Bankmanagement-Glossar

Was ist die Zweite Sparkasse?

Es ist nicht das Ziel der Bankmanage-ment-Glossare, sich mit einzelnen Banken zu befassen. Ausnahmsweise erscheint dies jedoch zweckmäßig, vor allem wenn es eine Bank ist, die gänzlich aus der Reihe fällt. "Die Zweite Sparkasse" ist so eine Bank. Sie wurde 2006 auf Initiative und mit Mitteln der "Erste Stiftung" als Non-Profit-Institut in Wien gegründet - mit dem Ziel der Abwicklung von Geldgeschäften für Personen, die kein Bankkonto haben und auch keines bekommen. Sie ist eine auf den ursprünglichen Zweck einer Bank ausgerichtete originelle Art von Corporate Social Responsability. Die "Erste Stiftung" ist die Rechtsnachfolgerin der 1819 gegründeten "Ersten österreichischen Spar-Casse", deren Geschäftsbetrieb 1993 in "Die Erste österreichische Spar-Casse - Bank AG" übertragen wurde. Diese wurde nach der Übernahme der "Girocredit Bank AG der österreichischen Sparkassen" zur "Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG". Seit der Etablierung einer Holdingstruktur 2008 ist sie eine Tochtergesellschaft der "Erste Group Bank AG", die darüber hinaus in sieben CEE-Staaten mit Tochtergesellschaften und namhaften Marktanteilen präsent ist. Die "Erste Stiftung" hält einen Anteil von etwas über 30 Prozent am Kapital der "Erste Group Bank AG". Sie ist dem Gemeinwohl verbunden und engagiert sich insbesondere für soziale Projekte. In dem von der "Erste Stiftung" ins Leben gerufenen Projekt "Die Zweite Sparkasse" erlebt das Gründungsmotiv der "Ersten österreichischen Spar-Casse" aus 1819 "dem Fabrikarbeiter, dem Landmanne, oder sonst einer gewerbefleißigen und sparsamen minderjährigen oder großjährigen Person, die Mittel an die Hand zu geben, von ihrem mühsamen Erwerbe von Zeit zu Zeit ein kleines Capital zurückzulegen, um solches in späteren Tagen zur Begründung einer besseren Versorgung, zur Aussteuer, zur Aushülfe in Krankheit, im Alter oder zur Erreichung irgendeines löblichen Zwecks zu verwenden" eine Renaissance. "Die Zweite Sparkasse" hat als Geschäftszweck, Personen, die wegen mangelnder Bonität über kein Konto verfügen, mit einem solchen auszustatten und ihnen bei ihren Geldgeschäften Unterstützung zu leisten. Die Gründung geht auf den Gedanken zurück, dass bis zu ein Prozent der Bevölkerung ohne Bankverbindung leben muss (das sind in Österreich rund 80 000 Menschen) - obwohl heute Gehaltsbezug und Zahlungen wie Miete oder Gas und Strom nahezu ausschließlich bargeldlos über ein Bankkonto abgewickelt werden. Die Ursachen, warum Banken aus Bonitätsgründen ein Konto kündigen oder kein neues eröffnen, sind meist Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Krankheit, die zu einer wirtschaftlichen Notlage scheinbar ohne Ausweg geführt haben. Auf drei Jahre befristet "Die Zweite Sparkasse" bietet Betroffenen, die sich um eine Lösung ihres Problems bemühen, ein Girokonto an. Dieses Angebot erfolgt in enger Kooperation mit Wohlfahrts-, Sozial- und Schuldnerorganisationen wie der Caritas. Dank dieser ganzheitlichen Betreuung haben die in wirtschaftliche Not geratenen Personen die Chance, ihre Geldprobleme in den Griff zu bekommen. Dazu gehört auch, wieder ein Girokonto bei einer ganz normalen Bank eröffnen zu können. Das angebotene Girokonto ist ein auf drei Jahre befristetes Habenkonto ohne Überziehungsmöglichkeit. Alle Verfügungen zugunsten und zulasten eines Girokontos sind damit möglich. Mit dem Konto ist auch eine Maestro-Bankomatkarte verbunden, die für weltweite Bargeldbezüge und bargeldlose Zahlungen geeignet ist. Zusätzlich bietet "Die Zweite Sparkasse" ihren Kontoinhabern auch ein Sparkonto, einen Bausparvertrag und in Kooperation mit der Wiener Städtischen Versicherung ein Versicherungspaket an. Das Kreditinstitut arbeitet eng mit der Ersten Bank zusammen. Mittlerweile hat sie vier Filialen in Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg, wo mit den regionalen Sparkassen eine Zusammenarbeit besteht. Eine österreichweite Abdeckung ist geplant. "Die Zweite Sparkasse" ist eine Bank ohne Gewinnorientierung. Ihre Mission besteht ausschließlich darin, Menschen mit einer Bankdienstleistung zu unterstützen, die sie nirgendwo anders bekommen. Ein ehrenamtlicher zweiköpfiger Vorstand leitet das Institut. Die ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiter von der "Erste Bank der österreichischen Sparkassen" und von regionalen Sparkassen (mittlerweile über 400) betreuen die Kunden und sorgen für die Abwicklung der Geschäfte. Die Idee einer "Bank für Menschen ohne Bankkonto" soll in absehbarer Zeit auch über die Tochterbanken der "Erste Group Bank AG" über die Grenzen Österreichs hinaus nach Zentral- und Osteuropa getragen werden. Sie ist für die "Erste Stiftung" ein gelebtes Beispiel von Corporate Social Responsability. Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor der Wirtschaftsuniversität Wien und Geschäftsführer der PayLife Bank GmbH; ewald. judt[at]paylife[dot]at/www.paylife.at. Dr. Claudia Klausegger ist Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien; claudia.klausegger[at]wu-wien[dot] ac.at.

Dr. Ewald Judt , Honorarprofessor , Wirtschaftsuniversität Wien
Dr. Claudia Klausegger , Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien
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