Vor Ort

Verbünde in Passau: begrenzter Wettbewerb aus Österreich

Vom Grundsatz "Ein Markt - eine Bank" ist die Genossenschaftsorganisation in Passau noch weit entfernt. Gleich sechs genossenschaftliche Institute tummeln sich hier - das grenzüberschreitende Geschäft der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich nicht miteingerechnet. Die beiden größten von ihnen - die Liga Bank und die Sparda-Bank Regensburg - haben jedoch ihren Sitz in Regensburg.

Volksbank beklagt Preiswettbewerb

Ortsansässig in Passau ist unter den Genossenschaftsbanken allein die VR-Bank Passau, ein Haus mit einer Bilanzsumme von 762,4 Millionen Euro, womit sie im Jahr 2008 auf Rang 202 unter den deutschen Genossenschaftsbanken rangierte. Das Institut mit 235 Mitarbeitern unterhält 14 Filalen und sieben SB-Standorte (davon vier Filialen und drei Automatenstationen in Passau selbst). Hier werden 47 280 Kunden betreut. 17 631 davon sind Mitglieder. Die Mitgliederquote beträgt somit 37,3 Prozent.

Im Firmenkundengeschäft wird der Marktanteil mit etwa 25 Prozent angegeben. Wie die örtliche Sparkasse zählt man sich hier - auch im Vergleich zu überregional tätigen Wettbewerbern - zu den führenden Banken im Fördermittelgeschäft.

Im Privatkundengeschäft kommt die VR-Bank Passau auf einen Marktanteil von 32,6 Prozent. Schon 2007 sah man sich "erheblich tangiert" vom zunehmenden Preiswettbewerb, der immer stärker nicht nur von den Direktbanken, sondern auch von den etablierten Ortsbanken ausgeht. 2008 beklagte die Bank zudem - wie andere Primärbanken aus den Verbünden auch - die Wettbewerbsveränderungen aufgrund der Finanzkrise. Auch die VR-Bank Passau sieht sich durch die Werbung staatlich gestützter Banken mit Einlagenzinsen, die sich nur unter dem Schutzschirm des Staates erzielen lassen, beeinträchtigt.

Gleichwohl war das Fazit für 2008 ein sehr zufriedenes. Von der Finanzkrise ist die VR-Bank Passau erklärtermaßen nicht nur "so gut wie nicht betroffen", sondern das Jahr 2008 wurde auch als ein "sehr erfolgreiches" in die Annalen aufgenommen. Zwar blieb die Kreditnachfrage laut Geschäftsbericht hinter den Erwartungen zurück. Im Einlagengeschäft konnte man aber um neun Prozent zulegen - und damit deutlich stärker als der Durchschnitt der bayerischen Genossenschaftsbanken, bei denen der Zuwachs rund fünf Prozent betrug.

Auch was die Ertragslage angeht, dürfen sich die Passauer zu den erfolgreicheren Kreditgenossen zählen. Sowohl bei der Provisionsspanne (0,77 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme) als auch beim Betriebsergebnis (0,97 Prozent DBS nach 0,87 Prozent im Vorjahr) liegen sie über dem vom BVR errechneten bundesdeutschen Durchschnitt. Und auch die Cost Income Ratio von 67,7 Prozent fällt um Längen günstiger aus als im BVR-Durchschnitt (89,9 Prozent) beziehungsweise im Schnitt der bayerischen Genossenschaftsbanken (75,2 Prozent).

Sparda-Bank Regensburg: Vom Bahnhof in die Innenstadt

Vom Bilanzvolumen her rund doppelt so groß wie die VR-Bank Passau ist die Sparda-Bank Regensburg, deren Geschäftsgebiet mit 16 Geschäftsstellen die Oberpfalz, Niederbayern sowie Teile Oberfrankens umfasst und die im Januar 2009 die Schwelle von 80 000 Mitgliedern erreichte.

In Passau ist die Bank seit 1981 präsent - zunächst nur mit einer Zahlstelle am Bahnhof. Weil diese jedoch von den Kunden eifrig in Anspruch genommen wurde, eröffnete 1989 in der Bahnhofstraße die erste und bis heute einzige Geschäftsstelle, die 2001 durch einen Anbau erweitert wurde. 2006 zog sie zunächst provisorisch, seit August 2008 mit einer neuen Geschäftssstelle in die Passauer Innenstadt um. Neben der Geschäftsstelle am Nibelungenplatz gibt es im Eingangsbereich eines neuen Cineplex-Kinos einen Selbstbedienungsbereich. In Passau betreut die Sparda-Bank Regensburg über 6 000 ihrer Kunden. Nur mit jeweils einer Geschäftsstelle in Passau vertreten sind zudem drei kleinere Raiffeisenbanken: Die Raiffeisenbank im Landkreis Passau-Nord, die Raiffeisenbank Kirchberg vorm Wald, und die Raiffeisenbank Salzweg-Thyrnau.

Die Raiffeisenbank im Landkreis Passau-Nord eG mit Sitz in Tiefenbach hat eine Bilanzsumme von 323,9 Millionen Euro und insgesamt elf Filialen. Gegründet wurde die Bank im Jahre 1895 von Handwerkern und Gewerbetreibenden. Heute ist sie im Besitz von vier Warenlagern und der Hutthurmer Bayerwald-Brauerei.

Ebenfalls in Tiefenbach ansässig ist mit der Raiffeisenbank Kirchberg vorm Wald eG eine der 50 kleinsten Genossenschaftsbanken Deutschlands mit einer Bilanzsumme von 96,08 Millionen Euro. Zu möglichen Fusionsplänen der beiden Institute, die jeweils eine Filiale in Passau unterhalten, waren jedoch keine Informationen zu erhalten.

Die Raiffeisenbank Salzweg-Thyrnau, Salzweg, bringt es auf eine Bilanzsumme von 248,5 Millionen Euro und rangiert damit auf Platz 639 in der BVR-Mitgliederliste im Mittelfeld. Von ihren insgesamt fünf Geschäftsstellen liegt eine in Passau.

Deutschlands älteste und größte Kirchenbank

Das größte in Passau vertretene genossenschaftliche Institut ist der Gruppe der Sonderinstitute zuzurechnen. Mit der Liga Bank eG, die allerdings ihren Sitz in Regensburg hat, ist in Passau darüber hinaus Deutschlands eigenen Angaben zufolge älteste und größte Kirchenbank vertreten. Dies gilt allerdings nur im Hinblick auf die katholische Kirche, denn die evangelischen Darlehensgenossenschaften in Kiel und Kassel rangieren in der BVR-Rangliste direkt vor der Liga Bank, die 2008 mit einer Bilanzsumme von 3,997 Milliarden Euro den Platz 18 belegte.

Ihre Geschichte führt die Liga Bank zurück auf den 1917 gegründeten "Verband der katholischen Ökonomiepfarrer Bayerns", dessen Zweck es war, den "mit den Pfründen verbundenen Ökonomiebetrieb wirtschaftlicher zu gestalten." Dabei ging es vor allem um den Finanzbedarf bei der Übernahme einer Ökonomiepfarrei, da die zu zahlende Ablöse viele Geistliche überforderte. Damit die Pfarrer nicht durch anderweitige Kreditaufnahme in Abhängigkeit von nichtkirchlichen Personen und Institutionen gerieten, sollten diese Mittel auf dem Weg der genossenschaftlichen Selbsthilfe aufgebracht werden.

Am 27. Oktober 1919 wurde der Verband als "wirtschaftlicher Verband der katholischen Geistlichen Bayerns" neu gegründet. Gegenstand war nun "die Förderung der wirtschaftlichen Interessen des Klerus durch Annahme von Spareinlagen, Gewährung von Darlehen, Vermittlung von Wertpapieren, Abschluss von Versicherungen, Nachlassverwaltung insbesondere bei Aufgabe einer Ökonomiepfarrei".

Den Namen Liga trägt der Verband seit 1924 in Anlehnung an den Namen der Klerusorganisationen in Spanien und Italien. Die mit der Neugründung erfolgten Änderungen führten zu einem rasanten Anstieg der Beitritte. 1925 gehörten mehr als drei Viertel des bayerischen Klerus dem Verband an.

Heute ist die Liga Bank eine von fünf Banken im Bereich der katholischen Kirche in Deutschland und als einziges Institut dieser Gruppe im Süden vertreten. Die Zentrale ist in Regensburg, Passau (seit 1982) ist eine von elf Filialen in Deutschland. Daneben agiert die Bank seit 2002 mit einer Repräsentanz in Linz auch in Österreich. Auch heute noch werden Kunden und Mitglieder nur aus dem kirchlichen Bereich aufgenommen.

Das Angebot der Bank umfasst die volle Produktpalette Girokonto über Finanzierungen und Vermögensplanung und die Liga Krankenversicherung katholischer Priester bis hin zu einer eigenen Fondsspalte, gemeinsam aufgelegt mit Union Investment und der Pax-Bank unter dem Namen "Liga-Pax-Fonds", deren Anlagepolitik sich an ethischen Werten orientiert. Genossenschaftliche Konkurrenz aus Österreich

Eine ganz spezielle Konkurrenz aus dem genossenschaftlichen Sektor stellt die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich dar.

Deren Niederlassung in Passau bildete 1991 den Auftakt zu den Aktivitäten im süddeutschen Raum. Mittlerweile unterhält die stärkste Regionalbank Österreichs hierzulande acht Niederlassungen: Passau, Landshut, Regensburg, Nürnberg, München, Ulm, Würzburg und seit 2008 - als jüngster Standort und zugleich erster in Baden-Württemberg - Heilbronn.

Auch im Krisenjahr 2008 hielt der Erfolg der Österreicher an. Die Anzahl der Kunden stieg um 1 292 oder 13 Prozent. Die Bilanzsumme der RLB in Süddeutschland erhöhte sich um 35 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro, und das gesamte Geeschäftsvolumen inklusive Leasing, Factoring und den Aktivitäten der Private-Banking-Tochter Privatbank AG stieg um 15,6 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro.

Mit 251 Mitarbeitern werden in Süddeutschland insgesamt 11 076 Kunden betreut, wobei das Firmenkundengeschäft mit mittelständischen Unternehmen im Vordergrund steht. Auf sie entfallen rund 62 Prozent der Kunden, der Rest ist gehobenes Privatkundengeschäft. In den Wettbewerb im Mengengeschäft ist man bislang nicht eingestiegen.

Der Vielfalt im Genossenschaftssektor steht auf Sparkassenseite einzig die Sparkasse Passau gegenüber. Sie führt ihre Geschichte auf sieben Gründungssparkassen zurück, die in den Jahren 1825 bis 1842 entstanden. Die Fusionsgeschichte des Hauses konzentriert sich jedoch großenteils auf wenige Jahre: 1972 hatten sich im Zuge der Gebietsreform die Stadtsparkasse Passau, die Kreissparkasse Passau-Wegscheid und die Vereinigten Sparkassen im Landkreis Greisbach im Tottal zur Sparkasse Passau zusammengeschlossen. Dieser fusionierten Sparkasse Passau schloss sich zum 15. Juli 1975 auch die Stadt- und Kreissparkasse Vilshofen an.

Sparkasse Passau: Seit 1975 in der heutigen Form

Damit erhielt das Institut 1975 seine heutige Form - wenn auch der Vorstand seither von damals elf auf heute drei Mitglieder verschlankt wurde. Besonderheit: Seit 1997 wird die Sparkasse von einer Frau geführt. Renate Braun ist eine von nur 43 Frauen, die laut DSGV derzeit 1199 Männern in deutschen Sparkassenvorständen gegenüberstehen.

Seit 1975 ist das Geschäftsgebiet der Sparkasse deckungsgleich mit dem Gebiet ihrer Gewährträger, dem Zweckverband des Landkreises und den Städten Passau und Vilshofen. Innerhalb dieses Gebiets betreut die Sparkasse mit 47 Geschäftsstellen und drei Selbstbedienungsstandorten rund 100 000 Kunden(verbünde).

Mit einer Bilanzsumme von 2,374 Milliarden Euro 2008 rangiert die Sparkasse Passau von der Größenordnung her im oberen Drittel aller Sparkassen. In der Sparkassen-Rangliste 2007 belegte sie Rang 133. Unter den acht niederbayerischen Sparkassen ist das Passauer Institut das drittgrößte hinter den Sparkassen Landshut und Rottal-Inn mit jeweils knapp über drei Milliarden Euro Bilanzsumme.

Im Wettbewerb sieht man sich erfolgreich positioniert. Der Marktanteil im Privatkundengeschäft wird (gemessen an der Zahl der Girokonten) mit 35 Prozent angegeben. Im Firmenkundengeschäft liegt er bei 58 Prozent.

Wettbewerb aus Österreich nicht in der Breite

Das Wachstum im Kreditgeschäft, bei dem 2008 mit einem Kreditvolumen von 1,466 Millionen Euro beziehungsweise einem Plus um 11,4 Prozent für die Sparkasse ein "Rekordergebnis" erzielt wurde, wurde denn auch primär vom Segment der Unternehmen und Selbstständigen getragen. Neben der Vermittlung öffentlicher Fördermittel, für die sie 2008 von der Bayern-LB ausgezeichnet wurde, sieht die Sparkasse ihre Stärke vor allem in der Förderung von Existenzgründungen. Viele Preisträger beim Start Up-Wettbewerb wurden in den letzten Jahren von der Sparkasse Passau begleitet. Der Leiter der Gewerbekundenbetreuung wurde deshalb 2008 unter die Top-10-Experten des Wettbewerbs berufen.

In der Finanzmarktkrise hat die Sparkasse Passau aktiv über die Medien um Vertrauen geworben. Als Fazit sieht man die Sparkassen als "Testsieger" der Krise. Das Einlagevolumen von 1,937 Milliarden Euro liegt um 2,4 Prozent über dem Vorjahreswert.

Den Wettbewerb mit österreichischen Mitbewerbern, eine Besonderheit des Grenzgebietes, sieht man bei der Sparkasse gelassen. Als Wettbewerber wahrgenommen werden die österreichischen Institute, die vor Ort agieren (neben der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich mit ihrer Tochter Privatbank AG ist es die Oberbank AG aus Linz mit einer Geschäftsstelle in Passau und die Sparkasse Oberösterreich, die über eine Geschäftsstelle im österreichischen Freinberg auch Passauer Kunden wirbt), weniger in der Breite als bei gezielt ausgewählten Kunden. Von ihnen grenze man sich durch die Beratungsqualität ebenso wie durch die Kenntnis der Marktgegebenheiten vor Ort erfolgreich ab.

Swantje Benkelberg , Chefredaktion, bank und markt, Cards Karten Cartes , Fritz Knapp Verlag
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