Blickpunkte

Dresdner Bank Weiterentwickelte Ideen

Langjährige Bekanntschaften können dafür sorgen, dass alte - und längst totgeglaubte - Ideen wieder auferstehen. Bestes Beispiel dafür sind Dresdner-Bank-Vorstandsvorsitzender Herbert Walter und Vorstandsmitglied Andree Moschner. Die beiden waren schon in den neunziger Jahren gemeinsam für die Deutsche Bank tätig. Walter, der dieses Institut 2003 verließ, um zur Dresdner zu wechseln, holte Moschner 2006 nach.

Bei ihrem früheren Arbeitgeber waren die beiden heutigen Vorstandskollegen für ein Konzept verantwortlich, das dem Institut viel Spott und Häme eingetragen hat. 1995 gründete die Deutsche Bank eine Tochter namens Bank 24 AG, bei der die Kunden verschiedene Standard-Produkte über Internet oder Telefon abschließen konnten. 1999 - im Zuge der Konzentration auf das boomende Investmentbanking - wurde das Retailgeschäft samt Filialen in diese Tochter ausgelagert, die dann den Namen Deutsche Bank 24 AG trug. Die Betreuung der Private-Banking-Kunden blieb hingegen im Mutterhaus aufgehängt. Den Kunden gefiel es jedoch weniger, allzu sichtbar in Klassen eingeordnet zu werden. Zahlreiche Deutsche-Bank-24-Kunden fühlten sich als Verbraucher zweiter Klasse abgeschoben, obwohl ihnen faktisch alle Services des Gesamthauses weiterhin zur Verfügung standen.

Im Jahr 2002 folgte dann eine Rolle rückwärts: Das inzwischen wegen seiner Stabilität und Profitabilität durchaus geschätzte Retailgeschäft wurde zusammen mit dem Private Banking, dem Online-Broker Maxblue und Teilen des Firmenkundengeschäftes unter dem Namen Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG als rechtlich nicht mehr selbstständige Einheit in die Mutter reintegriert.

Anfang Mai dieses Jahres stellte nun Andree Moschner für die Dresdner Bank die neue, hauptsächlich internetbasierte Produktlinie "dresdner bank direct24" vor, die in Namensgestaltung und Konzept der damaligen Bank 24 durchaus ähnlich sieht: Die Beraterbank bietet ihren Kunden zukünftig sieben verschiedene Basisprodukte unter einer eigenen Marke - in Gold- Orange - an (siehe Kasten auf Seite 7).

Den Fehler, Kundengruppen allzu deutlich zu segmentieren, macht die Dresdner aber (vorerst) nicht: Tagesgeld, Girokonto und Co. aus der neuen Produktlinie sind für Neu- aber auch für Bestandskunden erhältlich, sie können sowohl im Internet als auch in einer Dresdner-Bank-Filiale abgeschlossen werden. Mit zwei Ausnahmen: Wird der Kunde in der Geschäftstelle zu den Themen Baufinanzierung und Vermögensverwaltung beraten und schließt dann vor Ort einen Vertrag ab, zahlt er höhere Konditionen als im Internet. Ein grundlegendes Problem bleibt dabei ungelöst: Der Kunde kann sich in der Filiale beraten lassen und später online zu günstigeren Konditionen abschließen. bs

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