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AGV Banken: Die Zukunft des Arbeitens ist hybrid

Schon vor Corona haben 40 Prozent der Beschäftigten im privaten Bankgewerbe mindestens teilweise von zuhause aus gearbeitet. Das sagt der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes. Ein Großteil der Mitarbeiter hatte damals den Wunsch, dies häufiger zu tun: Jeweils 32 Prozent wünschten sich, an einigen Tagen pro Woche oder an einigen Tagen im Monat im Homeoffice zu arbeiten. Ebenso viele wollten dies aber auch nicht. Ganz von daheim aus arbeiten wollten nur 4 Prozent. Das hat der AGV Banken in einer repräsentativen Umfrage mit Kantar TNS erhoben.

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Eine Beschäftigtenbefragung der DAK zur Situation in der Arbeitswelt vor und während der Pandemie bescheinigt den Banken sogar eine führende Rolle beim Wechsel ins Homeoffice: 80 Prozent der Beschäftigten bescheinigten hier ihren Arbeitgebern, die Möglichkeiten dazu sprunghaft ausgeweitet zu haben. Damit sind Banken und Versicherungen die Branche mit der höchsten Dynamik dieses abrupten Wandels und rangieren sogar noch vor den IT- Dienstleistern. Der Durchschnittswert für die Gesamtwirtschaft liegt bei 57 Prozent. Durch die Digitalisierung erwarten denn auch 54 Prozent der Beschäftigten des privaten Bankgewerbes durch die Digitalisierung eine eher starke Verbesserung bei der Wahl des Arbeitsorts. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als noch 2019.

Corona-Situation zeigt Grenzen auf

Die Erfahrungen des Jahres 2020 haben allerdings auch gezeigt, dass sich persönliche soziale Kontakte im Büro nicht vollständig durch virtuelle Treffen ersetzen lassen. Und diese Defizite werden umso größer, je länger das "Social Distancing" dauert. Auch das bestätigen die Ergebnisse der Befragung des AGV Banken. So erwarten 30 Prozent der Befragten eine Verschlechterung von Teamgeist und Zusammenhalt unter Kollegen, mit einer Verbesserung rechnen lediglich 18 Prozent. Was die erwarteten Veränderungen beim Führungsverhalten der direkten Führungskraft angeht, sind die Meinungen geteilt - jeweils 19 Prozent rechnen mit einer Verbesserung beziehungsweise Verschlechterung, 37 Prozent der Befragten antworten mit teils/teils.

Auch der DAK-Studie zufolge vermissen 75 der Befragten, die regelmäßig im Homeoffice arbeiten, den persönlichen Kontakt zur Kollegen. Fast jeder Zweite (48 Prozent) empfindet den Austausch mit Kollegen als schwieriger und 47 Prozent sehen die fehlende klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben als Nachteil.

Mitarbeiter im Dauer-Homeoffice sind weniger zufrieden

Die im Februar dieses Jahres durchgeführte AGV-Umfrage zeigt zudem, dass Beschäftigte, die immer oder mehrmals pro Woche im Homeoffice arbeiten, weniger zufrieden und leistungsfähig sind als jene, die durchschnittlich nur einmal die Woche von zuhause aus arbeiten. Das gilt vor allem für den Umgang mit neuen Aufgaben und Herausforderungen. Hier liegt die Bewertung der reinen Heimarbeiter um 11 Prozent unter dem Durchschnitt aller Beschäftigten, während diejenigen, die nur einmal pro Woche im Homeoffice sitzen, um 13 Prozent darüber liegen. Auch ihre psychische Verfassung bewerten Beschäftigte mit "Homeoffice pur" deutlich schlechter (5 Prozent) als der Durchschnitt, die gelegentlichen Heimarbeiter hingegen um 4 Prozent besser. Der persönliche Umgang mit Termin- und Leistungsdruck wird allerdings von beiden Gruppen besser bewertet als vom Durchschnitt aller Beschäftigten - wenngleich von den gelegentlichen Homeoffice Nutzern so stark wie von denen, die häufig doppelt daheim arbeiten.

Der AGV Banken zieht daraus den Schluss: Die Arbeitswelt der Zukunft wird hybrid - sofern sie es nicht ohnehin schon ist. Die neuerlich aufgeflammte Diskussion über einen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice, als allzu pauschal und einseitig bewertet. Für welche Unternehmensbereiche, Tätigkeiten und Personen sich überhaupt beziehungsweise wann und wie oft die Arbeit im Homeoffice arbeitet, lässt sich nicht pauschal beantworten. Und wenn ein Großteil der Beschäftigten sich hier von ihrem Arbeitgeber gut unterstützt sieht, besteht offenbar kein dringender Handlungsbedarf. Ohnehin dürfte für Unternehmen klar sein, dass Flexibilität - in Sachen Homeoffice, aber auch bei anderen Aspekten - im Werben um Fachkräfte eine zunehmende Bedeutung gewinnt. Zumindest sollte der Gesetzgeber also erst einmal abwarten, wie sich die Situation nach Ende Corona-Pandemie darstellt. Sollten dann Unternehmen im großen Stil das Homeoffice wieder abschaffen, wäre es immer noch Zeit für eine gesetzliche Regelung. Red.

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