Vor Ort

Zehn Jahre Umweltbank: erfolgreich in der Nische

Die Umweltbank AG, Nürnberg, ist keineswegs die erste "grüne" Bank in Deutschland. Denn bereits 1988 - neun Jahre vor der Zulassung der Umweltbank - war die Ökobank eG gegründet worden. Bei beiden Instituten stand der Umweltschutzgedanke im Mittelpunkt. Es ging vor allem darum, nachhaltige Projekte zu finanzieren, für die bei anderen Banken nur schwer Kredite zu bekommen waren.

Mischung aus Deutscher Bank und Ökobank

Doch während die Ökobank ihren Genossenschaftsmitgliedern und Anlagekunden eine gewisse Opferbereitschaft abverlangte und günstige Kredite für förderungswürdige Projekte durch Renditeverzicht finanzierte, will die Umweltbank seit jeher Ökologie und Ökonomie verbinden.

Nach anfänglich schlechten Erfahrungen werden deshalb zum Beispiel für die Finanzierung von Windkraftanlagen heute drei statt anfangs zwei Windgutachten verlangt.

Die Bank versteht sich als Mischung aus Deutscher Bank und Ökobank, wobei die beiden Institute für Gegenpole in der Ausrichtung stehen - die Deutsche Bank für professionelles Bankgeschäft und Solidität, die Ökobank für den Umweltgedanken. Das Logo - ein aufgebrochenes grünes Quadrat - soll denn auch bewusst an das der Deutschen Bank erinnern, während die Farbe sowie das aufstrebende Blatt in der Mitte für den ökologischen Ansatz stehen.

Das Konzept hat sich offenbar bewährt. Denn während die Ökobank 2003 von der GLS Gemeinschaftsbank übernommen wurde, nachdem sie in eine Schieflage geraten war, kann die Umweltbank in diesem Jahr voller Stolz ihr zehnjähriges Bestehen feiern und hat sich vorgenommen, mindestens das hundertjährige Jubiläum zu erleben.

Ganz selbstverständlich ist dieser Erfolg nicht. Denn die Anfänge der Bank waren außerordentlich schwierig. Unter den heutigen Rahmenbedingungen - sowohl, was das Kreditwesengesetz betrifft als auch im Hinblick auf EU-Richtlinien - wäre der Aufbau der Umweltbank in dieser Form auch kaum noch möglich, gesteht der Gründer und Vorstandsvorsitzende Horst P. Popp ein.

Schwieriger Gründungsprozess

Im ersten Anlauf gelang die Gründung nicht: Im November 1994 konnte die erste Aktienemission zur Gründung der Umweltbank mit bis zu 20 Millionen DM Volumen aus Zeitmangel nicht vollständig platziert werden. Es fehlten noch etwa 200 000 DM. Um die Unabhängigkeit der künftigen Bank nicht zu gefährden, lehnte Popp Übernahmeangebote ab und überwies den Zeichnern die eingezahlten Gelder zurück. Auch im zweiten Anlauf gestaltete sich das Zusammenbringen des Gründungskapitals - trotz der Einschaltung von Vertriebspartnern - ausgesprochen schwierig.

Von Juli 1995 bis Dezember 1996 konnten aber schließlich 3 302 Aktionäre überzeugt werden, sich mit einer Mindestzeichnung von 5 000 Euro zu beteiligen. Zusätzlich wurden die Vorlaufkosten der Bankgründung mit (erst im Dezember 2006 in Aktienkapital umgewandelten) stillen Beteiligungen in Höhe von 12,5 Millionen Euro finanziert. Im Oktober 1996 konnte schließlich der Zulassungsantrag beim Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen eingereicht werden. 1997 wurde die Vollbanklizenz erteilt. Dass man sich trotz des schwierigen Gründungsprozesses gegen den Kauf eines Bankmantels und den anschließenden Umbau des betreffenden Instituts entschied, erklärt die Bank damit, dass zum fraglichen Zeitraum nur Kandidaten mit Altlasten zum Verkauf standen.

Nach den zähen Anfängen hat sich die Bank aber kontinuierlich entwickelt.

Die Bilanzsumme der Bank erhöhte sich von 39,5 Millionen Euro 1997 auf 810 Millionen Euro 2006.

Das Anlagevolumen kletterte von 15,5 Millionen Euro auf 516 Millionen, das Kreditvolumen von 17,7 auf 682 Millionen Euro.

Während ihres Bestehens hat die Bank über 6 695 Projekte aus den Bereichen Sonnenenergie, ökologisches und soziales Bauen, Wind- und Wasserkraft, Biomasse/Biogas und ökologische Landwirtschaft finanziert, darunter zum Beispiel den Bau von 1 875 Passiv-, Solar- und Niedrigenergiehäusern.

Insgesamt zählte die Bank Ende vorigen Jahres 52 000 Kunden. 2 000 Neukunden konnten allein im letzten Quartal 2006 gewonnen werden.

Von den ursprünglich 3 302 Gründungsaktionären sind heute noch rund 1 700 dabei. Ingesamt hat die seit 2001 im Feiverkehr der Frankfurter Börse notierte Bank über 5 000 Aktionäre, das haftende Eigenkapital beläuft sich auf über 50 Millionen Euro. Seit 1998 konnte (mit Ausnahme der Jahre 2001 und 2002) eine Dividende gezahlt werden.

Zweitbank für ökologische Geldanlage und Finanzierung

Die Zahlen zum Geschäftsverlauf zeigen es: Bis heute ist die Umweltbank eine Nischenbank geblieben - auch wenn die Nachfrage nach ökologischen Bankprodukten gestiegen ist.

Da es das Ziel ist, Wirtschaftlichkeit mit dem Umweltschutzgedanken zu verbinden, also zum Beispiel auch Anlageprodukte mit vernünftiger Rendite anzubieten, versteht sich das Institut nicht als Bank allein für "Freaks". Den "typischen" Um-weltbank-Kunden gebe es so nicht, heißt es aus Nürnberg. Die Klientel repräsentiere einen Querschnitt aller gesellschaftlichen Bereiche, mit einem etwas überdurchschnittlichen Bildungsniveau und einem gewissen Umweltbewusstsein als gemeinsames Merkmal. Die Zielgruppe ist aber doch überschaubar. Das Geschäftsmodell einer Direktbank ist deshalb naheliegend.

Im Wettbewerb misst sich die Umweltbank aber nicht an den im Retailgeschäft tätigen Direktbanken. Ein Girokonto gehört denn auch nicht zum Angebot. Das Selbstverständnis der Bank ist das einer Zweitbankverbindung für die ökologische Geldanlage oder das ökologische Finanzieren.

Damit ist die Nische, in der man sich bewegt, eng umrissen. Als Wettbewerber, mit denen man sich vergleicht, werden lediglich GLS-Bank und die Ethikbank genannt, allenfalls noch die Bank für Orden und Mission, obwohl auch diese schon wieder einen etwas anderen Ansatz verfolgt.

Mit steigender gesellschaftlicher Bedeutung des Klimaschutzes haben zwar auch die übrigen Geschäftsbanken das Thema für ihr Geschäft entdeckt. Starken Wettbewerb auf ihrem Spezialgebiet registrieren die Nürnberger aber noch nicht. Mit dem Spe-zial-Know-how etwa bei Solardarlehen sieht man sich im Wettbewerb bestens positioniert.

Umweltrat als "Ökologischer Aufsichtsrat"

Eigenen Angaben zufolge ist die Umweltbank das einzige Kreditinstitut in Deutschland, das den Umweltschutz als Unternehmensziel in seiner Satzung verankert hat. Es wird garantiert, dass Kredite ausschließlich an Umweltprojekte vergeben werden. Überwacht wird der ökologische Rahmen der Bankgeschäfte vom Umweltrat. Als Pendant zum Aufsichtsrat übt er die Funktion eines unabhängigen ökologischen Kontrollgremiums aus und berät die Positiv- und Negativkriterien, an denen sich die gesamte Geschäftstätigkeit der Bank ausrichtet.

So wird etwa jeder Kredit sowohl einer wirtschaftlichen als auch einer ökologischen Prüfung unterzogen. Auch bei der Erstellung solcher Kriterien-Kataloge wie beispielsweise der Umwelt-Punkte-Checkliste zur ökologischen Bewertung von Bauvorhaben bringt der Umweltrat sein Knowhow ein.

Bei ihren eigenen Belangen setzt die Bank ebenfalls strenge Kriterien an.

So ist das Gebäude, in dem sich die Büroräume der Bank befinden, ein Modellprojekt ökologischer Altbausanierung.

Der gesamte Strombedarf der Bank wird durch regenerativ erzeugten Strom aus Wind und Solarkraft gedeckt, teilweise aus hauseigenen Solaranlagen.

Für jeden neu gewonnenen Kunden zahlt die Bank fünf Euro in einen "Umweltförderfonds", um damit verschiedene Umwelt- und Naturschutzprojekte zu unterstützen, die jeweils auch mit dem Umweltrat abgestimmt werden.

Beim aktuellen Projekt "Bäume für Mali" werden für jeden Neukunden der Umweltbank fünf Bäume in der Sahelzone gepflanzt. Insgesamt wurden durch die Kunden bis zum Jahresende 2006 zirka 157 000 Euro für Mali und Burkina Faso gespendet. Bisherige andere Projekte waren das Bund-Projekt "Zukunftswald 2000" und das "Wald-Wertpapier" der Stiftung Wald in Not.

Auch die Mitarbeiter sollten ein gewisses Umweltbewusstsein mitbringen. Dienstwagen gibt es bei der Bank nicht. Stattdessen erhalten alle Mitarbeiter Tickets für den öffentlichen Nahverkehr, um umweltfreundlich ins Büro zu kommen. Parkplätze werden bewusst nicht gestellt. Für Dienstfahrten unterhält die Bank zwei Dienstfahrzeuge: ein rotes Solarmobil der Marke "Hotzenblitz", das abgasfrei fährt und in der hauseigenen Solartankstelle mit Ökostrom betankt wird, sowie ein gelbes Elektroauto City-EL.

Swantje Benkelberg , Chefredaktion, bank und markt, Cards Karten Cartes , Fritz Knapp Verlag
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