Finanzvertrieb

Kehrtwende bei MLP

Zehn Jahre nach der Integration der MLP Bank vollzieht der MLP-Konzern nun wieder die Kehrtwende und ändert erneut die Konzernstruktur. Durch eine gesellschaftsrechtliche Trennung wird das regulierte Bank- und Finanzdienstleistungsgeschäft einschließlich der Anlageberatung in der einen, das Makler- und sonstige Beratungsgeschäft in einer anderen Gesellschaft konzentriert. Als Grund dafür nennt das Unternehmen die steigenden regulatorischen Anforderungen, allen voran die Implementierung von Basel III, durch die immer mehr Mittel gebunden werden und nicht mehr für Akquisitionen und Investitionen zur Verfügung stehen. Auch seien die künftigen Kapitalanforderungen nur schwer vorherzusehen. Das von MLP betriebene Bankgeschäft ist jedoch "risikofern": Es gibt weder Investmentbanking noch Eigengeschäft. Auch das Kreditgeschäft über die eigenen Bücher ist mit einem Anteil von acht Prozent der Kredite überschaubar; der Löwenanteil ist Vermittlungsgeschäft. Im Fokus des Bankgeschäfts, das neben der Beratung mehr oder weniger als Abrundung des Angebots verstanden wird, stehen Giro- und Tagesgeldkonten, Kreditkarten und Wertpapierdepot.

Dennoch "schlagen die ... neuen Anforderungen an klassische Banken ... vollständig durch", so Vorstandsvorsitzender Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, "sodass sich die Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Ertrag in der heutigen Konzernstruktur deutlich verschoben hat". Durch die gesellschaftsrechtliche Neuaufstellung, die im Frühjahr 2018 umgesetzt werden soll, will man deshalb die freien Eigenmittel bis 2021 um rund 75 Millionen Euro erhöhen und diese Mittel für Zukunftsinvestitionen und Akquisitionen nutzen: beim Fonds-Vermögensverwalter Feri, dem im Sachversicherungsbereich tätigen Assekuradeur Domcura oder auch im Privatkundenbereich - immer vorausgesetzt, dass sich eine von Kultur und Preis her passende Gelegenheit bietet.

Der Wunsch nach mehr Flexibilität für anorganisches Wachstum ist nachvollziehbar, haben doch die Übernahme von Feri 2011 und von Domcura 2015 nicht unwesentlich dazu beigetragen, die Abhängigkeit vom schwierigen Altersvorsorgegeschäft zu verringern. Dessen Anteil an den Provisionserlösen hatte 2005 noch bei 80 Prozent gelegen. 2016 waren es nur noch 39 Prozent. Gleichzeitig stiegen die Anteile im Bereich Sachversicherung von 4 auf 19 Prozent und im Vermögensmanagement von 3 auf 29 Prozent. Dadurch habe man marktbedingte Rückgänge in der Altersvorsorge von rund 150 Millionen Euro aufgefangen. Fernab der Altersvorsorge sind die Konzernumsätze im Zeitraum 2005 bis 2016 um durchschnittlich 13 Prozent pro Jahr gewachsen.

Auch aus dem Bereich Altersvorsorge gibt es für 2016 Positives zu vermelden. Drei Quartale in Folge ist MLP hier gewachsen. Für das Gesamtjahr ergibt sich daraus eine deutlich bessere Entwicklung als im Markt. Während der GDV ein Marktwachstum von 1,5 Prozent gemessen an der Beitragssumme im Neugeschäft ausweist, betrug das Plus bei MLP 6,3 Prozent auf 3,69 Milliarden Euro Beitragssumme. Die Erlöse wuchsen um drei Prozent auf 221,5 Millionen Euro. Das wiederum führt Vorstandsvorsitzender Dr. Uwe Schroeder-Wildberg vor allem auf die schnelle Anpassung der veränderten Rahmenbedingungen in Form eines veränderten Produktmix zurück: Nur noch 14 Prozent der vermittelten Lebensversicherungsverträge entfallen bei MLP auf Produkte mit klassischen Garantien. Das sind wie im Markt zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Marktweit liegt der Anteil der "Klassik" laut GDV jedoch noch bei 49 Prozent. Die "neue Klassik" kommt auf 46 Prozent, bei MLP sind es 72 Prozent. Red.

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