Blickpunkte

Direktbanken - Comdirect: Breite Aufstellung bewährt sich

Online-Brokern machte die Zurückhaltung der Anleger an den Börsen im ersten Halbjahr dieses Jahres arg zu schaffen. Sowohl bei der Comdirect Bank AG, Quickborn, als auch bei der DAB Bank AG, München, sind die Orderzahlen und damit die Provisionsüberschüsse in diesem Zeitraum deutlich zurückgegangen. Bei der Comdirect waren es 6,8 Millionen durchgeführte Transaktionen, im Gegensatz zu 8,1 Millionen im ersten Halbjahr 2008. Das ist zwar immer noch mehr als im Boomjahr 2000, als in den ersten beiden Quartalen etwa 5,4 Millionen Transaktionen ausgeführt wurden, doch mit dem aktuellen Rückgang der Orderzahlen haben sich freilich auch die Provisionsüberschüsse verringert. Bei der Comdirect beträgt das Minus 16,8 Prozent auf 71,1 Millionen Euro, bei der DAB Bank ist es um rund 30 Prozent von 56,0 Millionen Euro auf 38,9 Millionen Euro gesunken.

Im Vergleich zwischen den Direktbank-Töchtern von Commerzbank und Hypovereinsbank schneidet die Comdirect mit ihrer traditionell breiteren Aufstellung im Privatkundengeschäft - die tendenziell Probleme in der Abgrenzung zur Mutter Commerzbank mit sich bringen dürfte aber nicht nur im Bereich der Provisionserlöse noch besser ab als die DAB Bank. Die Comdirect meldete einen Rückgang des Vorsteuerergebnisses um 4,7 Prozent auf 41,5 Millionen Euro, die DAB Bank ein Minus von 36,2 Prozent auf 14,39 Millionen Euro. Zwar sind die Münchener energisch auf die Kostenbremse getreten und haben gleichzeitig ein gesteigertes Finanzergebnis ausgewiesen (Zinsüberschuss vor Kreditrisikovorsorge plus Handelsergebnis plus Finanzanlageergebnis stiegen um etwa 30 Prozent auf 35,0 Millionen Euro), aber dennoch konnten sie damit das Minus beim Provisionsüberschuss nicht ausgleichen.

Einen Schritt in Richtung gesteigerter Profitabilität sind die Münchener aber im Mai 2009 bereits gegangen. Sie trennten sich von ihrer zuletzt defizitären Internet-Fondsplattform Fondsservicebank (FSB). Davon erwarten sie sich eine Profitabilitätssteigerung um rund eine Million Euro pro Jahr und die Verbesserung der Cost Income Ratio um etwa drei Prozentpunkte. In den aktuellen Zahlen hat sich die Maßnahme noch nicht niedergeschlagen: Die Entkonsolidierung der FSB wird bei den Münchenern voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2009 vollzogen. Diese steht in der DAB-Gruppe für 41,6 Prozent der Depots (0,45 Millionen von 1,08 Millionen) und für 17,8 Prozent des verwalteten Vermögens (3,7 Milliarden Euro von 20,77 Milliarden Euro).

Während die DAB Bank sich verkleinerte und zukünftig auf eine Stärkung ihrer Kerngeschäftsbereiche B2B und B2C setzen will, breitete die Comdirect Bank ihre Geschäftsbasis weiter aus: Im Mai dieses Jahres erwarb sie die ebase European Bank for Fund Services GmbH, Haar, und damit 700 000 Kunden sowie ein verwaltetes Wertpapiervermögen von 11,5 Milliarden Euro. Ihren Weg vom Spezialisten als reiner Online-Broker für Privatkunden zum Generalisten setzt die Comdirect mit der Akquisition und dem damit verbundenen Einstieg in den Geschäftsbereich B2B fort.

Bei ihrer Prognose für das Gesamtjahr 2009 sind die Quickborner denn auch ein ganzes Stück optimistischer - obwohl beide Institute keine signifikante Steigerung der Transaktionszahlen im zweiten Halbjahr 2009 erwarten. Die DAB Bank betrachtet ein Vorsteuerergebnis von 25,0 Millionen Euro (2008: 11,5 Millionen Euro) als realistisch. Darin enthalten ist auch der positive Einmaleffekt aus der Veräußerung der Fondsservicebank in Höhe von rund vier Millionen Euro, der voraussichtlich im vierten Quartal 2009 verbucht wird. Die Comdirect gibt 70 Millionen Euro als Ziel aus. hm

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