Gespräch des Tages

Unternehmensführung - Swiss Life und MLP: Konsequenz in Wiesloch

Am 21. November 2008 kam die Meldung aus Zürich: Swiss Life hat den im August 2008 angekündigten Einstieg bei MLP abgeschlossen und ist nun mit 24,32 Prozent an dem Finanz- und Vermögensberater beteiligt. Damit ist ein Engagement komplett, das sich die Schweizer nach den Erfahrungen bei AWD vermutlich einfacher vorgestellt hatten. Denn während der Kauf von AWD in bestem Einvernehmen vollzogen und durch entsprechend wohlwollende Kommunikation seitens der Hannoveraner begleitet wurde, konnte davon bei MLP keine Rede sein. Wo sich AWD bemühte, aufkommende Zweifel der bestehenden und potenziellen Kundschaft an der Verträglichkeit einer solchen Integration in den Swiss-Life-Konzern mit dem Konzept der neutralen Beratung zu beschwichtigen, nutzte man in Wiesloch eben solche Zweifel für eine Medienkampagne gegen den Einstieg des Versicherers.

Die Übernahme eines unabhängigen Finanzdienstleisters durch einen Produktanbieter zerstöre dessen Unabhängigkeit, heißt es damals in einer Stellungnahme. Da Letztere aber nun einmal elementarer Bestandteil des Geschäftsmodells sei, auf den Kunden und Berater größten Wert legten, würde dadurch erheblicher Wert vernichtet. Anders als etwa Continental gegenüber der Schaeffler Gruppe hatte MLP damit ein hervorragendes Argument gegen eine Übernahme an der Hand. So sehr der Versicherer das Bekenntnis zum Modell der unabhängigen Beratung auch betonen mag - eine Unabhängigkeit, die nicht einmal die Berater selbst propagieren, würde doch erheblich an Glaubwürdigkeit verlieren.

Einen Erfolg hat man mit dem so begründeten Widerstand bei MLP erzielt. Wenn auch der Einstieg der Schweizer nicht verhindert werden konnte, hat Swiss Life doch schon im Sommer angekündigt, auf eine weitere Aufstockung der Anteile ohne die Zustimmung von MLP zu verzichten und sich bisher auch daran gehalten. Danach, dass diese Zustimmung gegeben würde, sieht es derzeit nicht aus.

Durch die Minderheitsbeteiligung des Versicherers in seiner Handlungsfreiheit nicht behindert, hat das Unternehmen zeitgleich mit dem Abschluss der Transaktion im November die Produktpartnerschaft mit Swiss Life ausgesetzt. Um jeglichen Anschein von Interessenkonflikten zu vermeiden, werden im Neugeschäft keine Produkte der Swiss-Life-Gruppe mehr vermittelt. Das ist konsequent und mag der Differenzierung zum Wettbewerber AWD durchaus dienlich sein. Denn bei den Hannoveranern wird laut Unternehmensangaben seit März 2008 die verstärkte Zusammenarbeit mit dem Mehrheitsgesellschafter (Swiss Life hält 96,71 Prozent an AWD) vollzogen. Nach außen hin sichtbar wird sie in der Person von Manfred Behrens, zuvor CEO Deutschland von Swiss Life, der seit September 2008 als Co-CEO von Carsten Maschmeyer fungiert. Selbstredend wird darauf hingewiesen, dass Swiss-Life-Produkte in den Bereichen Berufsunfähigkeit und betriebliche Altersvorsorge die Kriterien erfüllen, um zur Best-Select-Palette des "Finanzoptimierers" zu gehören. Ein "G'schmäckle", wie der Schwabe sagt, ein latentes Missbehagen also, bleibt aber dennoch.

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