Allfinanz

Dauerbaustelle Finanzvertrieb

Von einem "versöhnlichen" Jahresabschluss 2014 sprach Uwe Schröder-Wildberg bei der Vorstellung der Zahlen des Wieslocher Finanzdienstleisters MLP in Frankfurt am Main. Das Jahresendgeschäft hat dem Unternehmen wie so oft in den zurückliegenden Jahren sehr geholfen, wobei die Altersvorsorge als maßgeblicher Treiber bei den Erlösen im vierten Quartal 2014 bezeichnet wird. Im Gesamtjahr 2014 belief sich das Neugeschäft von MLP auf 4,12 Milliarden Euro nach 3,62 Milliarden Euro im Vorjahr, die Gesamterlöse betrugen 531,1 (499,0) Millionen Euro. Seine Ziele für 2014 hat das Unternehmen dennoch weit verfehlt: Geplant war ein Ebit in Höhe von 50 bis 78 Millionen Euro, erreicht wurden 39,0 (30,7) Millionen Euro. Der Konzernüberschuss belief sich 2014 auf 29 (25,5) Millionen Euro. Von den Zahlen des Jahres 2012 ist der Finanzvertrieb damit noch immer weit entfernt.

Dass sich die "freien" Finanzvertriebe in schwierigem Umfeld bewegen, wird seit Jahren zunehmend deutlicher. Bei der DVAG, bei der im vergangenen Jahr Andreas Pohl die Unternehmensführung übernommen hat, sind zwar die Umsatzerlöse 2014 etwa gleich geblieben (1,19 Milliarden Euro nach 1,13 Milliarden Euro), der Jahresüberschuss ist 2014 allerdings zurückgegangen (154,4 Millionen Euro nach 176,1 Millionen Euro). Die in Köln ansässige OVB darf man in dieser Reihe getrost als Sonderfall werten, da sie sich nicht nur deutschland- sondern europaweit aufgestellt hat. Insbesondere in Mittel- und Osteuropa ist der Vertrieb eifrig am Markt. In Deutschland hat das Unternehmen in den ersten drei Monaten 2014 Gesamtvertriebsprovisionen in Höhe von 44,2 (44,0) Millionen Euro eingenommen und ein Ebit von 4,6 (4,6) Millionen Euro erwirtschaftet. Der einstmals sehr aktive AWD wurde 2007 von Swiss Life übernommen. Sein Name war in der Zwischenzeit wegen zahl reicher Auseinandersetzungen rund um die Beratungspraktiken in der öffentlichen Wahrnehmung derart verbrannt, dass das Unternehmen in Swiss Life Select umbenannt wurde. Eigene Zahlen werden nicht mehr veröffentlicht. In der Segmentberichterstattung von Swiss Life werden für 2014 in Deutschland Kommissions- und Gebührenerträge in Höhe von 425 (383) Millionen Schweizer Franken ausgewiesen. Diese machen acht Prozent der Gesamterlöse des Schweizer Versicherungskonzerns aus.

Die Schwierigkeiten im Jahr 2014 werden vom MLP-Vorstandsvorsitzenden vor allem damit erklärt, dass das Umfeld der Niedrigstzinsen und die damit zusammenhängende Aversion der Kunden gegen langfristig abzuschließende Verträge ihren Tribut fordern. Das ist aber nicht alles: Auch die anhaltenden Diskussionen über die Zukunft der Lebensversicherung und ganz konkret das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG), das seit dem 1. Januar 2015 gilt, haben zum problematischen Umfeld beigetragen. Mit dem LVRG ist beispielsweise der Höchstzillmersatz von 4 Prozent auf 2,5 Prozent abgesenkt worden, das heißt, dass die Unternehmen in den ersten fünf Jahren der Vertragslaufzeit die Abschlusskosten nur in Höhe von bis zu 25 Promille der Beitragssumme eines Lebensversicherungsvertrages bilanziell anrechnen können. Die Bundesregierung verspricht sich davon höhere Rückkaufwerte bei vorzeitiger Beendigung des Vertrages und einen stärkeren Druck auf die Abschlusskosten - das drückt auf die Erträge der Vermittler. Bei der Krankenversicherung gab es bereits im Jahr 2012 größere Einschnitte: Seit April 2012 dürfen die Vermittler bei Abschluss eines entsprechenden Vertrages höchstens neun Monatsbeiträge als Provision vereinnahmen.

Bei MLP hat man durchaus strukturell auf die Misere reagiert, daher hat sich die Herkunft der Er löse verschoben. 2005 haben Altersvorsorge und Krankenversicherung noch 90 Prozent der Provisionserlöse ausgemacht. Heute sind es rund 58 Prozent. Währenddessen hat die Vermögensverwaltung an Bedeutung gewonnen. Gerade durch die Übernahme von Feri im Jahr 2006 hat MLP das von ihm betreute Vermögen erhöht und inzwischen auch weiter gesteigert. Zum Jahresende betrug diese Kennzahl 27,5 Milliarden Euro, die Erlöse aus diesem Segment sind um 6 Prozent auf 147 Millionen Euro gestiegen. Auf Konzernebene trägt das Vermögensmanagement 30 Prozent zu den Umsätzen bei.

An dieser Stelle sehen die Wieslocher denn auch neue Geschäftschancen. Das Vermögensmanagement soll weiter ausgebaut werden, zudem hat Feri eine Lizenz als Kapitalverwaltungsgesellschaft beantragt. Bei institutionellen und hochvermögenden Kunden sollen so die Anlagebereiche Immobilien und Infrastruktur besser abgedeckt werden können. Ein für das Unternehmen höchst schmerzhaftes Dauerthema bleiben aber die Berater. Auch wenn Schröder-Wildberg eine Quote von 9 Prozent Abgängen bei den Beratern als "relativ wenig" bezeichnet, wurden diese aber durch Neuzugänge nicht ganz ausgeglichen. Gegenüber Ende 2013 ist die Beraterzahl von 1 998 auf 1 952 leicht zurückgegangen. Ende 2009 waren es noch 2 383.

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