pbb: Keine Experimente

Philipp Hafner, Quelle: Verlag Helmut Richardi

Wer die pbb Deutsche Pfandbriefbank schon eine Weile verfolgt, weiß, dass "risikokonservativ" nicht erst seit März 2020 zu den Lieblingsadjektiven von pbb-Chef Andreas Arndt gehört. Gleichwohl hat es in den vergangenen 12 Monaten natürlich noch einmal deutlich an Bedeutung in seinem Sprachgebrauch gewonnen. In gefühlt jedem dritten Satz verwies der umsichtige Manager auf der pbb-Jahrespressekonferenz Anfang März auf die "risikokonservative Ausrichtung" seines Hauses.

Und tatsächlich belegt ein Blick auf die Geschäftsentwicklung 2020, dass sich Arndt hier keineswegs bloß in Plattitüden ergeht. Vor allem, dass das gewerbliche Finanzierungsportfolio bislang ohne nennenswerte Blessuren durch die Krise gekommen ist, zeugt von den kompromisslosen Qualitätsansprüchen der Bank an Finanzierungsobjekte und deren Sponsoren. Zwar ist auch bei den Garchingern die Kreditrisikovorsorge im Berichtsjahr deutlich von 49 auf 126 Millionen Euro gestiegen. Corona-bedingte Einzelwertberichtigungen sucht man indes vergebens. Stattdessen geht das Gros (70 Millionen Euro) auf präventive, modellbasierte Vorsorgen der Stufen 1 und 2 zurück. Der einzige konkrete Sorgenfall sind unverändert vier bereits vor Corona von rückläufigen Immobilienbewertungen betroffenen UK- Shoppingcenter, für die 2020 weitere 57 Millionen Euro an Risikovorsorge der Stufe 3 gebildet wurde.

Doch Arndt wäre nicht Arndt, wenn er trotz dieser hohen Resilienz seines Hauses die potenziellen Risiken nicht weiter fest im Blick behielte: "Auch wenn sich das Wachstum des Bruttosozialprodukts wieder ins Positive dreht, werden die für die Immobilienwirtschaft erheblichen Folgen erst im Laufe des Jahres 2021 richtig sichtbar werden", so der pbb-Chef. Er erwartet unter anderem, dass Themen wie Homeoffice und Videokonferenzen struktureller Natur sein werden und dementsprechend den Flächenbedarf bei Immobilien sowie deren Preise, Risiken und Rendite nachhaltig beeinflussen werden. Mit Blick auf das Neugeschäft im laufenden Jahr bleibt somit die klare Devise "keine Experimente", wie Arndt versichert: "Es wird darauf ankommen, dass wir an einer sorgfältigen Selektion von Kunden und Immobilien und einer Fokussierung auf das Prime-Geschäft diszipliniert festhalten."

Wie 2020 dürften somit neue Finanzierungen für Hotels und Shoppingcenter tabu bleiben, mit Blick auf Projektentwicklungen verlangt die Bank derweil höhere Vorvermietungen, zudem werden keine Objekte finanziert, bei denen der Businessplan auf Mietsteigerungen ausgelegt ist. Angesichts dieser strengen Auslese gepaart mit den vielerorts stark gedrosselten Aktivitäten am Transaktionsmarkt, verwundert es fast ein wenig, dass die pbb überhaupt noch zum Zuge kam beziehungsweise kommt. So wurden im vergangenen Jahr in der gewerblichen Immobilienfinanzierung Neuzusagen in Höhe von 7,3 Milliarden Euro (inklusive Prolongationen länger als 1 Jahr) erteilt. Das sind knapp 19 Prozent weniger als im Vorjahr (9,0 Milliarden Euro), angesichts der Umstände hält Arndt diesen Wert aber für "respektabel". Nahezu unverändert blieb dabei die Zusammensetzung: Deutschland bleibt mit einem quasi unveränderten Anteil von 46 Prozent der wichtigste regionale Einzelmarkt, Büros dominieren mit 50 Prozent weiterhin die finanzierten Nutzungsarten. Für das laufende Jahr strebt die pbb eine ähnliche Größenordnung zwischen 7,0 und 8,0 Milliarden Euro an.

Trotz der Zurückhaltung im Neugeschäft ist der pbb 2020 derweil das Kunststück gelungen, das Zins- und Provisionsergebnis weiter zu steigern - um 5 Prozent auf nunmehr 485 (464) Millionen Euro. Der Anstieg resultiert im Wesentlichen aus geringeren Refinanzierungskosten, insbesondere das attraktive TLTRO-III-Programm der EZB, an dem sich die pbb mit 7,5 Milliarden Euro beteiligte, wirke sich hier positiv aus. In Verbindung mit einem nahezu stabilen Verwaltungsaufwand (204 Millionen Euro) sowie den bereits erwähnten, deutlich höheren Risikokosten von 126 Millionen Euro steht unter dem Strich ein doch beachtliches Vorsteuerergebnis in Höhe von 154 (216) Millionen Euro.

Aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten verzichtet die Bank abermals auf die eigentlich übliche Prognosespanne für 2021. Immerhin ließ Arndt wissen, dass man ein Ergebnis vor Steuern oberhalb des abgelaufenen Jahres anstrebe - trotz weiterer Risikovorsorge (wenn auch voraussichtlich nicht in dem Umfang wie 2020) und der Fortsetzung des Investitionsprogrammes. Letzteres umfasst vor allem den Ausbau der digitalen Infrastruktur, zudem soll die Datengrundlage geschaffen werden, um neben Green Bonds (Debüt im Januar 2021) perspektivisch auch Green Loans vergeben zu können. Während viele Wettbewerber derzeit noch alle Hände voll mit der Aufarbeitung der Vergangenheit zu tun haben, widmet sich die pbb also schon wieder proaktiv den großen Zukunftsthemen. ph

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