Bankenaufsicht II

Von Warnern und Mahnern

Wer kennt sie nicht, die Geschichte von der Herdplatte und kleinen Kindern: Egal wie oft man es gut meint und vor der Gefahr einer Verbrennung warnt, so richtig ernst genommen wird man erst im tatsächlich eingetretenen Schadenfall. Ähnlich mag es auch den beiden für Finanzstabilität und Bankenaufsicht zuständigen Vorstandsmitgliedern Claudia Buch und Andreas Dombret bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts gegangen sein. Eindrücklich warnten sie vor potenziellen Risiken. "Die generelle Unsicherheit ist heute höher als in der Vergangenheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass globale Unruhefaktoren auf Deutschland durchschlagen, ist gestiegen", so beispielsweise Claudia Buch. Und Andreas Dombret ergänzt: "Wir befinden uns zwar in einer Phase sehr guter Konjunktur, aber auch sehr spät im Zyklus. Da rückt eine Korrektur näher." Beide befürchten, dass sowohl die Bürger als auch die Unternehmen diese größeren Risiken unterschätzen. So ist beispielsweise die weltweite Verschuldung heute höher als vor der Finanzkrise, dadurch drohen naturgemäß Verwundbarkeiten. Diese gilt es aus Sicht der Notenbanker herauszuarbeiten.

Ein Thema, dem sich die Bundesbank im Zusammenhang mit der Finanzstabilität intensiv widmet, ist die Immobilienkreditvergabepraxis und die Situation auf den Wohnungsmärkten. Denn allen gut gemeinten bundes- wie landespolitischen, kommunalen wie privaten Initiativen zum Trotz hinkt das Angebot an verfügbarem Wohnraum an gesuchten Standorten der Nachfrage weit hinterher. Mit deftigen Folgen für die Preise: Die Überwertungen seien 2017 weiter gestiegen, heißt es im Finanzstabilitätsbericht. "In Deutschland insgesamt haben die Preisabweichungen nach oben im vergangenen Jahr zugenommen." In den Großstädten liegen die Preise für Wohnimmobilien laut Bundesbank-Schätzung um 15 bis 30 Prozent zu hoch. Ein Großteil der Preisentwicklung sei zwar durch Faktoren wie die gute wirtschaftliche Lage, höhere Einkommen, niedrige Zinsen und eine erhöhte Nachfrage nach Wohnraum zu erklären. Aber es gebe auch einen unerklärbaren Teil, so die Bundesbank.

Von einer Immobilienpreisblase wollte die Bundesbank aber auch in diesem Jahr nicht sprechen, lediglich von einem steigenden Risiko, dass private Haushalte und Unternehmen die aus den hohen Preisen resultierenden zunehmenden Risiken unterschätzten. Dass derzeit aber nur geringe Gefahren von den Wohnimmobilienmärkten für die Finanzstabilität ausgehen, liegt auch an der vernünftigen Kreditvergabepraxis der deutschen Banken und Sparkassen. Zwar ist das Volumen der Wohnungsbaukredite an private Haushalte seit 2010 kontinuierlich gestiegen. In den ersten drei Quartalen 2017 noch einmal um 3,9 Prozent nach 3,6 Prozent im Gesamtjahr 2016. Und auch der Trend zu längeren Zinsbindungsfristen hat sich noch einmal verstärkt: Seit 2010 legte der Anteil der Kredite mit einer Zinsbindungsfrist von zehn Jahren von rund 26 Prozent auf mittlerweile gut 44 Prozent zu, wodurch die Zinsänderungsrisiken in den Bankbilanzen unzweifelhaft größer geworden sind. Doch weder die steigenden Volumina noch die höheren Risiken aus Zinsänderungen beunruhigen die Bundesbank-Verantwortlichen. Zum einen weiten die Institute zwar den Bestand der Forderungen an Kunden immer weiter aus, um mit den höheren Volumina aus dem Neugeschäft die niedrigeren Margen wenigstens halbwegs ausgleichen zu können, dabei wächst aber die Eigenkapitalposition mit, in der Regel sogar überproportional. Und Berechnungen beim jüngste Stresstest haben bekanntlich gezeigt, dass die Banken und Sparkassen sogar einen mittelschweren Preisschock auf den Wohnimmobilienmärkten nahezu unbeschadet überstehen würden.

Bleibt in diesem Zusammenhang nur ein Risiko: die Datenlücke. "Wir haben keine fundierten Informationen über wesentliche Kernelemente des Wohnimmobilienkreditmarktes. Es fehlt an einheitlichen Definitionen und Statistiken. Von daher können wir nicht abschätzen, wie sich bestimmte Veränderungen auswirken würden", bemängelt Claudia Buch. Es sollte aber ein Leichtes sein, hier Abhilfe zu schaffen. Schließlich ist das Meldewesen längst geübte Praxis, wenn auch nicht geliebte Praxis, zwischen Bundesbank und Kreditwirtschaft.

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