Finanzkrise - Effekte und Perspektiven

Unternehmen stehen in der Pflicht

"Die soziale Verantwortung von Unternehmen ist, Gewinn zu machen". Lange Zeit schien sich die Frage nach der sozialen Verantwortung von Unternehmen in dieser Aussage des Nobelpreisträgers Milton Friedman zu erschöpfen. Doch im Zuge immer besser vernetzter Öffentlichkeiten und kritischer Konsumenten wandelt sich diese Ansicht. Die Menschen sind sensibler für das Vorgehen von Unternehmen geworden. Insbesondere nach einer Reihe von medienwirksamen Skandalen - von Brent Spar über den Mannesmann-Prozess bis hin zu der aktuellen Krise auf dem Finanzmarkt. Unternehmen stehen heute in der Pflicht, mehr Verantwortung für ihr soziales, ökologisches und gesellschaftliches Umfeld zu übernehmen. Dabei kann unternehmerische Verantwortung ganz unterschiedliche Gesichter tragen.

1886 gründete Robert Bosch in Stuttgart eine Werkstatt, die zu einem internationalen Unternehmen wuchs. Innovation leitete den Unternehmer und prägte sein Werk wie auch seine Verantwortung gegenüber Umwelt, Gesellschaft und Mitarbeitern. Als einer der ersten führte Bosch den Acht-Stunden-Tag ein. Seine Wertvorstellungen verankerte er in Unternehmensleitlinien, die heute in allen Bosch-Bereichen gelebt werden: vom Recycling-Zentrum über Qualifi-zierungs-Programme für Mitarbeiter bis zur Forschung im Carnegie Bosch Institut und den weit gefächerten Tätigkeiten der Robert Bosch Stiftung.

Der dm-Drogeriemarkt setzt seit Jahren auf das Konzept der "Dialogischen Führung". Es beruht auf dem Kerngedanken der "gleichen Augenhöhe" von Führungskraft und Mitarbeitern und setzt den Dialog an die Stelle der Anweisung. In diesem Führungsverständnis ist der Vorgesetzte Partner der Mitarbeiter, der auf einen Lernbedarf hinweist und hilft, die erforderlichen Lernschritte zu gehen. Mit gutem Ergebnis: hohe Umsätze und zufriedene Mitarbeiter und Kunden. Diese unkonventionelle Form der Unternehmensführung greift schon in der Ausbildung. dm geht hier mit Theaterprojekten und sogenannten Lerntagen eigene Wege, um Mitarbeiter zu fördern und gemeinsam mit ihnen erfolgreich zu sein.

Soziales Verständnis und wirtschaftlichen Erfolg vereinen

Diese Beispiele zeigen: Soziale Verantwortung kann unterschiedliche Schwerpunkte haben. Allen gemein ist: Sie gehen Hand in Hand mit der Unternehmensphilosophie und sind langfristig ausgerichtet. Auf diese Weise vereinen die Unternehmen soziales Verständnis mit wirtschaftlichem Erfolg. Unternehmen leisten durch ihr nachhaltiges Wirtschaften einen entscheidenden Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität und zum Gemeinwesen. Über diesen Aspekt muss aus der Privatwirtschaft viel stärker berichtet werden. Zugleich tut mehr Bescheidenheit und Ehrlichkeit not. Nur so kann für unser Gesellschaftsmodell der freiheitlichen Demokratie und der Sozialen Marktwirtschaft Akzeptanz gesichert werden.

Der Stuttgarter Finanzdienstleister Wüstenrot & Württembergische (W&W) sieht seine soziale Verantwortung primär in unternehmerischem Handeln, das nachhaltige Lösungen für seine Kunden erzielt, die zugleich einen Beitrag zur Stabilisierung der Gesellschaft ergeben. Diese Haltung erwächst zum einen aus der Gründungsgeschichte der beiden Markenbestandteile Wüstenrot und Württembergische, zum anderen aus seiner Positionierung als "DER Vorsorge-Spezialist".

Erste private Sachversicherung im Süden Deutschlands

Die Wurzeln von Wüstenrot und Württembergischer basieren auf der Idee des sozialen Unternehmertums. Deren Gründerväter fanden als frühe "Social Entrepreneurs" Antworten auf drängende soziale Fragen, indem sie einkommensschwachen Familien die Möglichkeit zur Vorsorge boten.

So gab es Anfang des 19. Jahrhunderts in Württemberg für Familien aus mittleren und unteren Schichten keine Versicherung gegen Feuerschäden. Schutzlos waren viele Menschen den wirtschaftlichen Folgen von Bränden ausgeliefert. 1828 gründete der Tabakfabrikant Georg Wechssler die "Württembergische Privat-Feuer-Versicherungs-Gesellschaft" in Stuttgart als erste private Sachversicherung Süddeutschlands. Sie war die erste und einzige Gesellschaft im Württembergischen Königreich, die die Feuerversicherung allen Bevölkerungsklassen ohne Mindestversicherungsgrenze ermöglichte. 1833 folgte mit der Ara Pensionskasse in Stuttgart, heute ebenfalls Teil der W&W-Gruppe, die Gründung der ersten Rentenversicherung Deutschlands.

Gründer des späteren Unternehmens Wüstenrot war Georg Kropp, der in Deutschland das Bausparen erfand. Angetrieben war Kropp von dem Wunsch, Familien Wohneigentum zu ermöglichen. Bausparen war für ihn mehr als nur eine Geschäftsidee. Es ging ihm darum, Menschen aller Schichten zu Wohlstand, Sicherheit, zu einem "Leben in einem eigenen Haus" zu verhelfen. 1921 gründete er die "Gemeinschaft der Freunde", einen gemeinnützigen Verein, der das Bausparen fördern sollte und später zum Unternehmen Wüstenrot wurde. In der Nachkriegszeit wurde die Hausbau Wüstenrot gegründet, welche die ersten Eigentumswohnungen der Bundesrepublik Deutschland schuf. Damit erschloss Wüstenrot neuen Bevölkerungsschichten Zugang zu Wohneigentum. Insgesamt hat die Unternehmensgruppe seit 1924 sechs Millionen Gebäude und Wohnungen finanziert.

Diese Gründungsgeschichten zeigen, dass Wüstenrot und Württembergische aus sehr ähnlichen Ideen heraus entstanden sind. Von Beginn an wollte man Menschen gerade auch aus einkommensschwachen Schichten - helfen, Wohlstand zu schaffen, zu mehren und zu erhalten. 1999 schlossen sich die beiden Traditionsunternehmen Wüstenrot und Württembergische zusammen. Haupteigentümer ist über die Wüstenrot Holding die gemeinnützige Wüs tenrot Stiftung, die hauptsächlich Projekte im Bereich "Bauen und Wohnen" fördert. Seit 2006 richtet sich die Gruppe strategisch als Vorsorge-Spezialist neu aus. Das Besondere an diesem Geschäftsmodell ist, dass die beiden Geschäftsfelder Bauspar-Bank und Versicherung als gleich starke Säulen unter einem Dach geführt werden. Aus diesem gemeinsamen Leistungsspektrum heraus kann Wüstenrot & Württembergische jedem Menschen seine persönliche Vorsorge-Lösung zusammenstellen - für Vermögensbildung, Wohneigentum, Absicherung und Risikoschutz.

Bei rückläufiger staatlicher Versorgung ist Wüstenrot & Württembergische für ihre Kunden erster Partner in allen Fragen der privaten Vorsorge und bietet Beratung in einem zunehmend komplexen Umfeld. Damit stellt die Unternehmensgruppe ihr unternehmerisches Handeln in den Dienst gesellschaftlicher Verantwortung: Durch bestmögliche finanzielle Vorsorge breiter Bevölkerungsschichten ermöglicht sie den Menschen persönliche Freiheit bei größtmöglicher Sicherheit über solide, transparente, nachhaltige Lösungen.

Die beiden Geschäftsfelder Bauspar-Bank und Versicherung weisen eine starke Komponente des "Füreinander-Einstehens" auf: Beim Bausparen steht der Gedanke im Mittelpunkt, durch das gemeinsame Sparen im Bausparkollektiv allen Beteiligten die Verwirklichung eines Lebensziels zu ermöglichen. Grundgedanke der Versicherung ist, Personen- und Vermögensrisiken gemeinsam zu begegnen, um dem Einzelnen Schutz zu geben. Die W&W-Gruppe kombiniert diese beiden Komponenten in ihrem Geschäftsmodell als Vorsorge-Spezialist und schafft so eine besonders starke Schutz-Gemeinschaft.

Geschäftszweck "Vorsorge"

Mit ihrem Geschäftszweck "Vorsorge" trägt die W&W zur Erfüllung elementarer finanzieller Grundbedürfnisse der Menschen bei und ermöglicht damit ein Stück Lebenssicherheit und die Freiheit, individuelle Pläne und Wünsche zu verwirklichen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Tatsache, dass sich der Staat zunehmend aus seinen traditionellen Vorsorgeleistungen zurückzieht, kommt dieser Aufgabe große Bedeutung zu. Aufgrund der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise verengt sich der staatliche Spielraum durch die geleisteten Finanzhilfen auf diesem Feld weiter. Die W&W befähigt die Bürger, Eigenverantwortung für ihre finanzielle Vorsorge zu übernehmen.

Eigentum verpflichtet. Sowohl die Philosophie, die christliche Soziallehre als auch die moderne Verfassungsgesetzgebung fordern die soziale Bindung von Eigentum und den verantwortungsvollen Umgang der damit einhergehenden Machtposition. Der Gedanke der Sozialpflichtigkeit des Eigentums findet sich bereits in der antiken Ethik, etwa in Ciceros Schrift "Vom pflichtgemäßen Handeln". Eigentum ist hier unmittelbar an den Nutzen für die Gemeinschaft gekoppelt. Heute schützt das Grundgesetz das Eigentum als bürgerliches Grundrecht zur Wahrung der persönlichen Freiheit, stellt es aber mit dem Zusatz "Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen" in den Kontext sozialer Verantwortung. Die Freiheit des Eigentums setzt damit ein bestimmtes - von Verantwortung geprägtes - Verhalten voraus.

Für den Bürger bedeutet dies Freiheit in Verantwortung. Persönliches Eigentum erweitert den Freiheitsraum für seine Lebensgestaltung. Vermögen aus eigener Leistung erwerben zu können, motiviert dazu, zur gesellschaftlichen Stabilität beizutragen. Fehlentscheidungen gehen zunächst zulasten des Einzelnen, nicht der Gemeinschaft. Dies hält zu einem verantwortungsbewussten Handeln an.

Wohneigentum stabilisiert gesellschaftliche Strukturen

Die Möglichkeit breiter Bevölkerungsgruppen, sich durch "ein eigenes Dach über dem Kopf" persönlichen Schutz- und Gestaltungsraum zu verschaffen, sorgt in einer Zeit hoher "externer Komplexität und Anforderung" für einen "ruhenden Pol". Wohneigentum gegen örtliche Verdrängung und Altersarmut zu schützen, ist Voraussetzung einer dauerhaften und soliden Zivilgesellschaft. Der Erwerb von Wohneigentum ist für Privathaushalte mehr als nur eine wirtschaftliche Entscheidung: Wohnen ist ein Grundbedürfnis und somit elementarer Teil der Daseinsfürsorge. Damit geht eine langfristige und nachhaltige Perspektive einher. Denn der Eigentümer sorgt für verschiedene Lebensszenarien wie Inflation, Mieterhöhungen und Alter vor. Wohneigentum sichert ihn und auch die nächste Generation finanziell gegen die Wechselfälle des Lebens ab.

Das besondere Verantwortungsgefühl, das mit dem Erwerb von Wohneigentum einhergeht, erstreckt sich nicht nur auf die eigene Immobilie, sondern auch auf das nachbarschaftliche Umfeld. Hier stiftet Wohneigentum unmittelbar Nutzen für die Gesellschaft. Ein funktionierendes Netzwerk unter Nachbarn ist das beste Mittel gegen Isolation, Vorurteile und Vereinsamung. Nachbarschaftliches Engagement bedeutet Selbstorganisation und Verantwortung für die Gemeinschaft. Wohneigentum ist als erleb- und gestaltbares Vermögen besonders geeignet, Eigeninitiative und "ein Stück Stolz" und damit auch Selbstverantwortung zu fördern.

In komplexer werdenden Gesellschaften suchen die Menschen nach Wegen, Unsicherheiten zu reduzieren. Grundidee der Versicherung ist, in einer Solidargemeinschaft individuelle und gemeinsame Risiken abzusichern. Die Versicherung kann als Kernbestandteil moderner Gesellschaften angesehen werden: Denn eine Versicherung befreit von Abhängigkeiten und macht das Risiko nicht nur kalkulierbarer, sondern kollektiviert es auch, indem der Schadensausgleich auf mehrere Träger verteilt wird. Erst der Versicherungsschutz ermöglicht es, Wagnisse, die für den Einzelnen allein nicht verkraftbar wären, einzugehen. Damit werden finanzielle Freiräume als Quelle wirtschaftlichen Wohlstands nutzbar. Versicherungen tragen daher zu Produktivität und Wachstum der Gesellschaft bei. Ohne Absicherung wäre die Investitionsbereitschaft - bei Privaten wie Unternehmen - geringer.

Die Bildung von Vermögen, Wohneigentum und die Absicherung des Erreichten spielen für die Stabilität einer Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Die W&W-Gruppe trägt dazu entscheidend bei. Gesellschaftliche Verantwortung ist somit im Kern ihrer unternehmerischen Tätigkeit verankert.

Verantwortung für das gesellschaftliche und kulturelle Umfeld

Darüber hinaus sieht sich das Unternehmen in der Verantwortung für sein soziales und kulturelles Umfeld. So finanziert die Gewinnausschüttung an die Wüstenrot Holding die gemeinnützige Wüstenrot Stiftung. Diese verfolgt mit den jährlich zufließenden Mitteln ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf dem Gebiet des "Planens, Bauens und Wohnens". Als konzeptionell arbeitende Projekt-Stiftung initiiert, entwickelt und gestaltet sie ihre Vorhaben selbst. Alle zwei Jahre lobt die Wüstenrot Stiftung bundesweit einen Gestaltungspreis für wegweisende Arbeiten im Bereich des Wohnens, Planens und Bauens aus. 2008 stellte sie diesen Wettbewerb unter das Motto "Energieeffiziente Architektur". Ausgezeichnet wurden Neu- und Umbauprojekte, die ökologische Verträglichkeit und Ästhetik vereinen.

Mit einem Denkmalprogramm zum Erhalt und zur Wiederherstellung herausragender Baudenkmäler setzt die Stiftung Akzente. Die Denkmäler werden anhand ihres historischen und künstlerischen Ranges ausgewählt. Außerdem muss ihre spätere öffentliche Nutzung gewährleistet sein. Instandgesetzt hat die Stiftung unter anderem den Einsteinturm in Potsdam oder das Doppelhaus von Le Corbusier in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung. Im Frühjahr dieses Jahres wurde der ehemalige Kanz-ler-Bungalow in Bonn nach seiner Sanierung dem Haus der Geschichte übergeben und soll künftig für Führungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt werden.

Dem Gedanken der unternehmerischen Verantwortung ist die W&W-Gruppe aus der Geschichte und dem Selbstverständnis als Vorsorge-Spezialist verpflichtet. Ihr unternehmerisches Handeln erzielt in einem komplexen Umfeld und bei zurückgehender staatlicher Versorgung nachhaltige Lösungen. Sie ermöglicht den Menschen, erfolgreich und in eigener Verantwortung finanzielle Vorsorge zu treffen. Darüber hinaus übernimmt die W&W durch ihr freiwilliges Engagement Verantwortung für die Weiterentwicklung des sozialen und kulturellen Umfeldes. Dadurch trägt sie ein gutes Stück dazu bei, das soziale Fundament der Gesellschaft zu stärken. Die Unternehmensgruppe handelt sowohl in ihrem Kerngeschäft als auch in ihrem Umfeld mit sozialem Verständnis. Vorsorge heißt, Verantwortung zu übernehmen. Diesem Anspruch will Wüstenrot & Württembergische in spürbarer Form gerecht werden.

Alexander Erdland , Senior Advisor, Ardian Germany, Frankfurt am Main
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