Banken

Trüber Ausblick

In der Rückschau hätte es schlimmer kommen können. Europäische Banken haben sich als widerstandsfähig erwiesen. Von einer Bankenkrise ist auch dank der Unterstützung durch die Fiskal- und Geldpolitik und die Bankenaufsicht nichts zu sehen, eher das Gegenteil ist der Fall: Banken konnten sich als Teil der Lösung in der Krise präsentieren und Vertrauen zurückgewinnen. "Die europäische Bankenbranche hat den ersten realen Stresstest seit der Risikoreduzierung des Sektors nach der globalen Finanzkrise bestanden", so die Analysten. Und so wird es auch 2021 weitergehen, zumindest dem Ausblick von Scope Ratings auf die Entwicklung der europäischen Banken zufolge.

Denn diese wird sich laut den Verfassern der Studie, trotz mancherorts geäußerter Untergangsfantasien, auch weiterhin als stabil erweisen. Zwar sieht Scope beispielsweise die Abnahme von Unternehmensinsolvenzen, bedingt durch historisch hohe staatliche Hilfen, regulatorische Lockerungen für Kredite und Stundungen, bei gleichzeitigem stark negativem reellem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in Europa als Risiko. Auch die deutsche Bankenaufsicht warnte jüngst vor einer Welle an notleidenden Krediten, die nach Auslaufen der Hilfen und Stundungen auf die Banken und Sparkassen zurollen werde. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber: Aufsichtsbehörden und Staaten sind sich des Problems bewusst und würden gut daran tun, die Banken nicht überrollen zu lassen. Daher rechnet Scope weniger mit einem Tsunami als mit einer lang gezogenen und langsam auslaufenden Welle. Bestehende Hilfsmaßnahmen würden in einem handhabbaren Tempo zurückgebaut, mit dem Banken zurechtkämen, so die Einschätzung.

Bestätigt wurde diese Annahme am 16. Dezember 2020, als die Europäische Kommission einen Aktionsplan zum künftigen Umgang mit Non-performing Loans vorstellte. Darin enthalten sind Pläne für den Aufbau eines europäischen NPL-Sekundärmarktes sowie für eine Unterstützung zur Schaffung von nationalen Asset-Management-Unternehmen, die sich um den Aufkauf und die Betreuung von notleidenden Krediten kümmern sollen. Wie letztere genau aussehen sollen, ist noch nicht genau festgelegt. Scope bezweifelt, dass politisch ein großes Verlangen nach einer europaweiten Risikoverteilung vorhanden ist, wie auch der schon seit Längerem schwelende Streit um eine europäische Einlagensicherung zeigt. Die Einschätzung: Potenzielle staatliche "Bad Banks" würden sich wohl auf NPL im eigenen Land beschränken.

Auch die weitere Konsolidierung wird laut den Rating-Experten zunächst innerhalb staatlicher Grenzen stattfinden, da hier die größten Synergien bestehen würden. Grenzüberschreitend wären diese schwieriger zu erzielen. Mittelfristig werde aber auch darüber verstärkt nachgedacht werden. Nicht zuletzt, weil die Institute auch wegen des von der EZB ausgesprochenen Dividendenstopps und einer damit verbundenen Anhäufung von Kapital sowie niedriger Aktienpreise Wachstum durch Übernahmen anstreben werden.

Mit Blick auf die Ertragslage gehen die Scope-Experten davon aus, dass die Kombination aus niedrigen und flachen Zinskurven und hohen Kapitalanforderungen auch weiterhin die Rentabilität der Banken beeinträchtigen werde. Mit sehr wenigen Ausnahmen können Kreditinstitute ihre Eigenkapitalkosten nicht decken. Hinzu kommen hohe Investitionen in die fortschreitende Digitalisierung sowie ein wachsender Zwang zur Kostenreduzierung. Alles in allem sind das eingetrübte Perspektiven für Banken. Aber vielleicht kommt ja wieder alles ganz anders, so wie im gerade abgelaufenen Jahr.

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