Blickpunkte

Direktbanken I Comdirect: Mehr Beratung geplant

Volumen und Kundenzahl dauerhaft zu verdoppeln - davon können die meisten Finanzdienstleister in der derzeitigen Situation nur still und heimlich träumen. Die Quickborner Commerzbank-Tochter Comdirect gibt eben das jedoch als Ziel für die kommenden Jahre bis 2013 aus. Das Vorsteuerergebnis soll in diesem Zeitraum auf 150 bis 160 Millionen Euro steigen. Zugleich soll die Kundenzahl um eine Million Kunden auf 2,3 Millionen anwachsen und das Kundenvermögen mehr als 40 Milliarden Euro betragen.

Das Marktumfeld für Direktbanken wird freilich derzeit als günstig empfunden: Weil sie weniger Beratung anbieten als die Filialbanken sind ihnen in der Vergangenheit dabei auch weniger Fehler unterlaufen. Dementsprechend hat sie der Vertrauensverlust bisher mit geringerer Wucht getroffen als den Rest der Branche.

Gleichwohl ist gerade das Privatkundengeschäft hart umkämpft, sodass die Ziele durchaus als ambitioniert betrachtet werden - auch weil der neue Wachstumsansatz, der gerade unter dem Namen Complus anläuft, vor allem auf mehr Beratung abzielt und damit die gelobte Stärke der Direktbanken verlässt. So sollen Kunden insbesondere in der Baufinanzierung, aber auch in der Vermögensberatung und der Altersvorsorge ab dem dritten Quartal verstärkt beraten werden.

Beratung zahlt sich für Banken jedoch nicht immer aus. Oft wird sie nur genutzt, um anderswo günstig online abzuschließen. Die Comdirect muss diesen Spagat schaffen, ohne ihre Aufwand-Ertragsrelation weiter zu verschlechtern. Allein zwischen 2007 und 2008 stieg die Quote von 67,0 auf 72,6 Prozent. Und die künftig deutlich schwierigere Abgrenzung zur Mutter Commerzbank wirft Fragen nach dem Alleinstellungsmerkmal der Quickborner auf.

Wie teuer Wachstumsprogramme sein können, zeigt der gerade, ein Jahr früher als geplant, abgeschlossene Complus-Vorgänger. Comvalue hat in fünf Jahren Investitionen in Höhe von 122 Millionen Euro erfordert. Zwar wird betont, die Com-value-Ziele wurden durchgehend erreicht: 450000 Girokonten, 650000 Tagesgeldkonten, 30 bis 40 Filialen und 40000 Kunden im Bereich Private Finance. Und auch eine Verbreiterung des Geschäftsmodells, bei dem sich trade-anhängige und trade-unabhängige Erträge in etwa die Waage halten, freut die Verantwortlichen.

Doch der Preis ist hoch: Das Gesamtergebnis vor Steuern der Comdirect sank im abgelaufenen Geschäftsjahr von 90,5 Millionen Euro auf 77,8 Millionen Euro drastisch. Dies ist in erster Linie auf ordentlich erhöhte Kosten (208,7 nach 187,4 Millionen Euro) und ein spürbar verschlechtertes Provisionsergebnis (138,4 nach 152,7 Millionen Euro) zurückzuführen. Hinzu kommt ein sonstiges Ergebnis von minus 13,1 Millionen Euro (im Vorjahr null Millionen Euro). Der Zinsüberschuss stieg zwar von 125,2 Millionen Euro auf 161,2 Millionen Euro, konnte die Rückgänge allerdings nicht kompensieren. In den kommenden Jahren sollen nun weitere 250 bis 300 Millionen Euro in die Initiative Complus investiert werden. Mal sehen, ob sich das lohnen wird und ob auch Comvalue noch entsprechende Früchte tragen wird. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X