Blickpunkte

Finanzvertrieb Geplatztes Jahresendgeschäft

"MLP ist unter dem Dach eines Versicherers nicht denkbar", so kommentiert Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender der MLP AG, Wiesloch, seit Wochen die Frage nach einer Fusion von MLP und AWD unter dem Dach der Swiss Life. Solch klare Aussagen des Chefs und das gleichzeitige vermeintliche Fehlen einer überzeugenden Ausstiegsstrategie aufseiten des Versicherers drückten zwar lange den Aktienkurs von MLP, der von den Übernahmefantasien durchaus beflügelt worden war. Doch mit dem nun diskutierten Verkauf von MLP-Anteilen der Swiss Life an Talanx deutet sich an dieser Front Entspannung an.

Dem Unternehmen MLP nützt das Verweigern einer allzu großen Abhängigkeit von einem einzelnen Produktgeber mittel- und langfristig auf jeden Fall. Die Botschaft richtet sich an Mitarbeiter, Kunden und - in einem Markt mit hohem Konsolidierungsdruck aufgrund steigender regulatorischer Anforderungen - an kleinere Finanzvermittler auf der Suche nach einem Fusionspartner. Und positive Impulse sind bitter nötig, denn im Geschäftsjahr 2008 hat der Finanzvertrieb unter dem kompetitiven Marktumfeld und der Krise arg gelitten. Zum einen hat sich die Zahl der Berater von 2549 auf 2428 verringert, die Fluktuation war mit 17 Prozent besonders hoch. 2007 waren es noch elf Prozent gewesen. Der Wettbewerb um die besten Köpfe, so Schröder-Wildberg, habe zum Teil absurde Züge angenommen, die jeglicher betriebswirtschaftlicher Überlegung widersprächen. Der Ertrag pro Berater hingegen lag bei MLP mit 214000 Euro auf hohem Niveau.

Insgesamt beliefen sich die Erträge der MLP 2008 auf 507,7 Millionen Euro, davon 514,0 Millionen Euro Provisionserlöse. Im Vorjahr waren es 629,8 Millionen Euro Gesamterlöse, die Provisionserlöse betrugen 554,1 Millionen Euro. Noch im November 2008, als AWD bereits eine erste Gewinnwarnung herausgab, war man bei MLP davon ausgegangen, das traditionell starke Jahresendgeschäft werde die Erlöse auf Vorjahresniveau bringen. Die Berater seien dann jedoch gefordert gewesen, "den Kunden Halt zu geben". Das Ergebnis der betrieblichen Geschäftstätigkeit (EBIT) ging denn auch deutlich auf 56,62 Millionen Euro zurück.

Für die kommenden beiden Jahre hat sich der Finanzvertrieb daher einen Sparkurs auferlegt. Zum einen werden einmalige Aufwendungen, die 2008 in Höhe von zwölf Millionen Euro geleistet wurden, 2009 nicht mehr anfallen. Zum anderen sollen im laufenden Jahr weitere zwölf Millionen Euro eingespart werden, 2010 dann nochmals zehn Millionen Euro. Eine Prognose wagen die Wieslocher für diesen Zeitraum dennoch nicht.

Die Initiative des Verbraucherschutzministeriums wird bei MLP begrüßt. Sieht man doch das eigene Geschäftsmodell als vorbildlich an. Als Beleg hierfür gilt dem Finanzvermittler seine - in der Tat vergleichsweise hohe - Cross-Selling-Quote von rund 7,3 betreuten Verträgen pro Kunde. Ob die freilich als Rundum-Betreuung oder doch eher als Ergebnis eines nicht unerheblichen Vertriebsdrucks interpretiert wird, bleibt dem Auge des Betrachters überlassen. Red.

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