Vor Ort

Aktivbank: Konzentration auf den Handel

Dass die 1990 gegründete Aktivbank AG, Pforzheim, ein kleineres Haus ist, sieht man schon an ihrem Internetauftritt. Ohnehin bescheiden angelegt, gibt es noch etliche Rubriken, die darauf warten, mit Inhalten gefüllt zu werden.

In reinen Zahlen nimmt sich die Bank tatsächlich bescheiden aus: Die Bilanzsumme lag 2006 bei 157,3 Millionen Euro, die Einlagen beliefen sich auf 131,2 Millionen Euro, die Kundenkredite auf 60,8 Millionen Euro. Im Jahresdurchschnitt beschäftigte die Bank knapp 25 Mitarbeiter.

Nichtsdestoweniger sind die Pforzheimer in ihrer Nische durchaus erfolgreich. Von einer Cost Income Ratio von "deutlich unter vierzig Prozent" können die meisten Kreditinstitute nur träumen.

Spezialbank für mittelständische Handelskooperationen

Ihre Positionierung beschreibt die Aktivbank als Spezialbank für mittelständische Handelskooperationen. In ihrer Nische bezeichnet sie sich als die zweitgrößte Zentralregulierungsbank in Deutschland - ist vom Zentralregulierungsumsatz her aber doch weniger als halb so groß wie die VR-Diskontbank, von der das zum 1. Oktober neu eingetretene Vorstandsmitglied Gerhard Glesel kommt.

Kunden sind 22 Fachhandelskooperationen mit 2 400 angeschlossenen Mitgliedshäusern und 4 300 Lieferanten aus zehn Fachhandels-Branchen: Autoteile- und Zubehörhandel, Baustoffhandel und Baumärkte, Getränke-, Küchen- und Möbelfachhandel, Sanitär, Heizungs- und Klimafachhandel, Parfümerien und Kosmetik, Elektronikhandel, Kommunikationstechnik und Heimtextilien.

Damit bemüht man sich um eine Klientel, der es noch 2005 schwer fiel, Bankpartner für ihre Finanzierungsbedürfnisse zu finden. Auch die Aktivbank hat den Individualkreditbestand zwar zurückgefahren und die Sicherheitenbewertungen an sinkende Beleihungswerte angepasst, um so die Risikoaufwendungen zu senken. Die Nachfrage nach standardisierten Finanzierungsmodellen, die auf die Bedürfnisse der einzelnen Fachhandelsbranchen zugeschnitten sind und an den zentralregulierten Umsatz des Gesellschafters über die jeweilige Verbundgruppe gekoppelt sind, ist 2006 jedoch gestiegen.

Kerngeschäft Zentralregulierung Kerngeschäft der Bank ist seit 1995 die Zentralregulierung: Die Bank kauft Forderungen aus Warenlieferungen von Lieferanten der Mitglieder einer Kooperation, übernimmt das Delcredererisiko gegenüber den Lieferanten und sorgt für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs.

Dieses Geschäftsfeld ist nach Angaben der Bank ein sehr stabiles, das auf langjährigen Geschäftsbeziehungen beruht. Die Beendigung von Kundenbeziehungen sei - gemessen an der Gesamtzahl der Anschlusshäuser und am Umsatzvolumen - "äußerst gering". 2006 beliefen sich die Warenumsätze in der Zentralregulierung auf 2,533 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einer Steigerung um 12,8 Prozent. Im Belegmanagement wurden 2,5 Millionen Zahlungsbelege verwaltet.

Neukundenakquisition über die Absatzfinanzierung

Als interessantes Produkt für die Neukundenakquisition und für die Unterstützung der Handelsumsätze wird daneben die Absatzfinanzierung für Kaufbeträge bis 25 000 Euro bezeichnet. Dabei werden die Finanzierungsangebote auf die jeweilige Branche zugeschnitten. Für eine Kreditzusage bis 4 000 Euro ist nur die ec-Karte oder Kreditkarte des Kunden erforderlich, über Kleinkredite bis 2 000 Euro kann der Händler sogar selbst entscheiden.

In neue Marktsegmente konnte die Bank eigenen Angaben zufolge mit der neuen technischen Lösung "WebCredit" vorstoßen. Damit habe man auch solche Kunden gewinnen können, die mit der Bank noch nicht in der Zentralregulierung zusammenarbeiten. Die Ertragsentwicklung in diesem Geschäftsfeld liegt indessen leicht unter den Erwartungen. Vermutlich wird hier der verstärkte Wettbewerb im Geschäft mit Ratenkrediten spürbar.

Die Refinanzierung erfolgt im Wesentlichen über Einlagengeschäfte mit Geldmarktkonten, Wachstumssparen und Sparbriefen beziehungsweise Spareinlagen. Auch hier freuen sich die Pforzheimer über ein nach wie vor hohes Maße der Kundenbindung.

Einlagensicherung gewechselt

Die Konzentration auf Kunden aus dem Handel schlägt sich auch im Gesellschafterkreis nieder. Hauptaktionär der Bank ist seit Juli 2006 die DZB Zentralregulierungsbank GmbH. Die hundertprozentige Tochter der Ariston-Nord-West-Ring eG, Mainhausen, einer europaweit tätigen Verbundgruppe für Einkauf, Marketing und IT-Dienstleistungen mit Fokus auf den Schuh- und Sporteinzelhandel hält 89,5 Prozent an der Aktivbank. Die restlichen Anteile teilen sich vier Einkaufs- und Marketingverbände.

Von der Zusammenarbeit mit dem neuen Hauptaktionär verspricht man sich deutliche Synergieeffekte im Kerngeschäft. Sichtbar wird die Kooperation darüber hinaus bereits im Bereich Kartendienstleistungen. Hier bieten die Pforzheimer unter der Bezeichnung "DZB Cash" den Netzbetrieb der Muttergesellschaft DZB Bank für das elektronische Lastschriftverfahren an, eine Dienstleistung für die vor allem mit dem Verweis auf die Zahlungsgarantie auch fürs elektronische Lastschriftverfahren geworben wird. So könne die unterschriftsbasierte Kartenzahlung aufrechterhalten und dem Kunden weiterhin der Service geboten werden, mit seinem "guten Namen" zu bezahlen.

Aufgrund der Veränderung im Aktionärskreis hat die Bank auch den Verband und das Einlagensicherungssystem gewechselt. Nach wie vor ist sie zwar Mitglied im Bundesverband deutscher Banken, im Bankenverband Baden-Württemberg und im Bankenfachverband. Seit Januar dieses Jahres ist die Aktivbank aber zudem Mitglied im BVR und wechselte vom Einlagensicherungsfonds des Bankenverbands in die Sicherungseinrichtung des BVR. Rechenzentrum ist die Fiducia IT in Karlsruhe mit dem Bankensystem "agree".

Swantje Benkelberg , Chefredaktion, bank und markt, Cards Karten Cartes , Fritz Knapp Verlag
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