KREDITPOLITISCHE TAGUNG

"Konsolidierung muss für die Unternehmen und deren Eigentümer Nutzen stiften"

Herbert Hans Grüntker, Foto: Helaba

Mit einer klaren Analyse der aktuellen Rahmenbedingungen und Aufgaben für Kreditinstitute im Allgemeinen und die Sparkassen-Finanzgruppe im Besonderen eröffnete der Vorstandsvorsitzende der Hessischen Landesbank die diesjährige Kreditpolitische Tagung. Ausgehend von der Schwierigkeit, die Erträge in den kommenden Monaten und Jahren nicht in großem Umfang steigern zu können, sieht er die Begrenzung des Kostenauftriebs als vorrangige Aufgabe. Erst recht, da für das erforderliche Wachstum höhere Investitionen notwendig sind. Mit Blick auf das Thema Helaba/Deka, das sowohl die Sparkassenfamilie als auch die Öffentlichkeit ziemlich beschäftigt, stellte er klar: Konsolidierung sei dann richtig, wenn sie Nutzen für die jeweiligen Unternehmen und deren Eigentümer stifte. Nutzen für die Sparkassen-Finanzgruppe sieht der Vorstandsvorsitzende durch eine Fusion beider Häuser durchaus. Allerdings gibt es auch durchaus sehr unterschiedliche Interessen auf der Trägerseite. Den Sparkassen-Präsidenten, der sich für eine Bündelung der Kräfte auf oberster Ebene bekanntermaßen sehr stark macht, nimmt Grüntker ausdrücklich in Schutz. (Red.)

Die 64. Kreditpolitische Tagung zeigt ein sehr gutes Timing mit Blick auf die Auswahl des Themas und der Referenten. Kaum dass der Präsident der BaFin, Felix Hufeld, anlässlich des Neujahrsempfangs seines Hauses mit Blick auf die Ertragsschwäche deutscher Banken und die Nachhaltigkeit deren Geschäftsmodelle erklärt hat - ich zitiere - "Die Zeit drängt. Der Uhrzeiger rückt immer näher an die Fünf-vor-zwölf-Marke heran", findet die Kreditpolitische Tagung zu dem Thema "Perspektiven für den (Finanz)Standort Deutschland" statt.

Effizienz und Geschwindigkeit erhöhen

Ja, die Banken sind unter Druck, die Zeit drängt. Und ja, man könnte sich beklagen über die schwierigen Rahmenbedingungen, den Zins und die Regulatorik. Klagen ist in unserem Geschäft jedoch keine Währung. Unsere Währung heißt Realität und der Wechselkurs wird vom Handeln bestimmt.

Ich darf für unser Haus sagen, dass wir in den vergangenen Jahren unser Geschäftsmodell geschärft haben. Wir sind stärker denn je in die Sparkassenorganisation eingebunden, wir haben uns von Aktivitäten getrennt und wir haben unsere Kerngeschäftsfelder gestärkt. Wir haben die Herausforderungen der Niedrigzinspolitik angenommen. Unser operatives Ergebnis nach neun Monaten belegt, dass wir uns mit dem Zinsumfeld arrangiert haben. Der Zinsüberschuss ist um gut 8 Prozent gestiegen und der Provisionsüberschuss um mehr als 10 Prozent. Und wir glauben, dieses Wachstumstempo bis zum Jahresende durchhalten zu können.

Eitel Sonnenschein und weiter so? Auf keinen Fall! Unser Haus muss effizienter und schneller werden und unsere IT muss den Anforderungen des Marktes gerecht werden. Zu diesem Zweck haben wir unser Effizienzprogramm Scope gestartet und arbeiten weiter konsequent an der Modernisierung der IT. Das alles kostet zunächst Geld, da wir erst einmal investieren müssen. Eine Folge ist, dass die Entwicklung des Verwaltungsaufwandes unseres Hauses derzeit nicht akzeptabel ist. Wie fast alle Kreditinstitute müssen auch wir den Kostenauftrieb bremsen. Daher ist es unser Ziel, den Verwaltungsaufwand im Jahr 2023 auf dem Niveau des Jahres 2018 zu halten.

Angesichts der Anforderungen ist das ein ambitioniertes Unterfangen. Denn gleichzeitig wollen wir weiter wachsen. Wir sind überzeugt: Nur Unternehmen, die auch Chancen wahrnehmen und damit wachsen können, sind zukunftsfähig. Zu unserer harten Effizienzorientierung gibt es keine Alternative. Wesentliche Entscheidungen haben wir in den vergangenen Monaten bereits getroffen und diese befinden sich derzeit in der Umsetzung.

Daneben wird häufig im Markt die Konsolidierung innerhalb eines Sektors als Allheilmittel angesehen. Von daher möchte ich jetzt noch ein paar Sätze zu dem Thema Deka/Helaba sagen. Allerdings ohne Neuigkeiten berichten zu können. Deshalb möchte ich einige allgemeine Aussagen treffen. Konsolidierung ist kein Wert an sich, sondern sie muss für die jeweiligen Unternehmen und deren Eigentümer Nutzen stiften. Und im Falle von Deka/Helaba sollen sich auch für die Sparkassen-Finanzgruppe Vorteile ergeben.

Ich bin überzeugt, dass ein Zusammenrücken von Deka und Helaba für alle Beteiligten solchen Nutzen stiftet, insbesondere für die Sparkassen-Finanzgruppe. Insofern macht die Prüfung einer vertieften Zusammenarbeit von Deka/Helaba definitiv Sinn. Allerdings wird man bei der Prüfung einer vertieften Zusammenarbeit schnell zu folgendem Resultat kommen: Um das Zentralinstitut der Sparkassen-Finanzgruppe etablieren zu können, bedarf es einer gesellschaftsrechtlichen Verbindung beider Institute. Daher teile ich die Ansicht des DSGV-Präsidenten Helmut Schleweis, dass eine Bündelung der Kräfte und damit eine Nutzenstiftung für die Unternehmen und die Sparkassen-Finanzgruppe nur über den Weg der Fusion möglich sind.

Keine Notsituation

Mir ist völlig klar, dass es dabei auf der Trägerebene sehr unterschiedliche Interessen gibt, und das ist völlig legitim. Nur sollte es dann auch klar adressiert werden. Eine Hängepartie nutzt beiden Häusern definitiv nicht. Sie alle wissen, dass unsere Organisation dezentral aufgestellt ist. Oder mit anderen Worten: Die Sparkassen-Finanzgruppe ist hierarchiefrei, ohne Zwang zur Lösung. Einen Zwang zur Lösung gibt es nur in Notsituationen. Und eins steht fest: Weder bei der Deka noch bei der Helaba gibt es eine Notsituation. Beide Häuser verfügen über zukunftsfähige Geschäftsmodelle und sind gut aufgestellt.

Abschließend möchte ich noch eine Anmerkung machen. Ich habe verschiedentlich gelesen, sollte das Projekt Deka/Helaba scheitern, wäre dies eine schwere Schlappe für den DSGV-Präsidenten. Diese Sichtweise teile ich überhaupt nicht. Helmut Schleweis sieht die Vorteilhaftigkeit einer Konsolidierung innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe, hat hierzu eine klare Position eingenommen und vertritt diese klar und deutlich. Dabei geht er das Projekt Deka/Helaba im Wissen um die Vielsprachigkeit unserer Organisation mit offenem Visier und klarer Botschaft an. Dafür gebührt ihm der Respekt des Finanzplatzes.

Der Ausgang des Projektes ist offen. Oder, um es mit den Worten eines der großen Hobbyphilosophen unserer Zeit, der nachvollziehbar kaum noch zitiert wird, zu sagen: "Schau'n mer mal".

Der Beitrag basiert auf einer Rede des Autors anlässlich der 64. Kreditpolitischen Tagung "Perspektiven für den (Finanz)Standort Deutschland" am 24. Januar 2020 in Frankfurt am Main.

Die Zwischenüberschriften sind teilweise von der Redaktion eingefügt.

Herbert Hans Grüntker Vorsitzender des Vorstands, Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba), Frankfurt am Main
 
Herbert Hans Grüntker , Vorsitzender des Vorstands, Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba), Frankfurt am Main
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