Kommunikation I

"Schwein gehabt"

Nicht nur Banker aus den obersten Reihen sollten ihre externe Kommunikation auf die Goldwaage legen, bevor sie in den Äther gelangt. Es gibt viele Beispiele in den letzten Jahren, welch immense Auswirkungen unbedachte Äußerungen haben können. Derzeit geistert wieder ein Paradebeispiel durch die Medien. Der Chefökonom der UBS-Vermögensverwaltungssparte Paul Donovan hat sich in einem Podcast über höhere Verbraucherpreise aufgrund einer sich in China verbreitenden Krankheit unter Schweinen geäußert: "Spielt das eine Rolle? Es ist wichtig, wenn du ein chinesisches Schwein bist. Es ist wichtig, wenn man gerne Schweinefleisch in China isst." Ein veritabler Shitstorm, vor allem aus China, ließ nicht lange auf sich warten. Zeitungen im Reich der Mitte ereifern sich und fühlen sich angegriffen. Ein chinesischer Broker soll laut Reuters bereits die Geschäftsbeziehungen zur UBS gekappt haben. Kurz darauf wurde die UBS von einem der größten staatlichen Infrastrukturunternehmen in China von einer Anleihenemission ausgeschlossen.

Damit hätte die Äußerung auch eine direkte pekuniäre Wirkung. Zudem wurde Donovan von der UBS nahegelegt, eine Auszeit einzulegen. Eine Entschuldigung und eine Klarstellung, dass er die Tiere und nicht die Menschen in China meinte, konnten den Sturm der Entrüstung nicht mehr einfangen. Die Causa könnte für die UBS noch richtig teuer werden. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die UBS den Fokus auch auf Wachstum in asiatischen Ländern setzen will. Auf China ruhen dabei natürlich besonders große Hoffnungen. Vielleicht beruhigen sich die chinesischen Medien wieder und für die UBS heißt es am Ende doch noch: "Schwein gehabt!". Doch die Geschichte ist voll mit missverstandenen oder auch so gemeinten Äußerungen, die Kreditinstitute unter Druck brachten.

Beispiel Rolf Breuer. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank hat 2002 in einem Interview die Kreditwürdigkeit der Leo Kirch Mediengruppe in Zweifel gezogen. Das Unternehmen ist daraufhin tatsächlich zusammengebrochen. Kirch hatte Breuer seither für die Insolvenz verantwortlich gemacht. Die Erben des Medienmoguls sahen das ähnlich und prozessierten lange gegen die Deutsche Bank und bekamen letztlich vor Gericht auch Recht. Im Jahr 2014 einigten sich beide Parteien auf eine Zahlung von 775 Millionen Euro zuzüglich Zinsen und Kosten. Inklusive aller juristischen Ausgaben dürfte diese Äußerung die Deutsche Bank insgesamt beinahe eine Milliarde Euro gekostet haben.

Beispiel Lloyd Blankfein. Zwar gab es keinen direkt messbaren finanziellen Schaden durch diese Äußerung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, aber das Image der US-amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs dürfte massiv gelitten haben, als er ausgerechnet in der Zeit, in der begonnen wurde, die Scherben der Finanzkrise zusammenzukehren, sagte: "Wir (die Banken. Anm. d. Red.) verrichten Gottes Werk." Es kann davon ausgegangen werden, dass der Imageschaden dieser Äußerung nicht nur Goldman Sachs betraf, sondern die Branche insgesamt. Daran änderte auch nichts mehr, dass auch Blankfein später versuchte, seine Äußerung zurückzunehmen. Da hörte niemand mehr zu.

Beispiel Hilmar Kopper. Das Urbeispiel von missglückter Kommunikation, das wohl jedem noch geläufig sein dürfte. Unbezahlte Handwerkerrechnungen in Höhe von 50 Millionen D-Mark bezeichnete der damalige CEO der Deutschen Bank 1994 öffentlich als "Peanuts". Auch wenn sie es natürlich im Vergleich zur Bilanzsumme und zu dem bei der Deutschen Bank selbst entstandenen Schaden durch die Schneider-Pleite tatsächlich waren, hat das Institut doch seitdem in breiten Bevölkerungsschichten das Image der Überheblichkeit, da es eben für die betroffenen Handwerker alles andere als "Peanuts" waren.

Gerade in der heutigen Zeit, wo Zitate in Sekundenschnelle von Twitter und Co um die ganze Welt getrieben werden, sollten sich Bankmanager nur sehr wohlüberlegt äußern. Auch wenn Äußerungen inhaltlich richtig sind, sollte stets intensiv geprüft werden, wie die Aussagen von anderen Menschen interpretiert werden könnten. Das gilt nicht nur für die Exekutive, wie jetzt das Beispiel UBS gezeigt hat. Lieber Darlegungen einmal zu oft geprüft als einmal zu wenig. Eine falsche Wortwahl könnte schnell existenzgefährdend werden in dieser zur Hysterisierung neigenden Zeit der schnellen globalen Kommunikation.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X