Sparkassen II

Keine Sonderentwicklungen in der Fläche

Dass die Ertragsrechnung der deutschen Sparkassen im Geschäftsjahr 2014 besser ausgefallen ist, als viele außenstehende Beobachter es erwartet und viele Ortsbanken es in ihren Planungsrechnungen ermittelt hatten, schlägt sich nicht nur in den aggregierten Zahlen des DSGV nieder (siehe Bilanzen in diesem Heft), sondern ebenso in den Teilergebnissen der Regionen. Offensichtlich bietet auch ein Bundesland wie Rheinland-Pfalz, das weder von den besonderen Wettbewerbsbedingungen großer Ballungsräume noch von der Abhängigkeit von Schlüsselindustrien geprägt ist, den bislang noch 24 Instituten des dortigen Regionalverbandes vergleichbare Chancen der Marktbearbeitung. In der Ertragsrechnung und den einschlägigen Kennzahlen der künftig 23 Sparkassen - die bisherigen Kreissparkassen Westerwald und Altenkirchen fusionieren rückwirkend zur Sparkasse Westerwald-Sieg und rücken damit an der Bilanzsumme gemessen ins erste Drittel der Sparkassenrangliste - zeigen sich bisher jedenfalls keine gravierenden Unterschiede. Dass die Sparkassenregion keine eigene Landesbank hat und nur auf einen vergleichsweise kleinen Verband bauen kann, wirkt sich bisher nicht nachteilig aus.

So entwickelten sich die Ertrags- und Aufwandspositionen im vergangenen Jahr ausnahmslos in dieselbe Richtung. Allein beim Jahresüberschuss meldet der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz (SVRP) ein Minus von 2,7 Prozent, während beim DSGV für alle Sparkassen unverändert ein Jahresüberschuss von 2,0 Milliarden Euro zu Buche steht. Im Einzelnen ist der Zinsüberschuss der rheinlandpfälzischen Sparkassen mit plus 1,1 Prozent überdurchschnittlich und der Provisionsüberschuss mit 1,6 Prozent unterdurchschnittlich gestiegen. Gemessen an der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) errechnen sich für den Zinsüberschuss mit 2,08 Prozent gegenüber 2,07 Prozent (DSGV) nur graduelle Unterschiede. Auch das Provisionsgeschäft liegt im Südwesten mit 0,56 Prozent nur leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 0,59 Prozent. Beim Ergebnis vor Steuern werden jeweils 0,44 Prozent ausgewiesen. Eine Cost Income Ratio von 63,7 Prozent beim DSGV beziehungsweise 63,9 Prozent für die SVRP-Häuser dokumentiert auch auf der Kostenseite eine vergleichbare Lage. Bei der Kernkapitalquote gemäß CRR mit 16,1 (gegenüber 14,5) Prozent sowie der Gesamtkapitalquote von 17,28 (gegenüber 16,6) Prozent sind die Sparkassen von Rhein und Mosel stärker aufgestellt als ihre Schwesterinstitute deutschlandweit.

Dass die deutschen Sparkassenregionen vergleichsweise homogen sind, zeigt sich auch an den beiden Themen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit, die der SVRP-Präsidentin Beate Läsch-Weber derzeit besonders wichtig sind - nämlich Digitalisierung und demografischer Wandel. Für ein Flächenland wie Rheinland-Pfalz klingen beide Schlagworte eher als Herausforderungen. Denn eine Qualitätsoffensive für den weiteren Ausbau des Multikanalangebotes wie sie vom Mainzer Verband unterstützt und gefördert wird, deutet zunächst einmal auf einen Investitionsbedarf, sprich höhere Kosten hin. Ob dieser Aufwand sich wirklich rechnet, ist maßgeblich eine Frage der massenhaften Inanspruchnahme wie sie in einem eher durch mittelgroße und kleine Sparkassen geprägten Verbandsgebiet nicht zwingend gegeben ist. Das gilt umso mehr als der SVRP für seine Sparkassen bei aller Vertriebsunterstützung durch die Technik letztlich auf den persönlichen Kundenkontakt setzen will und in der persönlichen, vertrauensvollen Kunden-Berater-Beziehung letztlich den Schlüssel für eine erfolgversprechende Marktbearbeitung sieht.

Von der Denkrichtung her sind die Sparkassen mit dem Grundgedanken einer intelligenten Kombination von Technik und stationärem Vertrieb nicht allein unterwegs. Auch große Häuser wie die Commerzbank und die HVB setzen im Prinzip auf dieses Konzept. Die große Filialbanken konzentrieren sich dabei zwar auf die Rentabilität ihrer Filialstrukturen, finden aber in den hart umkämpften Ballungsräumen möglicherweise zu wenige Kunden für die ganzheitliche Beratung und sind in der Fläche nicht hinreichend präsent. Den Sparkassen und Volksbanken in der Region stehen umgekehrt ähnlich hohe Investitionskosten in den Auf- und Ausbau der Multikanalstrategien bevor, die dann vielleicht nicht hinreichend ausgelastet sind. Im Werben um Beratungsdienstleistungen dürfen beide Verbünde aber gerade in der Fläche ziemlich ungestört von den Großen auf das Vertrauen ihrer Kunden und einen Erfolg des ganzheitlichen Beratungsansatzes hoffen. Es kommt darauf an, wie sehr sich die Kunden auf die Abdeckung der Gesamtkundenverbindung einlassen oder ihre Bankdienstleistungen vagabundierend von den jeweils günstigsten Anbietern erwerben.

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