Finanzmarktintegration im EU-Währungsgebiet

Quelle: Europäische Zentralbank

 

Insgesamt ist die Finanzmarktintegration im Euro-Währungsgebiet im vergangenen Jahr ins Stocken geraten, so die EZB in ihrem jährlichen Bericht "Financial integration in Europe", der Mitte Mai 2017 anlässlich einer gemeinsamen Tagung mit der Europäischen Kommission in Brüssel vorgestellt wurde. Nachdem sich die Integration der Finanzmärkte im Gefolge der Finanzkrise einige Jahre lang wieder verstärkt hatte, wies eine aggregierte preisbasierte Messgröße der Integration 2016 eine volatile Entwicklung auf, während sich ein quantitativer Indikator in seinem Verlauf abflachte. Ausschlaggebend für diese Entwicklungen waren gegenläufige Effekte innerhalb der einzelnen Märkte und über unterschiedliche Märkte hinweg, was unter anderem auf divergierende Wirtschaftsaussichten in den einzelnen Ländern, Schwankungen bei der Risikoaversion weltweit und die politische Unsicherheit zurückzuführen war. Dem steht jedoch gegenüber, dass die Geldpolitik der EZB die Integration der Finanzmärkte weiterhin unterstützt.

Der Bericht enthält erstmals eine regelmäßige Analyse der Finanzmarktintegration in qualitativer Hinsicht; hierzu wird ihr wirtschaftlicher Nutzen gemessen. Zwei neue Indikatoren deuten darauf hin, dass die grenzüberschreitende Risikoteilung immer noch gering ist und die Teilung finanzieller Risiken im privaten Sektor keine große Bedeutung hat. Daher schlägt ein Großteil einkommensbezogener Schocks in den Mitgliedsstaaten direkt auf den Konsum durch.

Diese Ergebnisse unterstreichen aus Sicht der EZB die Wichtigkeit einer Vollendung der Bankenunion und die Bedeutung weiterer Schritte in Richtung einer ambitionierten Kapitalmarktunion. So sollte die derzeitige Überarbeitung wichtiger Rechtsvorschriften wie der Kapitaladäquanzrichtlinie oder der Sanierungs- und Abwicklungsrichtlinie zu spürbaren und zeitnahen Fortschritten führen, und zwar auch durch Harmonisierung von Wahlmöglichkeiten und nationalen Ermessensspielräumen. Darüber hinaus kann aus Sicht der EZB die Verbesserung und Harmonisierung von Insolvenzregelungen die Integration und Entwicklung der Kapitalmärkte fördern.

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