Persönliches

Erinnerungen für Hartmund Hölzer

Als die Banken in Bundesdeutschland noch die Macht hatten, die wirkliche wie die vermutete, als mindestens fünf Großbanken, rund ein Dutzend Landesbanken und gewaltige "Sonderinstitute" die meisten Aufsichtsräte der Industrie besetzten, die Aktienpakete und die entscheidenden Beteiligungen nur zwecks Profit und Einfluss tauschten, der ZKA nahezu Kabinettsrang genoss und die Aufsicht nicht einmal Herstatt verhinderte, da gab es innerhalb der kreditwirtschaftlichen Betriebe eine angemessene wichtige Institution: die (Haupt-)Abteilung "Volkswirtschaft und Presse".

Mit Hartmund Hölzer in München ist soeben im gesegneten Alter von 92 Jahren einer ihrer prägenden Gestalten gestorben. Die Bayern hatten ihn bald nach der Fusion zur Gründung einer großen eigenen Landesbank - Girozentrale aus der Chefredaktion von "Der Volkswirt/Wirtschaftswoche" ins neue Haus geholt. Denn sie wussten, was er konnte und wollte: Voller Souveränität loyal sein. Mindestens eine Handvoll Vorstandsvorsitzende haben genau dieses in München ertragen, bis Hölzer die gemeine Altersgrenze weit unter sich (wo sonst) gelassen hatte.

Denn zum einen verfügte dieser "Pressechef" über ein derart profundes Kapitalmarktwissen auch aus seiner Frankfurter Nähe zur Bundesbank heraus, dass er die hauseigene Fachabteilung der Landesbank mit seinen Zinsprognosen zwar furchtbar erboste, aber einfach Recht hatte. Jahrzehntelang haben die "Kreditwesen"- Redaktionen die Präzision seiner Leitartikel genauso genossen wie die Rundfunkanstalten seine Mittagskommentare. Zum anderen verlangte "Volkswirtschaft und Presse" damals jenes besondere Genre von "Öffentlichkeitsarbeiten", deren Aussterben im internen Klimawandel unvermeidlich war. Wer damals ein guter Pressechef sein wollte, verstand sich als ziemlich rechtlicher Makler zwischen purem Unternehmensinteresse und dem größeren Gemeinwohl. Er wollte vermitteln, was Sache war, sie aber nicht mit allen Mitteln durchsetzen. Zu edel? Vielleicht. Aber immerhin sehr klimafreundlich. Und etwas anderes als eine moderne Presseabteilung als erbarmungsloses Marketinginstrument.

Was für die Trennung von Volkswirtschaft und Presse aber entscheidend gewesen ist, waren die zunehmenden internen und externen Komplikationen. Als in der Kreditwirtschaft aus dem alten Handel das neue (?) Investment Banking wurde, rutschte gediegene Volkswirtschaft in die Rolle einer Kultureinrichtung. Und seit Bankenaufsicht zum Bankenalltag geworden ist, hat jeder öffentliche Auftritt eines Kreditinstituts eine so gefährliche weil existenzielle Prüfungsdimension, dass "Publizität" eine erstklassige Jurisdiktion begründet. Von wegen nur "eine gute Presse". Viele Grüße an Hartmund Hölzer. K.O.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X