Sparkassen I

Ein guter Start

Entspannt und gut gelaunt präsentierte Helmut Schleweis die Geschäftszahlen der Sparkassen-Finanzgruppe auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Und das aus gutem Grund, immerhin bescherten ihm "seine" 386 Sparkassen mit einem starken operativen Ergebnis für das vergangene Geschäftsjahr einen guten Start. Allen Unkenrufen zum Trotz erwirtschafteten die deutschen Sparkassen einmal mehr einen Jahresüberschuss vor Steuern von 5,1 Milliarden Euro und unter dem Strich von immerhin noch 2,2 Milliarden Euro. Das sind 7,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Kernkapitalquote konnte um 0,7 Prozentpunkte auf sehr solide 15,9 Prozent weiter verbessert werden.

Für ein Geschäftsmodell, das traditionell stark auf dem Zinsüberschuss beruht, geht es den Instituten in der künstlichen Null- beziehungsweise Minuszinswelt der EZB also (weiterhin) gar nicht so schlecht. Neben einer hohen Kostendisziplin, weiteren Zuwächsen im Kreditneugeschäft und historisch niedriger Wertberichtigungen infolge guter konjunktureller Rahmenbedingungen liegt dies vor allem daran, dass sich die Institute mit dem Bereich Provisionseinnahmen endlich ein zweites Standbein geschaffen haben. Um satte 8,4 Prozent beziehungsweise 603 Millionen Euro auf 7,8 Milliarden Euro ist der Provisionsüberschuss allein im Jahr 2017 gewachsen, womit der abermalige Rückgang beim Zinsüberschuss (minus 3,0 Prozent auf 21,5 Milliarden Euro) nahezu vollständig kompensiert werden konnte. Wie Schleweis betont, ist der Zuwachs beim Provisionsüberschuss nur zur Hälfte auf der bei Kunden so unpopulären Erhöhung von Entgelten im Bereich Giroverkehr und Kartengeschäft zurückzuführen. Großen Anteil hatte darüber hinaus der substanzielle Ausbau des Kundenwertpapiergeschäftes.

Leise Molltöne sind vom neuen Sparkassenpräsidenten beim wirtschaftlichen Ausblick zu vernehmen. Schleweis rechnet nämlich nicht damit, dass sich der Provisionsüberschuss noch einmal signifikant wird steigern lassen. In Verbindung mit den voraussichtlich nochmals deutlich sinkenden Zinsüberschüssen sei 2018 deshalb von "rückläufigen operativen Ergebnissen" auszugehen. Angesprochen auf seine ersten gut zwei Monate im Amt ließ Schleweis wissen, dass diese "wie im Flug" vergangen seien. Obwohl er sein gesamtes Berufsleben der öffentlich-rechtlichen Finanzgruppe gewidmet hat, ist naturgemäß vieles neu in diesem Amt. Sein wertvollstes Asset ist mit Sicherheit die Tatsache, dass er die Organisation in- und auswendig kennt und - anders als so mancher seiner "quereingestiegenen" Vorgänger - großes Ansehen und Vertrauen im Verbund genießt.

Diesen Rückhalt kann er gut gebrauchen, schließlich wird es nicht nur operativ eine herausfordernde Zukunft. Schleweis macht keinen Hehl daraus, dass er die derzeitigen Strukturen der Verbundunternehmen nicht für zukunftsfähig hält. Hier wird seine persönliche Überzeugungskraft gefragt sein, ist der Widerstand bei solch sensiblen Themen doch erfahrungsgemäß groß. Im von der S-Finanzgruppe selbst zum "Jahr der Innovationen" ausgerufenen 2018 bedarf es ebenfalls viel Überzeugungs- und Moderationsarbeit, nach innen wie nach außen in Richtung der anderen Bankengruppen, dem Kartellamt und/oder der Politik.

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