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Finanzvertrieb - OVB: Deutschland- Geschäft schrumpft weiter

Das vergangene Jahr ist für die OVB Holding AG nach den zwei schwachen Jahren zuvor vergleichsweise gut gelaufen. Das Unternehmen verzeichnete ein deutliches Umsatzplus im Konzern. Die Gesamtvertriebsprovisionen konnten um 12,6 Prozent auf 222,1 Millionen Euro gesteigert werden. Die Zahl der hauptberuflichen Handelsvertreter erhöhte sich im Jahresverlauf 2011 von 4600 auf 4908. Und auch das operative Ergebnis legte zu und stieg um 27,3 Prozent von 4,8 Millionen Euro auf 6,1 Millionen Euro. Das Konzernergebnis betrug knapp 4,2 Millionen Euro.

Weiter an Bedeutung verloren hat das Deutschland-Geschäft. Die Gesamtvertriebserlöse konnten in Deutschland zwar erstmals seit fünf Jahren wieder um zwei Prozent auf 72,8 Millionen Euro gesteigert werden - ein Zuwachs, der im Vergleich zum Konkurrenten AWD (plus sieben Prozent auf 376 Millionen Euro in Deutschland) überschaubar ist. Der Anteil des Deutschland-Geschäfts an den Gesamtvertriebsprovisionen ist von 38,2 Prozent 2009 und 36,2 Prozent 2010 auf 32,8 Prozent 2011 weiter zurückgegangen.

Die Kundenanzahl im Heimatmarkt ist 2011 zum dritten Mal in Folge rückläufig - und das mit minus 3,7 Prozent noch deutlicher als in den Vorjahren. Ob die Aufstockung der als selbstständige Handelsvertreter agerienden Berater um 2,9 Prozent ausreichen wird, um die Trendwende zu schaffen, ist fraglich. Auch 2009 war deren Zahl kräftig erhöht worden, ohne dass dies den Kundenschwund hätte verhindern können.

Nicht zu übersehen ist allerdings, dass das Geschäft in Deutschland überdurchschnittlich profitabel ist. Die Vertriebsprovisionen pro Kunde liegen mit 110 Euro deutlich über dem Schnitt von 77,6 Euro. Und der einzelne Berater erzielte mit 55193 Euro an Provisionen fast 10000 Euro mehr, als es dem Konzerndurchschnitt entspricht. Im Schnitt kamen in Deutschland 497 Kunden auf einen Berater, gegenüber 583 im Konzern.

Effektiv arbeitet die Organisation auch in Süd- und Westeuropa. Hier erwirtschaftete jeder Berater mit 849 Kunden im Schnitt Vertriebsprovisionen von 63636 Euro. Das sind 18383 Euro mehr als im Konzerndurchschnitt. Dennoch macht sich in der Region die Euro-Krise mit den entsprechenden Sparmaßnahmen bemerkbar. Die Gesamtvertriebsprovisionen sind um 29,3 Prozent auf 23,1 Millionen Euro geschrumpft. Die Zahl der Außendienst mitarbeiter verzeichnete 2011 einen massiven Rückgang um 15,2 Prozent. Die Zahl der Bestandskunden ist nahezu konstant geblieben mit einem Anstieg um 0,6 Prozent. Trotz des schwierigen Marktumfelds in Süd- und Westeuropa macht ausgerechnet Spanien, ein Land mit über 20 Prozent Arbeitslosen, dem neuen Vorstandsvorsitzenden Michael Rentmeister "in den ersten Monaten 2012 operativ wieder viel Freude".

Hauptwachstumstreiber im OVB-Konzern ist das Geschäft in Mittel- und Osteuropa. Hier stiegen die Vertriebsprovisionen um 35,3 Prozent auf 126,2 Millionen Euro. Mit 56,8 Prozent macht diese Region damit den Löwenanteil an den Gesamtvertriebsprovisionen aus. Den Wachstumsambitionen wird mit dem hohen Anstieg an Beratern in Mittel- und Osteuropa um 11,6 Prozent auf 3226 Rechnung getragen. Der Kundenstamm erhöhte sich um 4,5 Prozent. Im Vergleich der Regionen liegt die Profitabilität des Geschäfts in Mittel- und Osteuropa allerdings mit Abstand auf dem letzten Platz.

Für das Jahr 2012 wird für den Konzern eine Steigerung des Umsatzes um fünf Prozent und des Ergebnisses um zehn Prozent durch das Unternehmen prognostiziert. Den positiven Ausblick begründet am meisten die Einschätzung für Mittel- und Osteuropa, wo nach der Aussage des Vorstandsvorsitzenden ein Profit aus einer steigenden Kaufkraft erwartet wird. Zudem stützt die neue Gesetzgebung in diesen Ländern das Geschäft. Die neuen Impulse sollen aus einer Art Riester-Rente zur Förderung der privaten Vorsorge und der damit verbundenen steuerlichen Vorteile kommen. Von dem Markteintritt in die Türkei wird entgegen früheren Ankündigungen Abstand genommen. Offensichtlich will Rentmeister in den 14 Ländern Potenziale ausschöpfen, in denen die OVB bereits vertreten ist. Red.

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