Verbünde vor Ort

Apotheker- und Ärztebank: Kein Ende der Skandale

Die in Düsseldorf ansässige Apotheker- und Ärztebank eG befindet sich mit einer Bilanzsumme von 41,2 Milliarden Euro unangefochten auf Platz eins der BVR-Rangliste: Ausgerechnet sie - so denkt es wohl mancher eingefleischte Volksbanker - ist die größte genossenschaftliche Primärbank. Denn im Unterschied zu den Volks- und Raiffeisenbanken ist das Institut nicht regional fokussiert, sondern betreut bundesweit Ärzte und Apotheker beziehungsweise Menschen aus Heilberufen. Diese werden bei Praxis- und Geschäftsgründungen begleitet und mit Krediten, später mit Geldanlagen versorgt. Das Institut war 1902 von 18 Apothekern in Danzig zum Zweck der günstigen Kreditvergabe an die Mitglieder gegründet worden. Seit 2004 befindet sich die Hauptverwaltung in Düsseldorf. Nachdem die Bank 1945 durch die Alliierten geschlossen und vier Jahre später wiedereröffnet wurde, erweiterte sie ihren Kundenkreis von den Apothekern auf alle Heilberufe. Im Jahr 1965 hat die Bank das Immobiliengeschäft aufgenommen, in den Siebzigern folgte die Emission eigener Inhaberschuldverschreibungen, in den Achtzigern die Emission von Genusscheinen als jeweils erste genossenschaftliche Primärbank. In ihrer Zielgruppe verzeichnet die Bank bei einer Kundenzahl von 333000 einen Marktanteil von rund 60 Prozent. Doch nicht nur mit der sehr effektiven Bearbeitung einer attraktiven Zielgruppe macht sich die "Apo-Bank" wenig Freunde in der genossenschaftlichen Organisation. Denn das einstmals ebenso diskrete wie renommierte Haus ist in jüngster Zeit gleich mehrfach zum Sorgenkind des Verbunds geworden. Die Bank hatte in den Jahren vor der Finanzkrise mit verheerenden Auswirkungen in strukturierte Wertpapiere investiert. Der BVR und mithin die Ortsbanken, die das Institut wohl seit jeher als einen Fremdkörper und mitweilen auch als lästige Konkurrenz empfinden, musste bereits zweimal für Hilfsmaßnahmen tief in die Tasche greifen. Ende des Jahres 2009 wurde der Umfang des gefährdeten Portfolios der Apobank mit 4,5 Milliarden Euro ausgewiesen, ein Jahr zuvor waren es noch 5,4 Milliarden Euro. Für das Jahr 2009 weist die Bank einen Fehlbetrag von 283,1 Millionen Euro aus, der jedoch aus den bilanziellen Rücklagen ausgeglichen wurde, sodass stille Einlagen und Genussscheine auch 2009 bedient werden. Die Dividende hingegen fiel 2009 aus.

Mit einem personellen Neuanfang und einer stärkeren Konzentration auf das operative Kerngeschäft wollte die Bank den Neuanfang schaffen. Unter anderem sind eine Erweiterung des Filialnetzes und eine verstärkte Kooperation im Verbund beim Vertrieb von Anlageprodukte geplant.

Doch aus dem noch im April angekündigten Schlussstrich unter die Vergangenheit und einer Rückkehr zur Normalität sollte nichts werden. Im November berief die BaFin weitere Vorstände der Bank ab, die im Vorwurf der Bestechlichkeit in der Zusammenarbeit mit der Licon Wohnbau stehen. Mittlerweile ist damit die gesamte einstige Führungsriege der Bank ausgetauscht. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Effektivität des Kontrollorgans: Dessen Vorsitzender ist ein Apotheker, unter den 19 weiteren Mitgliedern befinden sich sechs Ärzte und zwei Apotheker. Sie können sicher gut beurteilen, ob das Geschäftsmodell den Ansprüchen der Zielgruppe gerecht wird. Mit der eigentlichen Aufgabe eines Aufsichtsrats sind sie aber möglicherweise überfordert. Auch hier wird wohl ein personeller Wechsel stattfinden müssen, damit das Haus wieder zur Ruhe kommt. hm/sb

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