erfolgreiche Digitalisierung der Branche, der Prozesse und der Services im Bereich des Baus und der Immobilientransaktionen gelingen kann. Dafür suchen sie die Unterstützung des Gesetzgebers sowie von Bund, Ländern und Kommunen. Denn nur gemeinsam ist es möglich, einen Markt-Stillstand in Folge der Corona-Pandemie und dadurch entstehende volkswirtschaftliche Schäden zu verhindern. 

„Angesichts der Corona-Pandemie zeigt sich verstärkt, dass die Schritte und Abläufe im Rahmen der Ver- und Anmietung ebenso wie beim Kauf und Verkauf einer Immobilie bislang viel zu bürokratisch, analog und offline sind. Wir haben uns zusammengeschlossen, da wir in der aktuellen Situation mehr denn je zusammenhalten müssen, um alle Branchenteilnehmer bestmöglich für die Zeit während und nach der Krise zu wappnen. Wenn wir den Immobilienmarkt für alle Marktteilnehmer auf dem dynamischen Niveau von vor Corona aufrechterhalten wollen, müssen wir Regulierung und Abläufe schnell und vehement der veränderten Situation anpassen“, erklären die Branchen-Experten.

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