Indizes

Dr. Claudia Klausegger

Quelle: privat

Im Wirtschaftsleben stößt man regelmäßig auf unterschiedliche Indizes - von Mengen- und Preisindizes bis zu Börsenindizes wie Renten- und Aktienindizes. Ein Index ist eine Messziffer, welche die Veränderung einer bestimmten Größe ausdrückt. Dabei wird ein sich im Zeitablauf verändernder Wert zu einem als Grundlage festgesetzten Basiswert ins Verhältnis gesetzt. Bei vielen Indizes wird der Anfangswert mit dem Basiswert 100 versehen. Ein Indexwert von 125 bedeutet dann, dass der Basiswert seit dem Basiszeitpunkt um 25 Prozent gestiegen ist.

Gradmesser für Veränderungen im Zeitablauf

Mit einem Index kann man die Entwicklung von Werten im Zeitverlauf darstellen, womit er Gradmesser für Veränderungen eines ökonomischen Sachverhalts zum Beispiel für die wirtschaftliche Performance ganzer Volkswirtschaften ist.

Besondere Bedeutung für Finanzdienstleister haben die Börsenindizes. Hier unterscheidet man Renten- und Aktienindizes. Die Hauptfunktionen eines Börsenindex bestehen in der Lieferung eines aktuellen Überblicks über das Marktgeschehen (Information Function), als Maßstab bei der Erfolgskontrolle von Anlagen (Benchmark Function) und als Instrument, das einem derivativen Geschäft zugrunde liegen kann (Underlying Function).

Rendenindizes ...

Rentenindizes sollen die Wertentwicklung festverzinslicher Wertpapiere eines Marktes repräsentativ erfassen. Sie sind Maßstab für die Entwicklung des Rentenmarktes, beeinflussen die Kauf- und Verkaufsentscheidungen der Anleger und die Anlagestrategien für Rentenfonds, bilden für Rentenfonds eine Benchmark und sind Rechnungsgrundlage im Geschäft mit Derivaten und Zertifikaten. Ein Anstieg eines Rentenindex bedeutet, dass auf dem Rentenmarkt die Kurse gestiegen und die Zinsen und Renditen gefallen sind.

Damit ein Rentenindex repräsentativ ist, gilt es das Emittentenrisiko (sollte bei den Titeln mehr oder weniger gleich hoch sein) zu berücksichtigen und die jeweilige Restlaufzeit zu beachten (was allerdings regelmäßig eine Anpassung der Indexzusammensetzung erforderlich macht).

... und Aktienindizes

Aktienindizes sollen die Entwicklung eines Aktienmarkts oder eines bestimmten Marktsegments repräsentativ erfassen. So erfassen zum Beispiel der Dax die Kurse der 30 größten deutschen (und "besten" ) Aktiengesellschaften mit hoher Börsenkapitalisierung (und Liquidität) und der Tec-Dax die 30 größten Technologiewerte, die aufgrund ihrer (geringeren) Börsenkapitalisierung (noch) nicht in den Dax passen. Die meisten Aktienindizes werden nach einer von Laspeyres1) ) entwickelten Formel berechnet, welche die Wertveränderungen im Zeitablauf anzeigen:

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Dabei ist t der aktuelle Zeitpunkt, p der Börsenkurs des Aktientitels i, q das Gewicht des Aktientitels i, 0 der Basiszeitpunkt und B der Basiswert eines Aktientitels.

Ein Einteilungskriterium für Aktienindizes ist jene in Kurs- und Performance-Indizes.

Große Unterschiede zwischen Kurs- und Performance-Indizes

Kurs-Indizes sind kapitalisierungsgewichtet und geben den Kapitalerfolg, das heißt die Veränderungen des Kapitals, an. Performance-Indizes sind ebenfalls kapitalisierungsgewichtet, berücksichtigen aber nicht nur den Kapitalerfolg, sondern auch die Ausschüttungen. Für die meisten Indizes gibt es sowohl einen Kurs- als auch einen Performance-Index.

Die Unterschiede zwischen den beiden sind groß.

- So hat der Dax Kurs-Index in 30 Jahren eine Steigerung von rund 500 Prozent.

- Der Dax Performance-Index hingegen hatte im gleichen Zeitraum eine Steigerung von etwa 1 200 Prozent. Zu dieser Rendite haben die reinvestierten Zinsen aufgrund des Zinseszinseffekts 700 Prozent beigetragen.

Dow Jones - traditionsreich und populär, aber angreifbar

Der traditionsreichste Aktienindex, der Dow Jones Industrial Average Index, ist interessanterweise weder ein Kurs- noch ein Performance-Index. Er wurde 1896 von den Gründern des "Wall Street Journals", Charles Dow und Edward Jones, geschaffen, wird mehr oder weniger eigenwillig - weitgehend ohne Rücksicht auf die Kapitalisierung - aus dem Durchschnitt der Kurse von 30 liquiditätsstarken Titeln an der New Yorker Stock Exchange gebildet. Er ist daher aus seiner Konstruktion heraus angreifbar, genießt aber trotzdem große Popularität.

Unterschiedliche Einteilungskriterien

Andere Einteilungskriterien für Indizes sind unter anderem Länder-, Branchen- oder Strategie-Indizes.

- Länderindizes können nur ein Land (zum Beispiel der Dax), einen ganzen Kontinent (zum Beispiel Stoxx 600, der 600 große europäische Aktienwerte enthält) oder gar die ganze Welt (MSCI World, der über 1 600 Aktientitel aus den größten Industrienationen umfasst) berücksichtigen.

- Branchen-Indizes bilden die Entwicklung von Branchen nach, die sich im Konjunkturzyklus anders verhalten können.

- Strategie-Indizes wiederum fassen Unternehmen mit ähnlicher Strategie (zum Beispiel Unternehmen mit Export- oder Dividendenstärke) zusammen.

Rund 3 Millionen Aktienindizes weltweit

Heute existieren rund 3 Millionen Aktienindizes, das sind rund 70-mal mehr als es an Börsen notierte Aktiengesellschaften gibt. Sie werden zumindest an jedem Werktag berechnet und publiziert.

Der Großteil dieser Aktienindizes sind allerdings keine Börsenindizes, sondern Indizes aus börsennotierten Werten, die von Indexherstellern nach definierten Kriterien maßgeschneidert sind (zum Beispiel Emerging Market Indizes, ethischorientierte Indizes, ausschüttungsorientierte Indizes oder wachstumsorientierte Indizes).

Die führenden Indexhersteller sind FTSE Russell, das Indexunternehmen der London Stock Exchange, mit Indizes über eine Kapitalisierung von etwa 15 Billionen US-Dollar, MSCI Inc., ein New Yorker Finanzdienstleister, mit Indizes über eine Kapitalisierung von etwa 12 Billionen US-Dollar, und S&P Dow Jones LLC mit Indizes über eine Kapitalisierung von 4 Billionen US-Dollar.

ETFs und Benchmark-Funktion treiben den Zuwachs

Der enorme Zuwachs an Indizes ist zum einen auf das Wachstum der ETFs, der Exchange Traded Funds, zurückzuführen. Ein ETF ist ein Investmentfonds, der einen Index nachbildet und an der Börse gehandelt wird. Bei einem derartigen Fonds beinhaltet ein Wertpapier den gewählten Index und somit einen ganzen Korb von Wertpapieren. Diese passive Anlageform zeichnet sich sowohl durch geringere Einmalkosten als auch geringere laufende Kosten aus und ist darüber hinaus einfach handelbar.

Zum anderen ist das Wachstum der Indizes jedoch auch auf ihre Funktion als Benchmark zur Beurteilung des aktiven Managements von Anlagen zurückzuführen.

Indizes, vor allem Börsenindizes, gelten darüber hinaus als Maßstab für die Entwicklung der Wirtschaft der ganzen Welt, von Kontinenten, ganzer Länder oder Branchen. Steigen die Börsenindizes, gilt das als Trend in Richtung Stärke der Wirtschaft, geben die Börsenindizes nach, gilt das als Trend in Richtung einer Schwäche der Wirtschaft.

1) Ernst Louis Étienne Laspeyres war ein deutscher Nationalökonom und Statistiker (*1834, Halle, † 1913, Gießen)

Dr. Ewald Judt ist Honorarprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien; ewald.judt[at]wu.ac[dot]at; Dr. Claudia Klausegger ist Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien; claudia.klausegger[at]wu.ac[dot]at.

Dr. Claudia Klausegger , Assistenzprofessorin am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien
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