London trotzt dem Brexit

Will Matthews; Foto: Knight Frank

Nach Jahren der zähen Verhandlungen und politischen Ungewissheit hat Großbritannien die EU am 31. Januar 2020 verlassen. Zwar sind bis zu einem endgültigen Vertrag mit den EU-Staaten noch immer viele Fragen ungeklärt, doch für UK-Immobilien-Investoren bedeutet der Brexit vor allem eins: Aufatmen. Denn die Unsicherheiten rund um die Brexit-Debatte beherrschte nicht nur das Tagesgeschehen im Vereinigten Königreich, sondern lastete auch schwer auf dem britischen Immobilienmarkt. Mit dem vollzogenen Austritt ergibt sich enormes Aufholpotenzial. Insbesondere an Londons gefragtem Gewerbeimmobilienmarkt rechnen wir von Knight Frank mit einem starken Zuwachs des Investitionsvolumens.

Nach dem Yes-Votum der Briten im Jahr 2016 geriet der Immobilienmarkt ins Taumeln: Sinkende Nachfrage ließ die Marktwerte schrumpfen. Die Angst vor einem No-Deal sorgte dafür, dass landesweit die Preise für Immobilien fielen - selbst im sicheren Hafen London ging 2019 die Investitionstätigkeit um rund 15 Prozent zum Vorjahresvergleich zurück und sank damit auf 13,9 Milliarden Pfund. Erst mit zunehmender Klarheit über den finalen EU-Austritt wich die Zurückhaltung der Investoren und Ende 2019 kündigte sich eine Wende an: Wie der jährliche London Report von Knight Frank zeigt, verzeichnete die britische Hauptstadt im letzten Quartal über 4,6 Milliarden Pfund an Büroinvestments - mehr als im zweiten und dritten Quartal 2019 zusammen. Für das Jahr 2020 deuten die Research-Ergebnisse darauf, dass internationales Kapital in Höhe von 48,4 Milliarden Pfund auf Londoner Assets abzielt, ein starker Anstieg von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Selbst 2019 blieb London der zweitgrößte Markt für Investitionen in gewerbliche Büroimmobilien. Die Stabilität und der globale Status Londons ziehen internationale Geldgeber an. Die Zahlen unseres Researchs für das Mietwachstum in den nächsten fünf Jahren versprechen eine rosige Zukunft für Büroinvestments: An Standorten wie Mayfair und St. James im West End werden die Büromieten um etwa 16 Prozent steigen und im Stadtkern sind selbst 20 Prozent realistisch. Schon jetzt zählen Londons Bürorenditen zu den besten der Welt, auch im Vergleich zu den wichtigsten europäischen Zentren. In der Londoner City liegen die Durchschnittsrenditen für Büroimmobilen derzeit bei vier Prozent und im West End bei 3,5 Prozent. Vergleichbare Renditen sucht man in führenden europäischen Städten wie Paris, Frankfurt am Main und Amsterdam vergebens.

Insgesamt ist zu erwarten, dass die internationale Nachfrage nach Londoner Anlagen die Preise weiter in die Höhe treiben wird. Die Verbindung von London-spezifischen Vorteilen mit einer makroökonomischen Neugewichtung in Richtung Immobilien im Allgemeinen ist ein starker Treiber dieser Entwicklung. Bereits jetzt lässt sich ein Anstieg der Transaktionen beobachten. Gut die Hälfte der Nachfrage nach Bürogebäuden kommt aus dem asiatisch-pazifischen Raum, mit der Region China und Singapur als Speerspitze und voraussichtlich größten Investoren in 2020.

Will Matthews, Head of Commercial Research, Knight Frank, London

Will Matthews , Head of Commercial Research, Knight Frank, London
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