Blickpunkte

Direktbanken Comdirect: der Mutter immer ähnlicher

Während die Münchener DAB Bank AG momentan den Eindruck erweckt, sich nicht ganz klar für ein Geschäftsmodell entweder die Spezialisierung auf das Geschäftsfeld Brokerage oder aber die breitere Aufstellung im Privatkundengeschäft - entscheiden zu können, bleibt die Comdirect Bank AG, Quickborn, offensichtlich ihrer Linie treu. Die Commerzbank-Tochter schreitet auf ihrem Weg vom Spezialisten zum Generalisten immer weiter voran. Ausgehend vom Brokerage hat sie in den letzten Jahren ihr Produktangebot kontinuierlich erweitert. Neben dem Girokonto bietet sie seit November 2006 auch ein Tagesgeldkonto an. Beide Produkte sollen der Neukundengewinnung und -bindung dienen und aufgrund der effizienten Strukturen im Hause zumindest moderat profitabel sein. Die Zahl der Girokonten hat denn auch im vergangenen Jahr um etwas mehr als 100 000 auf 260 000 zugenommen. Bis Ende 2009 sollen es 450 000 sein. Auch mit dem Tagesgeldkonto verknüpft die Bank große Erwartungen. Bis 2009 will die Comdirect 650 000 Tagesgeld-Konten führen, momentan sind es etwa 100 000. Allerdings funktioniert hier die Kundenbindung deutlich besser als die Kundengewinnung. Denn drei Monate nach dem Start haben bisher vor allem Bestandskunden ein solches Konto eröffnet. Der größte Teil der Einlagen jedoch, so betont es Comdirect-Chef Andre Carls, sei von anderen Banken abgezogen worden.

Außerdem baut die Direktbank eifrig an ihrem Projekt Comdirect Private Finance (CPF) weiter. Derzeit betreibt sie unter diesem Label 21 Filialen, in denen 180 Berater etwas mehr als 20 000 Kunden betreuen. Bis 2009 sollen es ungefähr 30 bis 40 Filialen und 40 000 Kunden sein. Nach drei Jahren hat die CPF den Breakeven überschritten und arbeitet jetzt profitabel. Sie hat im Jahr 2006 einen Ertrag von 200 000 Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es noch 3,6 Millionen Euro Verlust.

Der Trade-unabhängige Ertrag, das sind die Bereiche Banking und Beratung, machte im Jahr 2006 etwa ein Drittel des Ergebnisses aus. Ziel ist es, mehr als die Hälfte des Ergebnisses hier zu generieren.

Im Zuge ihrer Wachstumsanstrengungen gleicht sich das Comdirect-Geschäftsmodell dem der Mutter zunehmend an, wie auch Carls zugeben muss: Bei den Filialbanken halte das Online-Banking unaufhaltsam seinen Einzug, während bei den Direktbanken die Beratung immer wichtiger werde. Die Commerzbank werde jedoch ihre Zwei-Marken-Strategie weiter fahren und die Modelle nicht verschmelzen, so seine selbstverständliche und dann auch selbsterhaltende Einschätzung.

Eine Kannibalisierung des Commerzbank-Geschäftes durch die immer breiter aufgestellte Tochter will Carls freilich nicht erkennen. Weniger als zehn Prozent der Kunden kämen von der Commerzbank zur Comdirect. Betrachte man die Herkunft der Comdirect-Neukunden, so finde man in etwa die in Deutschland gegebenen Marktanteile vor. Da wäre die Mutter dann mit knapp zehn Prozent "Abwerbungen" aber doch überproportional vertreten. bs

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