Sparkassenverbund 2012 - Aufsätze

Sparkassen ohne eigene Landesbank - Erfahrungen mit dem Verbundpartner

Die Sparkassen bieten ihren Kunden eine umfassende Palette an Produkten und Finanzdienstleistungen an. Aufgrund der dezentralen Geschäftsausrichtung und den daraus resultierenden überschaubaren Betriebsgrößen ist es unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten für die Sparkassen jedoch nicht sinnvoll, sämtliche Produkte und Dienstleistungen selbst anzubieten. Die Institute nutzen in diesen Fällen das Angebot spezialisierter Partnerunternehmen aus der Sparkassen-Finanzgruppe (sogenanntes Verbundprinzip). Zu den traditionellen Verbundpartnern gehören beispielsweise die Landesbausparkassen, die öffentlich-rechtlichen Versicherer, die Deka-Bank und insbesondere die Landesbanken.

Rahmenvertrag zur Zusammenarbeit

Mit dem Wegfall von Anstaltslast und Gewährträgerhaftung, aufgrund der Brüsseler Verständigung im Jahre 2001, hatten sich die Voraussetzungen für die 1958 als Staats- und Kommunalbank sowie als Sparkassenzentralbank errichtete Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP), im Hinblick auf ihre vergleichsweise geringe Größe, auch künftig als eigenständiges Institut am Markt zu bestehen, deutlich verschlechtert. Die LRP, an der zum damaligen Zeitpunkt neben dem Sparkassenverband Rheinland-Pfalz (SVRP), die Westdeutsche Landesbank (WestLB) und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) beteiligt waren, wurde zum 1. Januar 2005 - nach dem vorherigen Ausscheiden der WestLB aus dem Kreis der Träger - als rechtlich selbstständige Tochter in die LBBW eingebracht. Der SVRP erhielt im Tausch für seine Anteile an der LRP eine Beteiligung von knapp fünf Prozent an der LBBW.

Zur Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den rheinland-pfälzischen Sparkassen und der LBBW sowie der LRP wurde eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen, die insgesamt zwölf Handlungsfelder umfasst. Für die Zusammenarbeit gilt der Grundsatz, dass die rheinland-pfälzischen Sparkassen und die jeweils anbietende Landesbank sich auf der Grundlage der Rahmenvereinbarung bei einem marktgerechten und am Wettbewerb orientierenden Produkt- und Dienstleistungsangebot als vorrangige Marktpartner präferieren. Unter gleichartigen Umständen gewährt die Landesbank den Sparkassen in Rheinland-Pfalz die gleichen Leistungen und Konditionen, die sie auch den baden-württembergischen Sparkassen unter dem entsprechenden Rahmenvertrag zur Verfügung stellt.

Die Umsetzung der Rahmenvereinbarung erfolgt durch geschäftsfeldbezogene Ausführungsvereinbarungen. Aktuell bietet die LBBW den rheinland-pfälzischen Sparkassen für insgesamt 29 Geschäftsfelder Ausführungsvereinbarungen an; die Annahmequote liegt bei über 90 Prozent.

Verkauf der Beteiligung

Zum 1. Juli 2008 wurde die LRP unter dem Namen Rheinland-Pfalz Bank (RP-Bank) als eine rechtlich unselbstständige Anstalt des öffentlichen Rechts vollständig in die LBBW integriert. Für Rheinland-Pfalz und die angrenzenden Wirtschaftsräume übernahm die RP-Bank als regionale Kundenbank das Geschäftsfeld Firmenkunden mit besonderem Fokus auf den Mittelstand, das Private Banking und die Beratung institutioneller Kunden. Mainz wurde neben den Standorten der Landesbank in Stuttgart, Karlsruhe und Mannheim zum vierten Hauptsitz. Im Juni 2009 hat der SVRP seine Beteiligung an der LBBW an den Sparkassenverband Baden-Württemberg verkauft. Gleichwohl ist die Interessenvertretung der rheinland-pfälzischen Sparkassen über Mandate im Sparkassenfachbeirat der Landesbank und im Verwaltungsrat der RP-Bank weiterhin gewährleistet.

Auf Basis der vorgenannten Vereinbarungen stellt die LBBW den Sparkassen in Rheinland Pfalz eine umfangreiche Palette an Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung. Diese wurde in den vergangenen Jahren sukzessive inhaltlich erweitert und optimiert. In diesen Entwicklungsprozess sind jeweils Vertreter der Sparkassen und des Verbandes frühzeitig eingebunden. Damit ist gewährleistet, dass die Bedürfnisse und Interessen der rheinlandpfälzischen Institute in den Angeboten ausreichend Berücksichtigung finden. Hervorzuheben ist, dass alle wichtigen Informationen und Unterlagen den Sparkassen seit 2010 über eine web-basierte Plattform, das LBBW-Info-Portal, zur Verfügung gestellt werden. Die Sparkassenmitarbeiter können im Rahmen der OS-Plus-Anwendungen der Finanz Informatik auf dieses Portal zugreifen.

Die Landesbank unterstützt mit ihrem Leistungsangebot das Kundengeschäft, insbesondere mit den Firmenkunden und kommunalen Kunden der Sparkasse, sowie das Eigengeschäft der Institute. So gewinnt die Kundengruppe der gehobenen Firmenkunden auch bei den rheinland-pfälzischen Sparkassen zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklung wirkt sich positiv auf die Zusammenarbeit der Sparkassen im Metakreditgeschäft mit der LBBW aus. Der Zugang zum Kunden erfolgt bei dem großvolumigen, anspruchsvollen Metakreditgeschäft grundsätzlich über die Sparkasse.

Dienstleister und Risikopartner

Die LBBW fungiert als Dienstleister und Risikopartner der Sparkasse. Ergänzend zu den Syndizierungsangeboten stellt sie Vertriebsunterstützungsleistungen zur Verfügung und fördert Personalentwicklungsmaßnahmen für Mitarbeiter der Sparkassen in der Sparkassenakademie des Verbandes. Diese Maßnahmen dienen einer Verbesserung der Wettbewerbs fähigkeit und bieten den Sparkassen eine Möglichkeit zur zielgerichteten Risikoreduzierung.

Die Einbindung öffentlicher Fördermittel ist häufig ein entscheidender Faktor bei der Finanzierung gewerblicher und wohnwirtschaftlicher Vorhaben. Die LBBW versorgt die rheinland-pfälzischen Sparkassen mit allen relevanten Informationen zu den aktuellen Förderprogrammen von EU, Bund und Ländern und unterstützt sie auch bei der Beratung ihrer Kunden vor Ort. Ergänzend hierzu bietet sie bei der Erfassung der Anträge und bei der Erstellung der Verträge. Aus Sicht der Sparkasse Germersheim-Kandel wird die ausgeprägte Kundenorientierung der Landesbank auch gegenüber den Endkunden deutlich und führt letztlich zu Wettbewerbsvorteilen.

Im Auslandsgeschäft reicht das Angebot der LBBW von der Abwicklung des Auslandszahlungsverkehrs über das Dokumentengeschäft mit unterschiedlichen Abwicklungsmodellen, die an die Gegebenheiten der Sparkassen angepasst werden können, bis zum Zins-, und Währungsmanagement.

Zur Vertriebsunterstützung stehen Fachberater der Landesbank für das internationale Geschäft und für Exportfinanzierungen zur Verfügung, die bei Bedarf die Firmenkundenbetreuer der Sparkassen zu den Kunden begleiten. Darüber hinaus können die Sparkassen und ihre Kunden das weltweite Netzwerk von Filialen, Repräsentanzen, German Centres und Korrespondenzbanken der LBBW nutzen. Dieses Know-how wird von den Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel, die eine grenzüberschreitende Dienstleistungsunterstützung wünschen, sehr geschätzt.

Angesichts der prekären Situation zahlreicher öffentlicher Haushalte sind die Sparkassen, als "Hausbanken der Kommunen" immer wieder gefordert, in diesem eher ertragsschwachen Geschäft passgenaue Lösungen anzubieten. Zur Unterstützung der Kommunen bei der Entwicklung eines optimierten Zins- und Schuldenmanagements hat die Sparkassen-Finanzgruppe im Jahr 2010 eine deutschlandweite und in Umfang und Qualität einzigartige Studie, die Kommunale Verschuldungsdiagnose (KVD) initiiert. Die Kommunen erhalten im Rahmen der KVD eine transparente und fundierte Analyse ihres Schulden- und Derivateportfolios. Die Auswertungen werden gemeinsam mit einem Ansprechpartner der Sparkasse vor Ort und dem Spezialisten der Landesbank besprochen.

In den Jahren 2010 und 2011 haben insgesamt 235 rheinland-pfälzische Kommunen an der KVD teilgenommen. Auf diese Weise konnte die Rolle der Sparkassen als Partner der Kommunen weiter gestärkt werden. Die langjährige, gute und erfolgreiche Zusammenarbeit der Sparkasse Germersheim-Kandel mit der LBBW im Geschäft mit kommunalen Kunden wurde durch das Instrument der KVD noch intensiviert. Augrund der großen Resonanz in den ersten beiden Jahren soll die KVD als wesentlicher Beratungsbaustein etabliert werden. Die rheinland-pfälzischen Sparkassen werden daher gemeinsam mit der Landesbank auch in diesem Jahr auf die Kommunen sowie deren Unternehmen zugehen und die KVD als ein nachhaltiges Beratungsangebot für die öffentliche Hand anbieten.

Seit der Finanzmarktkrise besteht ein zunehmender Bedarf an zielgenauer individualisierbarer Bereitstellung von Research-Informationen. Mit dem Research Communicator (Res-Com), einer innovativen Kommunikationsplattform, bietet die LBBW den rheinland-pfälzischen Sparkassen diese Möglichkeit. Für die Sparkasse Germersheim-Kandel, die dieses Informationsmedium zur Beratungsunterstützung nutzt, stellen die Zertifikate der Landesbank eine sinnvolle Ergänzung ihres eigenen Produktangebotes im Privatkundengeschäft dar.

Leistungsverbund

Für das Eigengeschäft der rheinland-pfälzischen Sparkassen bietet die LBBW, neben der Analyse und Beratung zum Bilanzstrukturmanagement sowie dem Depotbank-Service, ein umfangreiches Produktspektrum. Im Wesentlichen handelt es sich hier um den Liquiditätsausgleich über den Geldhandel, Refinanzierungsgeschäfte in Euro und Fremdwährung sowie das Depot-A-Geschäft, dem in der anhaltenden Niedrigzinsphase für die Sparkassen unter Ertragsgesichtspunkten und im Hinblick auf die künftigen aufsichtsrechtlichen Anforderungen eine besondere Bedeutung zukommt. Die Sparkasse Germersheim-Kandel wickelt ihren Geld- und Devisenhandel, sowohl was Anlagen als auch Ausleihungen betrifft fast ausschließlich mit der LBBW ab.

Die Landesbank stellt den Sparkassen ein umfangreiches Produkt- und Dienstleistungsangebot zur Verfügung, das konsequent weiterentwickelt und an neue Marktentwicklungen angepasst wird. Ferner investiert sie in neue Produktfelder, um gemeinsam einen Innovationsvorsprung und Wettbewerbsvorteile zu erreichen. Mit dem Leistungsverbund zwischen den rheinland-pfälzischen Sparkassen und der LBBW sollen - unter Berücksichtigung der vorhandenen Strukturen - die Marktpositionen der Sparkassen-Finanzgruppe gestärkt und ausgebaut werden. Zur Erreichung dieses Ziels ist eine kooperative Marktbearbeitung zwischen Sparkassen und Landesbank vorgesehen. Die rheinland-pfälzischen Sparkassen arbeiten - nach Überwindung anfänglicher Schwierigkeiten hinsichtlich der Abgrenzung in der Marktbearbeitung - seit vielen Jahren vertrauensvoll und partnerschaftlich mit der Landesbank zusammen. Die Veräußerung der Anteile des SVRP an der LBBW hat die gute Zusammenarbeit nicht beeinträchtigt.

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