Mit einer im Berichtsjahr 2015 um weitere 8 Milliarden Euro auf inzwischen 144 Milliarden Euro gestiegenen Bilanzsumme hat es die ING Diba der Größe nach in den vergangenen Jahren unter das erste Dutzend der hiesigen Bankenszene geschafft. Und doch hat sich die Bank bei allem Wachstum ihren eigenen Stil bewahrt. Das mittlerweile schon über viele Jahre gepflegte und gelebte Image einer übersichtlichen Strategie mit einer überschaubaren Anzahl von Dienstleistungen und Produkten sowie dem Anspruch auf eine Beschränkung auf das Wesentliche wird weiterhin ganz bewusst gepflegt. Die drei wichtigsten Botschaften des Berichtsjahres 2015 wurden jedenfalls klar transportiert. Das 50. Jahr nach Gründung brachte einmal mehr einen Nettozuwachs an Kunden sowie ein Wachstum in allen Geschäftsbereichen. Gerade der zuletzt forcierte Geschäftsbereich des Wholesale Banking entwickelt sich von seiner noch vergleichsweise niedrigen Basis aus mit einem Anstieg der Firmenkundenkredite um 78 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro besonders gut. Und drittens hat sich die Bank den Anspruch Digital Leadership auf die Fahne geschrieben und dafür verschiedene Initiativen gestartet. Angefangen vom mobilen Kreditcheck über die Fotoüberweisung und dem Banking ohne TAN-Nummer bis hin zur Identifikation von zu Hause über die Legitimation per Video-Call treibt sie Entwicklungen voran, mit denen sie auch in der Phase einer zunehmenden Digitali sierung des Bankgeschäftes ihre Kosteneffizienz wahren will.
In welchen Dimensionen die Bank sich an dieser Stelle bewegt, wird an der Cost Income Ratio von 40 (44) Prozent deutlich. Auch wenn diese Kennziffer ohne den positiven Sondererlös von 65 Millionen aus einem Wertpapiergeschäft - nämlich dem Verkauf von deutschen Staatsanleihen - bei 42 Prozent gelegen hätte, ist das eine Größenordnung, die eine Privat- und Firmenkundenbank mit stationärem Vertriebsnetz im Massengeschäft kaum erreichen kann. Um möglichst in diesen Größenordnungen der Kosteneffizienz zu bleiben, sucht die ING Diba offensiv die Kooperation mit Fintechs, deren erfolgversprechende Lösungen sie in das eigene Geschäftsmodell integriert und denen sie sich so ganz nebenbei auch als potenzieller Partner in der Unternehmensfinanzierung präsentieren kann. Mit gleich 17 neuen Mitarbeitern - zumeist Experten von außerhalb der Kreditwirtschaft - wurde ein eigenes Digital-Team aus gestattet, um sich in der eigenen Geschäftsausrichtung möglichst gut und frühzeitig auf veränderte Nutzergewohnheiten einzustellen und diese im Idealfall gleich zu prägen.
Dass sich die ING Diba intensiv der Absicherung ihrer Zukunftsentwicklung widmen kann, hat sie neben dem kontinuierlichen Wachstum der vergangenen Jahre dem kontrollierten Ausbau ihrer Geschäftsfelder zu verdanken. Waren 2005 noch rund 67 Prozent des Geschäftsvolumens den Spareinlagen zuzuordnen, sind das per Jahresende 2015 nur noch 48 Prozent. Maßgeblich an Bedeutung gewonnen hat in dieser Zeit die Baufinanzierung mit knapp 27 Prozent (2005 rund 19,5 Prozent). Und ganz neu aufgebaut wurde in den vergangenen fünf Jahren das im Berichtsjahr so kräftig gewachsene Wohlesale Banking, das mittlerweile auch schon knapp 6,5 Prozent zum Geschäftsvolumen beisteuert. Wer hätte vor fünf Jahren bei der Schuldscheinemission von Mann + Hummel oder einer Euro-Bond-Emission von Daimler die ING Diba unter den begleitenden Banken vermutet?
Ebenso wie das anhaltende Wachstum hilft die stärkere Forcierung des Kreditgeschäftes gerade in diesen Zeiten des Niedrigzinsszenarios auch bei der Ertragsrechnung. Zwar sind die Personalkosten mit 9 Prozent wie auch die Sachkosten mit 8 Prozent recht deutlich angestiegen. Aber die Erlöskomponenten Zinsergebnis mit plus 11 Prozent und Provisionsergebnis mit plus 20 Prozent weisen noch größere Steigerungsraten auf. Dank der bisher noch überschaubaren Marktanteile im einstelligen Prozentbereich darf die ING Diba in den nächsten 15 Jahren sogar eine nochmalige Verdopplung des Marktanteils für möglich halten. Im Wholesale Banking dürften die Ziele noch ehrgeiziger sein. Hier strebt die Bank in einem noch kürzeren Zeitraum eine Verdreifachung der Kernbankbeziehung von heute rund 100 auf dann 300 Unternehmenskunden an.