Kreditgenossenschaften

Understatement beim Blick nach vorne

Wachsende Volumina haben sich als Basis für mehr Profitabilität und als erfolgreiche Maßnahme im Niedrigzinsumfeld erwiesen. Mit diesen Kernsätzen hat der Finanzvorstand der Commerzbank Ende vergangenen Jahres die Q3-Zahlen seines Hauses kommentiert und Wachstum als wichtiges Element der derzeitigen strategischen Ausrichtung skizziert. Die Volksbank Wiesbaden hat im Berichtsjahr 2017 wie schon in den beiden Vorjahren einen ähnlichen Weg eingeschlagen. Mit einem Plus von 7,0 Prozent auf 3,466 Milliarden Euro sind in dem gewiss nicht attraktiven Zinsumfeld die Kundeneinlagen bemerkenswert stark gewachsen und haben maßgeblich das Bilanzsummenwachstum von 7,2 Prozent auf 4,317 Milliarden Euro getragen. Dass dabei der Zuwachs an Kundeneinlagen von 227,3 Millionen Euro nahezu vollständig zur Ausweitung des Kreditgeschäftes genutzt werden konnte, macht den Vorstandsvorsitzenden Matthias Hildner besonders stolz. Um 7,6 Prozent oder 226,2 Millionen Euro auf 3,222 Milliarden Euro konnten auch die Buchkredite überdurchschnittlich gesteigert werden. Zu verdanken ist das florierende Kreditgeschäft der breiten Verankerung des Instituts im Mittelstandsgeschäft und einem noch einmal gestiegenen Volumen der Immobilienfinanzierung.

Das gute Wachstum auf der Aktiv- und Passivseite der Bilanz hat die Ertragslage der Volksbank sichtbar gestützt. So konnte der Rückgang des Zinsergebnisses um 1,6 Millionen Euro oder 1,8 Prozent durch einen in absoluten Zahlen fast ebenso hohen Anstieg des Provisionsergebnisses um 1,3 Millionen Euro oder 5,3 Prozent auf 25,8 Millionen Euro nahezu aufgefangen werden. Zu verdanken ist dies insbesondere den Ertragszuwächsen im Wertpapier- sowie im Immobiliengeschäft. Erstere führt der Vorstand nicht zuletzt auf die hohe Akzeptanz des neu eröffneten Wertpapierkompetenzzentrums zurück, das mit seinem eigens eingerichteten Gebäude eher an das Ambiente einer Privatbank, denn an eine Volksbankfiliale erinnert. In absoluten Zahlen wird das Ertragsplus im Wertpapiergeschäft von der Volksbank zwar ebenso wenig genannt wie in der ebenfalls florierenden Immobilienvermittlung. Für Letztere wird allerdings die Steigerung auf stattliche 60 Prozent beziffert.

Zur vergleichsweise guten Ertragslage beigetragen hat auch die Kostenseite. Wie bei allen Instituten galt es auf der Personalkostenseite, Tarifsteigerungen aufzufangen (plus 1,5 Prozent ab April 2017) und bei den um 2,4 Prozent auf 16,9 Millionen Euro gestiegenen Sachkosten die notwendigen Investitionen für die Herausforderungen der Digitalisierung im Blick zu behalten. Zudem hatte die Bank weitere Zuführungen zu Pensionsrückstellungen zu verkraften, die den Saldo der sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen um 2,8 Millionen Euro auf minus 2,6 Millionen Euro abrutschen ließen. Unter diesen Vorzeichen fiel der Anstieg der Verwaltungsaufwendungen mit 1,2 Prozent auf 60 Millionen Euro eher moderat aus. Vor Bewertung steht ein Ergebnis von 52,2 (56,1) Millionen Euro zu Buche. Und weitere Kennzahlen wie eine Cost Income Ratio von 53,8 (51,5) Prozent und die Gesamtkapitalquote von 19,7 (20,0) Prozent brauchen den Branchenvergleich ebenso wenig zu scheuen wie die unveränderte Dividendenzahlung von 6 Prozent an die 67 249 Mitglieder.

Wenn Matthias Hildner für sein Haus für das laufende Jahr - trotz anhaltenden Drucks auf das Zinsergebnis - eine weiterhin passable Ertragslage prognostiziert und angesichts der Planungsrechnungen auch für weitere fünf Perioden sehr gelassen die Überlebensfähigkeit gewährleistet sieht, klingt das eher nach Understatement denn als gewagte Aussage. Auf alle Ortsbanken aus den Verbünden lässt sich diese Einschätzung aber sicher nicht übertragen. Denn viele finden in ihrer Region deutlich schwierigere wirtschaftliche Rahmenbedingungen vor als sie Wiesbaden oder der gesamte Großraum Rhein-Main derzeit bieten. Insbesondere viele kleinere Häuser werden auch 2018 im Niedrigzinsumfeld mit der Umsetzung von Regulierungsvorgaben wie MiFIDII (siehe auch Leitartikel in diesem Heft) zu kämpfen haben und Fusionen mit ins Kalkül nehmen.

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