Aktienkultur

Raum für Aufklärung und Beratung

Quelle: pixabay.com

Wie lässt sich mit Blick auf die privaten Anleger die Werbetrommel für die Aktie als alternative Anlageform rühren? Wie kann das Aktiensparen in breiten Bevölkerungskreisen als Instrument zur Altersvorsorge populär gemacht werden? Mit diesen Fragen, die auch immer wieder die Politik beschäftigen, haben einige Finanzdienstleister, darunter die Deutsche Börse, vor einigen Jahren nicht ganz uneigennützig den "Tag der Aktie" ins Leben gerufen - Mitte März fand dieser zum vierten Mal statt. Traditionell ist an diesem Tag ab einer Ordergröße von mindestens 1 000 Euro der Kauf aller Dax-Aktien und von neun Exchange-Traded-Funds (ETFs) auf den Dax-Index über den Handelsplatz Börse Frankfurt für Privatanleger bei allen beteiligten Brokern kostenlos. Aber man hofft natürlich, mit dieser Aktion auch unterjährig das Geschäft zu beleben.

In diesem Jahr hätte der Tag der Aktie besonders schön werden sollen. Denn die Siemens-Medizintechniktochter Healthineers hatte ihn passend zum Ereignis als Datum für ihr IPO ausgesucht, den bis dahin größten Börsengang des Jahres. Der Start indes verlief ein wenig holprig und sicher auch ein wenig anders, als Theodor Weimer, der neue Vorsitzende der Deutschen Börse, sich das beim ersten großen Börsengang unter seiner Regie vorgestellt hatte. Denn aufgrund eines Ausfalls des elektronischen Handelssystems Xetra konnte der Aktienhandel erst mit 40 Minuten Verspätung starten. In Medien und den sozialen Netzwerken fand die technische Panne große Resonanz und teilweise die übliche Schadenfreude, von der Börse hingegen gab es zwar eine Pressemitteilung zur Aufnahme der neuen Aktien in den Prime Standard, aber zum Termin wie auch in den Folgetagen keinerlei offensive öffentliche Erklärung zu den genauen Hintergründen des Systemausfalls.

Ungeachtet der anfänglichen Irritationen beim IPO stellten die Comdirect, die ING-Diba sowie die Consorsbank als Mitinitiatoren des Tags der Aktie in den Räumen der Frankfurter Wertpapierbörse ihre aktuelle Studie zur "Aktienkultur in Deutschland" vor - die dritte in diesem Format. Und auch dabei reichte ein Blick auf die Kursentwicklungen zu Jahresanfang, um sehr praxisnah zu verstehen, weshalb sich die deutsche Bevölkerung mit ihrer Zuneigung zur Aktie eher schwertut. Denn gegenüber dem relativen Kurshoch, etwa dem Schlusskurs von rund 13 600 am 23. Januar, hatte der Index bis zum 16. März, dem Tag der Aktie, mit rund 12 390 doch erheblich eingebüßt.

Und genau solche Volatilitäten erklären den von der Studie ermittelten Hauptgrund für das Zögern der Deutschen beim Aktienkauf. Die Befragten haben nach wie vor die Angst, Geld zu verlieren, und es fehlt ihnen das Wissen, in welche Aktien sie investieren sollen. Nur mäßige 54 Prozent haben ihr Geld überhaupt schon einmal in Aktien angelegt, immerhin ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von 48 Prozent werden sie aber weiterhin als Spekulationsobjekt eingestuft und nur 29 Prozent sehen sie als gute Geldanlage.

Um an dieser Stelle Abhilfe zu schaffen, reicht ein Tag der Aktie im Jahr gewiss nicht aus. Für die Banken bleibt viel Raum für beharrliche und seriöse Aufklärung und Beratung.

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